Hessen

DITIB-Gemeinden wegen Videos in der Kritik

Bis Ende des Jahres muss die DITIB bestimmte Auflagen erfüllen, sonst endet die Zusammenarbeit mit dem hessischen Land beim islamischen Religionsunterricht. Jetzt gibt es neue Kritik.

08
03
2018
DITIB
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Einige DITIB-Gemeinden in Hessen würden mit unterstützenden Videos für die türkische Militäroffensive in Nordsyrien für scharfe Kritik und Besorgnis sorgen. Es gebe zwar keinen Anlass, die Zusammenarbeit mit der DITIB beim islamischen Religionsunterricht deswegen sofort zu beenden, sagte ein Sprecher von Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Mittwoch in Wiesbaden. Die Vorgänge würden aber in die Gesamtbewertung einfließen, ob die Partnerschaft mit DITIB beim bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht über das Jahr 2018 hinaus fortgesetzt wird. Der Hessische Rundfunk hatte zuvor über die Videos berichtet.

In den Internetvideos, die dem Kultusministerium vorliegen, hatten DITIB-Gemeinden der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien Erfolg gewünscht. Unter anderem sollen die Gemeinden in Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) und Dietzenbach (Kreis Offenbach) daran beteiligt gewesen sein. Die Inhalte der Videos seien zwar besorgniserregend, erklärte der Sprecher. Ein sofortiges Ende der Zusammenarbeit mit dem Land würde es aber nur geben, wenn es zu einer unmittelbaren Einflussnahme von DITIB auf den Unterricht oder die Lehrkräfte an Hessens Schulen kommen sollte.

„Gegebenenfalls Frist kürzen“

Der DITIB muss bis Ende des Jahres seine Unabhängigkeit vom türkischen Staat beweisen. Dazu sollen nach den Auflagen des Landes professionelle Verwaltungsstrukturen gebildet werden und in den Gremien neutral handelnde Personen sitzen. Außerdem wurden die DITIB-Verantwortlichen aufgefordert, ein Mitgliederregister aufzubauen. Sollten diese Auflagen nicht erfüllt werden, endet die Zusammenarbeit.

Deutlich schärfer reagierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Landesvorsitzende Birgit Koch äußerte sich entsetzt und fordert Kultusminister Lorz auf, dir Vorkommnisse genau zu prüfen. Es müsse geklärt werden, ob die DITIB hinter den unterstützenden Videos für die türkische Militäroffensive in Nordsyrien stehe. Gegebenenfalls sollte dann die Frist verkürzt werden, in der die Auflagen des Landes erfüllt werden müssen.

Islamischer Religionsunterricht wird fortgesetzt

Seit dem Schuljahr 2013/2014 gibt es islamischen Religionsunterricht in Hessen. Im laufenden Schuljahr besuchen insgesamt rund 3300 Schüler an 56 Grundschulen und zwölf weiterführenden Schulen den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht.

