Hessen

Muslimische Bestattungen als Mittel gegen leere Friedhöfe

Der demografische Wandel und der Trend zu Urnenbestattungen machen Hessens Friedhöfe zunehmend leerer. Muslimische Bestattungen könnten diese Entwicklung bremsen. Denn immer mehr Muslime sind bereit, sich in Deutschland bestatten zu lassen.

26
02
2018
Symbolbild: Islamischer Friedhof, muslimische Bestattungsgesetz @ Initiative Kabir / http://bit.ly/2myFNCi
Symbolbild: Islamischer Friedhof, muslimische Bestattungsgesetz @ Initiative Kabir / http://bit.ly/2myFNCi

Der Kampf mit deutschen Verwaltungen kann den Tod überdauern: Zwei Wochen musste ein ehemaliger afghanischer Minister in einem Leichenhaus liegen, weil eine Beerdigung in Deutschland nach den Bräuchen des Islam nicht möglich war. Er sollte mit dem Gesicht gen Mekka bestattet werden. Doch der Friedhofsträger habe weder eine neue Grabreihe anlegen, noch die Grabausrichtung ändern wollen, erzählt Rabani Alekuzei aus Kassel, Vorsitzender der Deutsch-afghanischen Freundschafts-Gesellschaft. Der Fall stammt aus dem Jahr 1980. Er zeigt, welche Probleme Muslime bei Beerdigungen hatten.

Doch die Lage hat sich gebessert: Immer mehr Muslime lassen sich in Hessen beerdigen statt in ihren Herkunftsländern. Das liege auch an der Abschaffung der Sargpflicht im Jahre 2013. Ein weiteres Problem: Früher hätten nur kleine Eckchen auf Friedhöfen für Muslime zur Verfügung gestanden. Jetzt seien es teilweise ganze Grabfelder.

„Die meisten Friedhöfe stehen finanziell unter Druck“, sagt Alexander Helbach, Sprecher der Verbraucherinitiative Aeternitas. Die Pflege leerer Grabfelder koste Geld und in Deutschland halte der Trend zur kosten- und platzsparenden Urne an. Muslimische Bestattungen seien dagegen Erdbestattungen.

Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter hessischen Großstädten steigt die Zahl der muslimischen Beerdigungen seit Jahren. In Frankfurt registrierte die Stadt zuletzt 124 Fälle pro Jahr. Rund die Hälfte davon sei sarglos, erklärt ein Sprecher. Das ist zwar nur ein Bruchteil der 5000 Bestattungen in der Mainmetropole. Doch die Nachfrage steige. Das muslimische Gräberfeld auf dem Waldfriedhof Oberrad gilt als eines der ältesten in Hessen, ab 1961 ließen sich dort Muslime bestatten.

Zahl der muslimischen Beerdigungen steigen

In Wiesbaden ist die Zahl in zehn Jahren von jährlich zwei muslimischen Bestattungen auf 17 gestiegen. Zusätzlich seien im vergangenen Jahr 13 Erd-Wahlgrabstätten im muslimischen Teil des Südfriedhofs zu Lebzeiten an Interessenten verkauft worden. Auch der Verzicht auf einen Sarg ist möglich: „Bei einer sarglosen Bestattung muss das Gesundheitsamt vorab eine Genehmigung erteilen“, erklärt eine Stadtsprecherin. Das eigene Gräberfeld für Muslime gibt es seit 1987.

Auch Fulda bestätigt den Trend: „Seit der Eröffnung des muslimischen Friedhofes ist die Fallzahl pro Jahr kontinuierlich angestiegen“, heißt es von der Stadtverwaltung. 18 Bestattungen sind es pro Jahr. Im ersten Jahr nach der Eröffnung des muslimischen Friedhofs 2007 waren es nur zwei gewesen.

In Kassel gibt es seit 1986 ein muslimisches Gräberfeld. 250 Verstorbene liegen bereits dort. Die Nachfrage steige, erklärt ein Sprecher, ohne die Zahl der jährlichen Bestattungen zu nennen. Noch machen muslimische Bestattungen nur einen Bruchteil der Beerdigungen in Hessen aus. Doch Potenzial ist da: Ältere Schätzungen des Statistischen Landesamtes gehen von 384 000 Muslimen in Hessen aus.

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Muslime sollen eigene Friedhöfe haben. Dann ist das Problem gelöst. So einfach ist das. Wären da nicht dumme Leute in der Politik und Verwaltung, welche drumherum reden.
26.02.18
15:03
Johannes Disch sagt:
@Dilaver Celik Richtig. So wäre das Problem am einfachsten gelöst. Aber deutsche Verwaltung und einfach? Nö. Das geht nicht zusammen.
27.02.18
21:31