Sie lieben die Natur, begrüßen sich mit dem Pfadfindergruss und beten aus dem Koran. Muslimische Pfadfinder organisieren sich in Verbänden und starten Projekte, die Zukunft versprechen.
Pfadfinden ist eine Erziehungsbewegung für junge Menschen, bei der es darum geht sich aktiv für den Schutz der Natur zu bemühen, Verantwortung zu übernehmen, Toleranz und Respekt gegenüber anderen zu zeigen und sich für gleichberechtigtes Zusammenleben einzusetzen. Seit der Gründung 1907 hat sich Pfadfinden zur größten Jugendbewegung der Welt entwickelt. Zu den Pfadfindern gehören weltweit etwa 40 Millionen Mitglieder, die sich gewaltfrei für Völkerverständigung einsetzen.
Viele Pfadfindergruppen sind nach Glaubensrichtungen organisiert. So gibt es unter anderem Pfadfinderverbände jüdischen, evangelischen, muslimischen oder katholischen Glaubens, die wiederum einer der wenigen Weltpfadfinderverbände angehören. In Deutschland pflegen auch Muslime die Pfadfindertradition. Sie unterscheiden sich nur im spirituellen und ethischen Bereich, sie schöpfen ihre Grundlage aus dem Koran und der Sunna. Selbstverständlich verinnerlichen sie aber die Pfadfindermethoden, genauso wie andere Pfadfinderverbände.
Seit 2010 gibt es einen Verband muslimischer Pfadfinder, der sich „Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen“, kurz BMPPD, nennt. Der BMPD bietet verschiedene Aktivitäten an, dazu gehören Pfadfinderseminare, in denen die Leiter die Pfadfindermethoden vertiefen können. Und in Gruppenstunden können die Leiter auf einzelne Pfadfinder eingehen und sie bei ihrer persönlichen Entwicklung fördern. Auch Pfadfinderlager werden regelmäßig organisiert.
Verschiedene evangelische und katholische Pfadfinderverbände unterstützen den BMPPD bei ihrer Arbeit. Die Gruppenleiter werden beispielsweise von der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg ausgebildet. Weil der Bund noch nicht als Jugendverband anerkannt ist, sind alle Tätigkeiten ehrenamtlich. Der „Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen“ möchte mit seiner Arbeit Raum für den Dialog zwischen verschiedenen Pfadfinderverbänden und den Jugendlichen schaffen und ein gegenseitiges Lernen fördern.
Teilweise werden Pfadfinderprojekte auch aus den islamischen Religionsgemeinschaften heraus angestoßen. So etwa bei der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Dort startete Aişe Akova ein Pfadfinderprojekt. Schon bald möchte man eigene Camps organisieren und Pfadfindergruppen in ganz Europa etablieren. Akova schätzt die Pfadfindermethode: „Ich finde diese Erziehungsmethode sehr effektiv, auf diese Weise wollen wir Kindern und Jugendlichen spielerisch Werte vermitteln. Unsere Pfadfinder lernen, wie sie in Gruppen arbeiten können, wie sie mit anderen agieren und andere Meinungen akzeptieren. In den Camps lernen die Pfadfinder, wie sie abseits der digitalen Welt und ohne ihre Familie leben. Sie bauen somit ein Selbstbewusstsein auf, was vor allem für die Migrantenkinder in Europa wichtig ist.“
Im Mai 2013 wurden die Gruppenleiter für das Projekt ausgebildet, im Sommer ging es dann in die Türkei. Dort nahmen die Projektleiter gemeinsam mit den Pfadfindern an einem internationalen Camp der türkischen Pfadfindervereinigung teil. Eine Woche lang lernten die Teilnehmer Pfeilschießen, Gruppenleitung oder den Zeltaufbau – die Grundlagen der Pfadfinderei. „Das Interesse seitens der Bildungsinstitute und der Pfadfinderanwärter ist groß, es müssen nur noch die Eltern auf diese Angebote aufmerksam werden und uns unterstützen“, sagt Akova.