Jerusalem

Kritik an Trumps Entscheidung über Jerusalem

Mit einem historischen Alleingang hat Trump Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt. Muslimische Vertreter und Politiker kritisieren diese Entscheidung. Einzig Israel jubelt.

07
12
2017
Felsendom Jerusalem
Felsendom Jerusalem © MS, bearbeitet by iQ.

Die Weltgemeinschaft hat mit größter Besorgnis auf den historischen Alleingang Donald Trumps zur Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels reagiert. Diplomaten, Politiker und muslimische Vertreter sehen in der Entscheidung Trumps eine große Gefahr für den Friedensprozess in Nahost.

Der US-Verbündete Saudi-Arabien rief die USA auf, die Entscheidung zurückzunehmen. Die Nato-Partner Frankreich und Großbritannien als Vetomächte sowie weitere Mitglieder des UN-Sicherheitsrates beantragten eine Sondersitzung des Gremiums in New York. Sie soll bereits am Freitag stattfinden.

„Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass es Zeit ist, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen“, hatte Trump am Mittwoch in Washington gesagt. Die Entscheidung des Weißen Hauses erfuhr auch die Rückendeckung des US-Außenministeriums. Applaus kam von jüdischen Verbänden in den USA sowie aus Israel. Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einem „historischen Tag für Jerusalem“.

Jerusalem sei unter anderem Sitz von Regierung und Parlament Israels. „Heute erkennen wir das Offensichtliche an – dass Jerusalem Israels Hauptstadt ist“, betonte der US-Präsident. Damit sei jedoch keine endgültige Grenzziehung anerkannt. „Das ist Sache der Parteien.“ Trump wies das Außenministerium an, mit dem Prozess zur Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu beginnen. „Dieser Prozess beginnt sofort“, sagte Trump.

Status quo bleibe unberührt

Eine Zwei-Staaten-Lösung zur Beendigung des Nahost-Konfliktes werde er weiterhin unterstützen, wenn sie von beiden Konfliktparteien gewünscht wird. Damit blieb Trump am Mittwoch bei seiner Linie, die er bereits bei einem Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu in Washington im Februar vorgezeichnet hatte.

Jerusalem gilt als eines der heikelsten Probleme der Weltpolitik und als einer der fundamentalen Streitpunkte in dem seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern.

Trump – und wenig später Israels Premierminister Netanjahu – versicherten, der Status der Heiligen Stätten von Christen und Muslimen in Jerusalem werde sich nicht ändern. Die Muslime zählen den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee in Jerusalem zu ihren wichtigsten Heiligtümern, die Christen die in Jerusalems Altstadt befindliche Grabeskirche Jesu. Juden beten an der Klagemauer.

Politiker kritisieren Trumps Entscheidung

Neben Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte sich besonders auch die Führung des Irans kritisch geäußert. „Die amerikanische Regierung hat sich mit dieser Erklärung dazu entschlossen, alle internationalen und bilateralen Resolutionen und Vereinbarungen zu verletzen“, sagte Abbas. „Diese irrationale und provokante Entscheidung wird zu einer weiteren Intifada sowie mehr Extremismus und Gewalt führen“, hieß es vom Außenministerium in Teheran.

Auch in Europa reagierten die Regierungen mit Besorgnis. „Ich glaube, dass sie (die Entscheidung Trumps) wirklich das Risiko beinhaltet, dass eine ohnehin schon schwierige Lage dort im Nahen Osten und in dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern jetzt noch weiter eskaliert“, sagte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel in den “ARD-Tagesthemen“.

Auch Kanzlerin Angela Merkel ließ über ihren Regierungssprecher Steffen Seibert via Twitter kundtun: „Die Bundesregierung unterstützt diese Haltung nicht, weil der Status von Jerusalem im Rahmen einer 2-Staaten-Lösung auszuhandeln ist.“ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wurde deutlicher: „Diese Entscheidung verletzt internationales Recht und alle UN-Resolutionen.“

“Anerkennung gießt Öl ins Feuer“

Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels trägt nicht zur Befriedung der Region bei“, erklärt der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Kemal Ergün. Sie werde im Gegenteil den ohnehin komplizierten Konflikt weiter verschärfen, den dringend nötigen Frieden in der Region weiter erschweren und die Zweistaatenlösung auf unabsehbare Zeit unmöglich machen.

Jerusalem sei sowohl für Muslime als auch für Juden und Christen eine der bedeutendsten heiligen Städte. Ein Konflikt um diese Stadt kann nur durch die Verständigung der unmittelbar betroffenen Parteien vor Ort beigelegt werden. „Die Schaffung von vollendeten Tatsachen dient nicht dem Frieden, sondern ist Zündstoff für neue Gewalt und weitere Eskalationen“, so Ergün weiter.

Außerdem ruft Ergün dazu auf, sich nicht von dieser Entscheidung provozieren zu lassen. „Vielmehr ist diplomatische Weitsicht die Tugend der Stunde. Gewalt ist kein Mittel zur Lösung. Auch dies würde die Zweistaatenlösung in weite Ferne rücken“, betonte Ergün.

“Gewalt ist kein Mittel zur Lösung“

Auch die DITIB habe die Entscheidung, entgegen der UN-Resolution die Stadt Jerusalem/ Al-Kuds als alleinige Hauptstadt Israels zu deklarieren, mit größter Besorgnis aufgenommen. „Die einseitige Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt von Israel, trotz der vielen weltweiten Appellen, ist kontraproduktiv für den Friedensprozess“, so DITIB. Jerusalem/ Al-Kuds sei gemeinsames Erbe aller Menschen und stellvertretend für das Miteinander der abrahamitischen Religionen. „Die Solidarität mit Palästina und die Sorge um die heilige Stätte darf nicht durch Zorn und Anfeindung gegenüber unseren jüdischen Mitbürgern geschmälert werden. Bei einer Eskalation kann keiner gewinnen, weder die Beteiligten, noch die Weltengemeinschaft“, erklärt DITIB weiter.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland warnte von „einseitigen Schritten“. Es müsse alles getan werden, damit die Situation nicht erneut eskaliere, betonte der Vorsitzende Aiman Mazyek. Es dürfe kein Recht des Stärkeren geben, „sondern nur das Recht auf Frieden für alle im Heiligen Land“.

