Der Einfluss der Religionsgemeinschaft DITIB im Land ist manchen ein Dorn im Auge. Das Land sucht weiterhin das Gespräch. Die katholische Kirche sieht es differenzierter.
Die baden-württembergische Landesregierung will den Gesprächsfaden mit der DITIB nicht abreißen lassen. Man werde weiter im Gespräch bleiben, sagte eine Sprecherin des Kultusministeriums am Freitag in Stuttgart. Der Dialog werde aber weiterhin kritisch geführt. DITIB gehört den Angaben zufolge dem Projektbeirat Islamischer Religionsunterricht im Südwesten an.
Der CDU-Abgeordnete Bernhard Lasotta forderte erneut ein Ende der Zusammenarbeit. „Die Landesregierung wäre gut beraten, die direkte Beteiligung von DITIB beim Projektbeirat für den islamischen Religionsunterricht und beim Runden Tisch der Religionen zu beenden.“ Es zeige sich immer mehr, dass DITIB versuche, ihre Anhänger mit der Umsetzung von Direktiven aus der türkischen Regierung in einer Parallelwelt zu halten. „Der konsequente Schritt von Bischof Fürst sollte für die Landesregierung Anlass genug sein, ihre bisherige Haltung zu überdenken.“
Der katholische Bischof Gebhard Fürst hat das direkte Gespräch laut „Stuttgarter Nachrichten“ bis auf weiteres ausgesetzt. DITIB werde über die Religionsbehörde Diyanet, „zunehmend für die Politik des türkischen Präsidenten instrumentalisiert“, begründete Heinz Detlef Stäps, zuständig bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart für den interreligiösen Dialog, gegenüber dem Blatt die Entscheidung. Eine Sprecherin ergänzte, dass bereits 2016 kein direktes Gespräch stattgefunden habe. Aber auf anderen Ebenen gebe es weiterhin Kontakt.
Der katholische Bischof trifft sich dem Bericht zufolge in der Regel einmal im Jahr mit verschiedenen Vertretern islamischer Organisationen, darunter auch DITIB, um sich auszutauschen. Die evangelische Landeskirche in Württemberg will hingegen am Dialog mit DITIB festhalten, auch wenn man eine Unabhängigkeit von der Türkei für „höchst wünschenswert“ hielte, wurde Oberkirchenrat Ulrich Heckel zitiert. Grundsätzlich halten aber beide Kirchen laut dem Bericht am interreligiösen Dialog auf Landesebene fest, an dem neben DITIB auch andere islamischen Religionsgemeinschaften teilnehmen.
Der württembergische Landesvorsitzende der DITIB, Erdinç Altuntaş, hatte sich von den Aussagen des türkischen Präsidenten schon im März distanziert. „Emotionale Aussagen helfen nicht weiter“, sagte Altuntaş der „Welt“. Beispielsweise den Nazi-Vergleich vom türkischen Staatspräsidenten bewertet Altuntaş „für nicht nötig und nicht richtig“. Für ein Statement zu den aktuellen Ereignissen war Altuntaş heute nicht erreichbar. (dpa, iQ)