Religionsvertreter der Christen und Muslime haben die Übergriffe auf Moscheen in Deutschland auf das Schärfste verurteilt. Zuletzt wurde die DITIB-Zentralmoschee in Köln angegriffen.
Religionsvertreter haben sich entsetzt und besorgt über die Übergriffe auf Moscheen in Deutschland gezeigt und fordern die Sicherheitsbehörden auf, den Schutz von Moscheen und Muslime zu gewährleisten. Binnen drei Wochen wurden auf über 13 Moscheen politisch und islamfeindlich motivierete Anschläge verübt. Die Schändung der DITIB-Zentralmoschee in Köln nimmt darin einen neuen Höhepunkt ein.
„Übergriffe auf Moscheen haben in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Muslime sind verunsichert – auch, weil die feigen Angriffe öffentlich nicht verurteilt werden. Wir fordern Politik und Zivilgesellschaft auf, sich klar und deutlich mit den Muslimen zu solidarisieren und die Angriffe zu verurteilen“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass sind zunehmende Übergriffe auf Moscheen, zuletzt in Aachen, Viersen und im französischen Bordeaux, von mutmaßlichen Anhängern der Terrororganisation PKK.
„Die Sicherheitsbehörden und die Politik geben nicht das Gefühl, als würden sie diese Übergriffe ernst nehmen. Stattdessen müssen wir mit ansehen, wie Tarnorganisationen der PKK in Deutschland weitestgehend ungestört demonstrieren und für den Terror werben dürfen.“, so Altaş weiter.
„Die aktuellen Kämpfe in der syrischen Region Afrin werden zum Anlass genommen, die DITIB-Moscheen in sozialen Netzen oder medialen Debatten ausdrücklich als Zielobjekt zu markieren. Die Täter brüsten sich öffentlich mit den Taten, werden nicht ermittelt oder gefasst. Die Taten werden nicht geahndet. Politik und Medien schweigen oder reagieren nur lokal“, erklärt die DITIB in ihrer Pressemitteilung.
Sicherheitskräfte seien angesichts der aktuellen Entwicklungen verstärkt in der Verantwortung, alle Menschen vor Übergriffen dieser Art, insbesondere aus dem politisch-extremen Spektrum, zu schützen. „Unsere Mitglieder werden sich nicht einschüchtern lassen und weiterhin für den Frieden beten. In unseren Predigten werden wir weiter jede Art von Zwietracht und Ungerechtigkeit, jede Art von Terror, Gewalt und Aufruf zu Gewalt verurteilen. Wir werden weiter zur Mäßigung und Gewaltlosigkeit aufrufen – in der Sprache und im Handeln, heute und immer wieder“ so die DITIB weiter.
Auch der Koordinationsrat der Muslime (KRM) verurteilt die Serie von Angriffen auf türkischstämmige Moscheegemeinden in einer Pressemitteilung aufs Schärfste. „Die Kämpfe im Norden Syriens werden zum Anlass genommen, um vermehrt gegen türkische Einrichtungen und insbesondere Moscheen zu hetzen und den Terror nach Deutschland hinein zu tragen“, heißt es in der Pressemitteilung.
Gotteshäuser seien „Zufluchtsorte für Spiritualität und inneren Frieden in der Gesellschaft und genießen besonderen Respekt und Schutz“. „Die Sicherheitsbehörden sind aufgefordert, die Sicherheit der Gotteshäuser und ihrer Besucher zu gewährleisten“, fordert der KRM.
Nach Schüssen auf das Islamische Kulturzentrum in Halle-Neustadt hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) an die Landesregierung appelliert. Sachsen-Anhalt müsse ausreichend für die Sicherheit der Moscheegemeinde in Halle und andernorts im Land sorgen, hieß es in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung. Die Gemeinde in Halle sei bereits öfter zur Zielscheibe von islamfeindlichen Angriffen geworden.
«Nichts mehr als das Menschenrecht der Freiheit der Religionsausübung steht auf dem Spiel und alle demokratischen Kräfte müssen sich zusammentun, um diesen Angriffen auf unsere Gesellschaft entschlossen entgegenzutreten», erklärte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek.
Die katholischen Bischöfe in Deutschland verurteilen den jüngsten Anschlag auf muslimische Gläubige vor einer Moschee in Halle (Sachsen-Anhalt) und weitere Angriffe auf Muslime. „Es besorgt mich zutiefst, dass in jüngster Zeit wiederholt Angriffe auf Moscheen verübt wurden. Solche Taten sind schändlich und dürfen in keiner Weise verharmlost werden“, sagte der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, am Mittwochabend.
Kirchen, Synagogen und Moscheen seien Orte des Gottesdienstes und der Zusammenkunft von Gläubigen, betonte Bätzing weiter. Sie brächten die religiöse Identität von Menschen, also deren Innerstes, zum Ausdruck: „Nur wenn die religiösen Orte respektiert werden, kann das friedliche Zusammenleben von Gläubigen und Nicht-Gläubigen und von Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit in unserem Land gelingen. Als Christen sind wir mit allen solidarisch, die Opfer antireligiöser Gewalt werden.“ (KNA, dpa, iQ)