Auf dem World Islamic Economic Forum in London hat der britische Premierminister David Cameron angekündigt, dass Groß-Britannien eine islamische Anleihe herausgeben will. Muslime in Deutschland begrüßen den Schritt.
Erstmals fand das jährliche Treffen der muslimischen Finanzgrößen und Finanzexperten in einem nicht-muslimischen Land statt. London war Austragungsort der 9. Auflage des World Islamic Economic Forums (WIEF) vom 29. – 31. Oktober. Im Rahmen der Veranstaltung sprach auch der britische Premierminister David Cameron vor dem WIEF. Cameron kündigte an, dass seine Regierung eine islamische Anleihe (sukuk) herausgeben will.
Mit der Ankündigung wirbelte der britische Premier die Veranstaltung, in der die Experten die Möglichkeiten einer besseren Zusammenarbeit zwischen Westen und Muslimen im Finanzbereich diskutieren wollten, auf. Der Premierminister betonte die besondere Stellung und Bedeutung von „Islamic Finance“ für den Weltfinanzmarkt. Bereits heute sei der westliche Markt von diesem Geschäftsmodell begeistert und profitiere von seiner Existenz.
Cameron erklärte: „Mittlerweile ist London das größte Zentrum für Islamic Finance außerhalb der islamischen Welt. Aber heute ist es unser Ziel, noch erfolgreicher zu werden.“ Er ergänzte: „Ich möchte nicht nur, dass London ein großes Zentrum für Islamic Finance in der westlichen Welt ist. Ich möchte London neben Dubai und Kuala Lumpur sehen, als eines der großen Zentren für Islamic Finance für die gesamte Welt.“
Der Premierminister kündigte an, dass im nächsten Jahr an der Londoner Börse ein neuer „Islamic Market Index“ gestartet werden soll. Dies werde auch dazu beitragen, dass London als erstes nicht-islamisches Land eine islamische Anleihe herausgeben wird, deren Volumen 237 Millionen betragen soll. Am Ende seiner Rede betonte der Premier: „In London zu investieren ist gut für Sie und London für Ihre Investments zu öffnen ist gut für uns.“
Die Entwicklungen in diesem Bereich wurden von Spitzenvertretern der Muslime begrüßt. Der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland (IRD), Ali Kızılkaya, erklärte gegenüber IslamiQ: „Es ist erfreulich, dass alternative Wirtschaftsformen gesucht und anerkannt werden.“ Islamic Finance, als eine neue ethische und verantwortungsvolle Lösung auf dem Kapitalmarkt könne angesichts der jüngsten Finanzkrisen auf der Welt eine Alternative darstellen, so der Islamratsvorsitzende abschließend.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) gibt an, dass er diese Entwicklung unterstützt, in dem es islamkonforme Produkte analysiert und zertifiziert. Michael Saleh Gassner, beim ZMD als Banker und Fachmann für Islamic Finance in Deutschland und Europa zuständig, begrüßte die Entwicklung in Großbritannien. Er kritisierte jedoch, dass Deutschland bislang zu schwerfällig auf die Bedürfnisse von Muslimen reagiere. „Bei der Klärung steuerlicher und regulatorischer Bedingungen liegt London klar vorne“, sagte Gassner.
Es wird vermutet, dass ca. 40 % der 25 am meisten wachsenden Märkte in Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung liegen. Laut Experten wird der globale Markt für Islamic Finance im Jahr 2014 vermutlich auf 1,5 Billionen Euro wachsen. London will bei diesem Markt eine große Rolle spielen.