Lorz hatte bei der Ankündigung der Auflagen für die DITIB Ende vergangenen Jahres betont, dass der Schulalltag von den Vorgängen jedoch nicht betroffen sein wird. Der islamische Religionsunterricht werde an den bisherigen Schulstandorten in den Jahrgangsstufen eins bis fünf und zum Schuljahr 2018/19 auch in der Jahrgangsstufe sechs fortgesetzt. Die Ausweitung des Unterrichts über die Jahrgangsstufe sechs hinaus und die weitere Fortsetzung des vorhandenen Unterrichtsangebots hängen davon ab, ob die Auflagen des Landes erfüllt werden. Möglicherweise werde es künftig ein alternatives Unterrichtsangebot geben. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Ein Beleg mehr, dass die DITIP primär eine politische und keine religiöse Organisation ist.
08.03.18
12:33
Ute Fabel sagt:
Deutschland sollte die Zusammenarbeit mit DITIP beenden und sich ein Vorbild an Belgien nehmen. Die belgische Regierung folgt einer Empfehlung der zu den Anschlägen vom 22. März 2016 einberufenen Parlamentskommission und entzieht Saudi-Arabien die Konzession für die Große Moschee in Brüssel. Nach Angaben der Zeitung „L’Echo“ müssen die bisherigen Betreiber die nahe den Brüsseler EU-Insitutionen im Jubelpark gelegene Moschee innerhalb eines Jahres verlassen. Die Moschee galt bereits vor den Anschlägen auf den Flughafen von Brüssel und die Metrostation Maelbeek im Brüsseler Regierungs- und EU-Viertel als umstritten, so das Nachrichtenporal Flanderninfo: „Schon länger steht sie im Verdacht, radikale Formen des Islam zu propagieren.“ Mit Widerstand von saudischer Seite gegen den nun ergriffenen Schritt wird offenbar nicht gerechnet.
08.03.18
13:26
Manuel sagt:
Wenn das kein Beweis ist, wo DITIB steht, dann weiß ich auch nicht!
08.03.18
19:17
Dilaver Çelik sagt:
So langsam frage ich mich, ob man deutsche Politiker heute überhaupt noch ernst nehmen kann. Jetzt mischen die sich auch noch in Gebete ein, in welchen Erfolg im Kampf gegen Terrorismus und Frieden in Syrien gewünscht wird. Lächerlicher können sich die Kritiker nicht machen. Muslime weltweit beten für den Erfolg der türkischen Armee in Syrien im Kampf gegen Terrorismus. In der Türkei beten sogar die jüdische Gemeinde, das armenische Patriarchat und das Ökumenische Patriarchat von Istanbul für den Erfolg der türkischen Armee in Syrien. Da bleibt Deutschland nicht außen vor, wie Kritiker es sich einbilden. Diejenigen, die sich in Deutschland über solche Gebete echauffieren und am liebsten verbieten würden, geben kein Laut von sich, wenn Terrorsympathisanten in Deutschland als "erfolgreich integrierte Musterdemokraten" fast schon im Wochenrhytmus Demonstrationen veranstalten, Moscheen und türkische Passanten angreifen. Was für eine Heuchelei.
09.03.18
4:00
Dilaver Çelik sagt:
Die permanente, mittlerweile zur Angewohnheit gewordene Neigung, Muslime in Deutschland ständig gängeln zu wollen, hat einen neuen Höhepunkt erreicht, welcher an Absurdität kaum noch zu überbieten ist.
09.03.18
4:35
Johannes Disch sagt:
Die Militäroffensive der Türkei in Syrien ist völkerrechtswidrig. Wenn die DITIB das unterstützt, dann muss sie sich nicht wundern, wenn die Skepsis in Deutschland gegenüber dieser Einrichtung weiter steigt. Was kümmert sich die DITIB um die türkische Politik? Sie betont doch immer, sie wäre eigentlich eine von der Türkei unabhängige Organisation, die sich um die Belange der Türken in Deutschland kümmert. Das Video zeigt mal wieder, dass es nicht so ist. Es muss also weiterhin die Losung gelten: Vorsicht! Islam-Verbände!
09.03.18
9:42
grege sagt:
Die laxe Handhabung deutscher Behörden im Umgang mit der Ditib ist erschreckend. Kein Wunder, dass viele Bürger das Vertrauen in den Rechtsstaat verlieren und sich extremen / populistischen Parteien zuwenden, während die Mitte ausblutet.
10.03.18
0:00
Johannes Disch sagt:
Die DITIB plant eine Jugendreise zum türkischen Präsidenten Erdogan. Das läuft unter der Losung: Wir besuchen "unseren obersten Heerführer." (Kölner Stadt-Anzeiger vom 12.03.18) Mein lieber Mann! Was für martialische Töne. Die DITIB braucht sich nicht zu wundern, dass man sie immer skeptischer betrachtet.
12.03.18
12:01
Manuel sagt:
@Dilaver Çelik: AKP-Islamisten, wie Sie die jubeln, wenn ein Volk ermordet wird, gehört auch gegängelt, wo es nur geht.
18.03.18
17:50