Studie

Ausländisches Aussehen löst häufiger Diskriminierung aus

Einer aktuellen Studie zufolge fühlen sich Menschen mit sichtbar ausländischen Wurzeln häufiger diskriminiert als Zugewanderte ohne sichtbare Migrationsmerkmale.

16
01
2018
Symbolbild: Diskriminierung und Hassverbrechen, Corona, Rassimus
Symbolbild: Diskriminierung und Hassverbrechen, Corona © noreenreyes auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Wer sich durch seine Hautfarbe, ein Kopftuch oder andere äußerliche Merkmale von der Mehrheitsbevölkerung abhebt, erlebt weitaus häufiger Diskriminierung als andere Menschen mit Migrationsgeschichte. Das geht aus einer Erhebung des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) hervor, die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde.

Nahezu jeder Zweite, der einen sichtbaren Migrationshintergrund hat – etwa Hautfarbe, Kopftuch oder fremdländische Gesichtszüge – berichtet von Benachteiligung. Kommt ein ausländischer Akzent hinzu, steigt der Wert auf 59 Prozent. Bei den „typisch deutsch“ Aussehenden fühlen sich nur etwa 17 Prozent benachteiligt.

Aus Sicht der Forscher liegt es nahe, dass über das Aussehen die Migrationsgeschichte schneller erkannt wird und es zu mehr Diskriminierung kommt. Denkbar sei auch, dass Menschen, die sich ihres ausländischen Aussehens oder ihres Akzentes bewusst seien, sensibler seien für Diskriminierung.

Migranten müssen sich häufiger bewerben

Ethnisch bedingte Benachteiligung variiert laut SVR zudem nach Herkunftsland. Befragte mit türkischen Wurzeln erleben demnach Diskriminierung häufiger als andere Nationalitäten. Knapp 23 Prozent dieser Gruppe berichten von sehr starken oder starken Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer Herkunft, weitere 31 Prozent von gelegentlicher Diskriminierung.

Vorherige Studien zeigen, dass sich Menschen mit türkischen Wurzeln bei gleicher Qualifikation häufiger bewerben müssen als Menschen ohne Migrationshintergrund und dass sie mehr Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche haben. Im Vergleich dazu berichten unter EU-Ausländern rund 7 Prozent von starken oder sehr starken Diskriminierungserfahrungen und bei Spätaussiedlern etwa 5 Prozent. Bei Menschen aus der „übrigen Welt“ haben etwa 14 Prozent bereits sehr starke oder starke Benachteiligung aufgrund ihrer Herkunft erlebt.

Jeder zweite Muslim fühlt sich diskriminiert

Auch die Religionszugehörigkeit spielt demnach eine Rolle. Gut jeder zweite Muslim fühlt sich mehr oder weniger diskriminiert, 22 Prozent davon sehr stark oder stark. Bei Personen ohne Religionszugehörigkeit ist es insgesamt etwa jeder Dritte und bei Christen sind es rund 29 Prozent.

Die Analyse basiert auf einer Sonderauswertung des SVR-Integrationsbarometers 2016. Hierfür wurden bundesweit 5.396 Personen befragt – 1.333 Personen ohne Migrationshintergrund, 999 Spät-/Aussiedler, 1.003 Menschen mit türkischer Herkunft, 1.037 EU-Migranten und 1.024 Menschen aus der „übrigen Welt“. (KNA, dpa, iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Die hier benannte Diskriminierung gibt es doch überall auf der Welt. Wenn beispielsweise in einem islamisch beherrschten Land (Gottesstaat) eine Frau ohne Kopftuch öffentlich spazieren geht, wird sie massiv diskriminiert. Kürzlich fiel mir in einer Pariser Metro eine ältere, sehr dunkelhäutige, einfache Frau mit einer auffälligen, großen Luxus-Handtasche auf. In großen Buchstaben war der Hersteller-Name "VERSACE" zu lesen. Natürlich wollte sie mit diesem Luxus-Label auch ihr Erscheinungsbild aufwerten - aus wohl berechtigter Angst vor Diskriminierung. Jeder zweite Muslim fühlt sich hier diskriminiert? Und wie hoch ist der Anteil der Muslime, die wiederum homosexuelle Menschen oder Männerpaare diskriminieren?
16.01.18
17:49
Kritika sagt:
L.S. Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe nicht zu beschäftigen würde Kritika verwerflich finden. Vor langer zeit beschäftigte kritika einen dunkelhäutigen Pakestani. Nicht wegen seine HautFarbe sondern wegen des von deutschen Mitarbeitern deutlich abweichenden Arbeitstempo, würde das Kritika wahrscheinlich nicht wieder tun. Kopftuchfrauen bergen das latente Risiko, Probleme zu verursachen, auf die normalgekleidete niemals kommen würden. Kopftuchfrauen wollen anders als normalgekleidete Frauen sein; machen sich selber anders. Kritika würde so eine Frau weil sie ein vermeidbares Risiko darstellt nicht einstellen. eine Kopftuchfrau stellt eine optische Barriere dar, hat ein abstossendes Äusseres durch ihr Kopftuch. Wenn MuslimFrauen so behandelt werden wollen wie normalgekleidete, dann sollten sie sich auch normal kleiden. Gruss, Kritika
19.01.18
1:50
Manuel sagt:
Wieviele Nicht-Moslems werden den in Ländern diskriminiert, in den der Islam der Mehrheit hat? Ja manche werden sogar auch noch gezwungen ihr Leben islamisch auszurichten.
19.01.18
19:49