Vorgeschichte

Israel hatte 1967 während des Sechs-Tage-Kriegs den arabisch geprägten Ostteil der Stadt erobert und später annektiert. Es beansprucht ganz Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt. Dieser Anspruch wird international nicht anerkannt. Unter anderem erkennen die Vereinten Nationen nicht ganz Jerusalem als Israels Hauptstadt an. Die Palästinenser sehen in Ost-Jerusalem ihre künftige Hauptstadt. (KNA, dpa, iQ)

 

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Jerusalem ist die Hauptstadt der drei abrahamitischen Regionen (Judentum, Christentum und Islam). Alle drei Religionen haben einen gemeinsamen historischen Vorfahren: Abraham. Es ist ohnehin nicht verbindlich, dass Trump Jerusalem zur "Hauptstadt" dieses Schurkenstaates erklärt. Also immer schön den Ball flach halten.
07.12.17
15:39
Mads sagt:
Ich verstehe diese Aufregung bei den Moslems nicht. Jerusalem ist tatsächlich die Hauptstadt Israels und die Regierung hat dort ihren Sitz. Trump erkennt also nur an, was Fakt ist. Da macht es auch Sinn, dass er seine Botschaft umziehen lässt. Überall auf der Welt ist es so, dass die Botschaften in den Hauptstädten sind. Auch ist es der typische islamische Unsinn, von einer Provokation zu sprechen. Niemand will die Moslems provozieren, nur weil er die Wirklichkeit endlich anerkennt. Provokationen kommen einzig und allein von den Moslems, indem sie mal wieder zu einem Aufstand gegen Israel aufrufen. Solange Moslems danach trachten, Israel von der Landkarte zu löschen, so lange ist es nötig, dass der Westen sich bedingungslos und ohne wenn und aber hinter Israel stellt. Verhandelt werden kann, wenn die Moslems endlich aufhören, Israel zu bedrohen und zu terrorisieren.
07.12.17
18:37
Jochen sagt:
Gleich am Tag nach der Staatsgründung Israels sind islamische Armeen über das Land hergefallen. Und wurden besiegt. Der 6-Tage-Krieg war ebenfalls ein Überfall durch islamische Armeen. Und wieder würden die Moslems besiegt. In der Folge hat Israel Gebiete besetzt, die die Moslems für sich beanspruchen. Dumm gelaufen. Wenn Moslems einen Krieg anfangen, müssen sie auch mit den Folgen leben. Die Moslems wollten nie eine 2-Staaten-Lösung, sondern immer das ganze Land. Nur weil sie sehen, dass das wohl nicht werden wird, fordern sie ein, was sie eigentlich nie wollten. Warum soll Israel sich darauf einlassen? Wer soll denn glauben, dass die Moslems sich mit einem Palästina zufrieden geben, das in den Grenzen von 1967 liegt? Das hätten sie doch schon vorher haben können. Wollten sie aber nicht.
07.12.17
18:51
Kritika sagt:
L.S. Jerusalem hat bereits alle Insignien einer Hauptstadt: Regierungssitz, Parlement. Da erscheint es vernünftig, dass die ausländische Vertretungen dort ebenfalls ihren Stiz haben; in allen anderen Staaten ist das so. Bisher haben viele Staaten gezögert; mit Rücksicht auf agressive Palistinenser und in Abwartung einer internen friedlichen Regelung beider Parteien. Leider zeichnet sich auch nach Jahrzehnten keine Einigung ab. Vielmehr wäre es heute unvorstellbar, dass irgendeine Partei jemals auch nur einen Centimeter von seiner provisorisen Grenzlinie zurückweichen würde. De Fakto ist die Provisorische Grenze daher längst zur entgültigen Grenze geworden. Die USA wollen innerhalb des Israelischen Teils Jerusalems einmal ihre Botschaft errichten. Dieser Teil gehört ohnehin nicht zur Palistinensischen Einfluss-Zone, und wird es auf absehbarer Zeit wohl auch nicht werden. Weshalb sollten die Palistinenser also ihre Käfte damit verschleissen, einen Aufstand anzufangen, der - wie die vergangenen Intifadas gezeigt haben - 1000sende Palistnensische Tote und 100te Israelisch hervorbringt? Und das ohne dass sich die Realität ändert? Ein weiser Mann hat einmal gesagt: Wenn Du deinen Feind nicht besiegen kannst - verbünde dich mit ihm. Kritika wünscht den Palistinensern, genügend Weisheit um den Weg der Vernunft zu beschreiten. Gruss, Kritika
08.12.17
2:17
grege sagt:
Nicht nur muslimische, sondern auch christliche Araber wollten die Juden ins rote Meer schmeißen im Gefühlt eines sicheren militärischen Sieges aufgrund der numerischen Übermacht. Aber leider haben die Juden in allen Konflikten bisher strategisch klüger agiert, so dass die Araber sich immer nur auf der Verliererstraße bewegen mussten. Wer unterdrücken möchte, aber selber unterdrückt wird, darf sich bestimmt nicht lauthals beschweren. Aber das haben die Palis noch nicht kapiert.
08.12.17
18:12