CSU-Aschermittwoch

„Christliche Prägung soll in bayerische Verfassung“

Der CSU-Aschermittwoch wird zur großen Söder-Show. Der künftige bayerische Regierungschef Markus Söder will zwar keinen Rechtsruck, kündigt aber einen schärferen Kurs in der Asyl- und Islampolitik an und will die Landesverfassung ändern.

15
02
2018
Markus Söder © Facebook, CSU, bearbeitet by iQ.
Der künftige bayerische Regierungschef Markus Söder © Facebook, CSU, bearbeitet by iQ.

Der designierte bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will im Landtagswahljahr mit einem konservativen Kurs und einem Bekenntnis zu Kreuz und Christentum punkten. Beim politischen Aschermittwoch in Passau plädierte Söder dafür, die christliche Prägung Bayerns in der Landesverfassung zu verankern und in allen staatlichen Gebäuden Kreuze aufzuhängen: „Ich möchte, dass wir uns mehr bekennen zu den Symbolen, die uns ausmachen.“

Er habe die Verfassung genau studiert, sagte Söder und betonte: „Ein klares Bekenntnis zu der christlich-abendländischen Prägung gibt es derzeit nicht. Ich finde, wir sollten unsere Verfassung ergänzen, dass diese Prägung auch in der Zukunft erhalten werden soll.“

„Islam hat kulturgeschichtlich nichts mit Bayern zu tun“

Söder bekannte sich in seiner gut einstündigen Rede zur Religionsfreiheit, betonte aber auch: „Jeder, der bei uns leben will, muss sich am Ende unseren Werten, Sitten und Gebräuchen anpassen und nicht umgekehrt.“ Der CSU-Politiker fügte hinzu: „Wer glaubt, dass der Islam oder sogar die Scharia zu unserm Land gehört, da kann ich nur sagen: Diese haben kulturgeschichtlich nichts mit Bayern zu tun, liebe Freunde. Das ist nun einmal so, ganz objektiv beschrieben.“

Eine Ausweitung des Islamunterrichts an Schulen lehnt Söder ab, anders als Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU): „Dort, wo es nötig ist, Ja – aber flächendeckend einführen muss in Bayern wirklich nicht sein.“

Söder war – anders als ursprünglich geplant – der einzige Hauptredner beim CSU-Aschermittwoch. Parteichef Horst Seehofer hatte seinen Auftritt am Tag zuvor wegen eines grippalen Infekts abgesagt.

AfD ist keine Ersatz-Union

Söder forderte für seine Partei keinen «Rechtsruck», sondern die «Rückkehr zu alter Glaubwürdigkeit». „Wir sind für die bürgerliche Mitte da. Aber wir wollen auch die demokratische Rechte wieder bei uns vereinen“, sagte er und zog klare Grenzlinien zur AfD: „Die AfD ist eben keine Ersatz-Union, sie ist nicht bürgerlich.“

Söder kündigte einen schärferen Kurs in der Asylpolitik mit konsequenteren Abschiebungen an. Wer in seiner Heimat verfolgt werde, bekomme in Deutschland die Chance auf ein neues Leben. Wer nicht anerkannt werde, müsse wieder zurück. Unter großem Jubel im Saal fügte er hinzu: „Wir helfen anderen wirklich gern. Aber darüber dürfen wir die einheimische Bevölkerung nicht mehr vergessen.“ Söder verteidigte auch die Heimatpolitik der CSU: Heimat sei nicht nur Gefühlsduselei, sondern der «seelische Anker, den ein Jeder braucht».

Mit Blick auf die Landtagswahl rief Söder die CSU zum Kämpfen auf, auch wenn die Situation schwierig sei: „Wir sind da, wir sind stärker da als zuvor, wir sind geschlossen und wir sind kampfbereit.“ (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Das christliche Abendland gab es vom 4. Jahrhundert bis zum 15. Jahrhundert in Reinkultur. Mit der Renaisssance wurde der politische Einfluss des Christentums zum Glück schrittweise zurückgedrängt. Wir leben im aufgeklärten Abendland. Das, worauf wir heute stolz sein können - Religions- und Weltanschauungsfreiheit, allgemeines Wahlrecht, allgemeine Kranken- und Pensionsversicherung, Gleichstellung von Mann und Frau - haben nicht die Christen erkämpft.
15.02.18
15:11
Manuel sagt:
Auch falsch, ein konsquenter Laizismus sollte in die Verfassung!
15.02.18
19:21
Johannes Disch sagt:
Ach, der Söder macht auf Bierzelt-Markus. Das sollte man nicht zu wichtig nehmen. Das gehört eben zum bayerischen Aschermittwoch.
15.02.18
19:55
Frederic Voss sagt:
Soll wohl lieber eine islamische Koran-Scharia-Mentalität und Prägung in die bayerische Verfassung? Es ist friedensstiftend und sehr sinnvoll, wenn achtsame Politiker Sorge dafür tragen, daß unser Land nicht früher oder später schleichend zu einer Islamischen Republik mit präsidentieller Theokratie umfunktioniert wird. In allen islamischen Gottesstaaten-Verfassungen auf der Welt gilt nur islamisches Gedankengut. Selbstverständlich haben alle nicht-islamischen Nicht-Gottesstaaten das natürliche Recht dazu, jegliche islamisch motivierte Herrschaftsansprüche vorbeugend auf Distanz zu halten und sich davor zu schützen. Auch als ein Nicht-Söder-Anhänger empfinde ich es wohltuend, wenn er klare Worte zum Thema "Islam in Deutschland" findet.
15.02.18
20:27
Johannes Disch sagt:
@Frederic Voss (Ihr Post vom 15.02.18, 20:27) So, es droht eine "Islamische Republik", eine "Präsidentielle Theokratie?" Geht's nicht ´ne Nummer kleiner??? Wie sagte hier kürzlich der Konfliktforscher Dr. Andreas Zick? - "Es gibt keine Anzeichen dafür, dass wir "islamisiert" werden. Es gibt vielmehr Anzeichen dafür, dass wir immer islamophober werden."
16.02.18
21:11
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Es gibt keine Anzeichen, fahren Sie mal in einige Vierteln deutscher Großstädte.
19.02.18
19:17
Johannes Disch sagt:
@Manuel (19.02.18, 19:17) Ich muss nicht in solche Viertel fahren. Ich lebe und arbeite in einem solchen. Und dank unserer Arbeit-- in Kooperation mit Muslimen, islamischen Verbänden, Imamen, etc.-- haben sich die Dinge bei uns zum besseren gewendet. Aus einem ehemaligen Problemviertel wurde ein "Szene-Kult-Viertel."
20.02.18
13:03