Wurde die Kindergartenstudie manipuliert? Heute stellte die Universität Wien die Ergebnisse der Prüfung vor. Auch wenn kein wissenschaftliches Fehlverhalten von Aslan vorliege, sei der Einfluss des Ministeriums außer Zweifel.
Nachdem die erste Kindergartenstudie im Dezember 2015 für Aufregung sorgte, sollte eine zweite Untersuchung die Situation rund um die islamischen Kindergärten in Wien erneut aufgreifen. Schon die Voruntersuchung erhitzte die Gemüter.
Anfang Juli berichtete der FALTER, dass Beamte von Kurz die umstrittene Islamkindergartenstudie des Wiener Religionspädagogen Ednan Aslan an entscheidenden Stellen zum Nachteil der Muslime stark zugespitzt und umgeschrieben haben. Insgesamt wurden mehr als „900 Änderungen vorgenommen.“ Um die Wissenschaftlichkeit der Studie zu überprüfen, beauftragte die Universität Wien die unabhängige Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI). Diese gründete unter der Leitung des deutschen Juristen Stephan Rixen, eine Kommission aus sechs Wissenschaftler, die die Studie überprüfen und eine Stellungnahme formulieren sollten.
Die mit Neugier erwartete Stellungnahme wurde heute vom Rektor der Universität Wien Heinz W. Engl und dem live zugeschalteten Stephan Rixen auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
Dem Gutachten der OeAWI Kommission zufolge sei es keine tolle Studie, aber im strengen juristischen Sinn wurde wissenschaftliches Fehlverhalten nicht nachgewiesen, betonte Rektor Engl. Nicht die Ergebnisse von Aslan, sondern seine wissenschaftliche Güte wurde angezweifelt, doch habe man auch hier keine Verstöße gegen die Wissenschaftlichkeit gefunden. Laut Rixen wurden mehrere Stellen als „nicht nachvollziehbar“ bemängelt.
Im Hinblick auf das wissenschaftliche Fehlverhalten erläuterte Rixen, dass es sprachliche Änderungen redaktioneller Natur gegeben habe, die zu einer inhaltlichen Verschiebung geführt habe, so dass ungewollte Formulierungen wie „islamische Werte“ „hineingerutscht“ seien. Aus diesem Grund kommen alle Gutachter zu den Entschluss, dass die Studie nicht dermaßen entscheidend verändert worden, dass ein wissenschaftliches Fehlverhalten von Prof. Aslan vorliege, da in diesem Bereich auch keine konkreten Richtlinien vorhanden seien, wie in Deutschland.
Zudem befragte die Kommission auch die Beamten, die an der Änderung der Studie beteiligt waren, doch habe einer der Beamten, auf den anderen, seinen Vorgesetzten, verwiesen, der dann eine Stellungnahme vorlegte. Laut Rixen stehe es außer Zweifel, dass es einen Einfluss des Außen- und Integrationsministeriums (BMEIA) gab. Dabei sei nirgendwo in der Studie festgehalten gewesen, dass das Ministerium in den Abschlussbericht einzubeziehen sei, was aber geschah.
Laut Rektor Engl werde die Uni Wien ein Empfehlungskatalog vorbereiten, wie derartige Untersuchungen künftig auszusehen haben, damit „grenzgängerische Interventionen und Einflussnahmen eines politischen Akteurs“ in Zukunft verhindert werden.
Die Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaft, Ulrike Felt, hätte die Arbeit Aslans zurückgeworfen oder mit nicht genügend bewertet. Für eine Veröffentlichung des Prüfberichts, die 32 Seiten umfasst, müsse aus Gründen des Persönlichkeitsrechts um die Zustimmung Aslans gebeten werden.