In Griechenland gilt in einer bestimmten Region für die muslimische Minderheit die islamische Rechtsprechung. Diese wurde neu geregelt.
Griechenland ist das einzige EU-Land, in dem die islamische Rechtsprechung in der Region West-Thrakien eingeschränkt gültig ist. Doch jetzt sollen muslimische Geistliche nur noch dann nach islamischem Recht entscheiden, wenn beide Streitparteien dem zustimmen. Andernfalls ist die griechische Justiz zuständig. Das Parlament in Athen billigte am Dienstag mit großer Mehrheit ein entsprechendes Gesetz. Regierungschef Alexis Tsipras sprach von einem „historischen Schritt“. Alle griechischen Bürger hätten nun die gleichen Rechte.
Bislang waren in der Region ausschließlich muslimische Geistliche für Familien- und Erbschaftsrecht zuständig und entschieden etwa in Scheidungsfällen. Die islamische Rechtsprechung gilt in Griechenland eingeschränkt seit 1923 in West-Thrakien. In diesem Gebiet im äußersten Nordosten lebt als Folge der jahrhundertelangen osmanischen Präsenz eine muslimische Minderheit.
Die Anwendung islamischen Rechts in Griechenland hatte in den vergangenen Jahren für Ärger und Aufsehen in Westeuropa gesorgt. An eine vollständige Abschaffung der Scharia denkt Athen derzeit jedoch nicht. „Wir respektieren die Tradition der Minderheit“, hieß es aus Regierungskreisen am Abend. (dpa/iQ)