Bis Ende des Jahres muss die DITIB bestimmte Auflagen erfüllen, sonst endet die Zusammenarbeit mit dem hessischen Land beim islamischen Religionsunterricht. Jetzt gibt es neue Kritik.
Einige DITIB-Gemeinden in Hessen würden mit unterstützenden Videos für die türkische Militäroffensive in Nordsyrien für scharfe Kritik und Besorgnis sorgen. Es gebe zwar keinen Anlass, die Zusammenarbeit mit der DITIB beim islamischen Religionsunterricht deswegen sofort zu beenden, sagte ein Sprecher von Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Mittwoch in Wiesbaden. Die Vorgänge würden aber in die Gesamtbewertung einfließen, ob die Partnerschaft mit DITIB beim bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht über das Jahr 2018 hinaus fortgesetzt wird. Der Hessische Rundfunk hatte zuvor über die Videos berichtet.
In den Internetvideos, die dem Kultusministerium vorliegen, hatten DITIB-Gemeinden der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien Erfolg gewünscht. Unter anderem sollen die Gemeinden in Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) und Dietzenbach (Kreis Offenbach) daran beteiligt gewesen sein. Die Inhalte der Videos seien zwar besorgniserregend, erklärte der Sprecher. Ein sofortiges Ende der Zusammenarbeit mit dem Land würde es aber nur geben, wenn es zu einer unmittelbaren Einflussnahme von DITIB auf den Unterricht oder die Lehrkräfte an Hessens Schulen kommen sollte.
Der DITIB muss bis Ende des Jahres seine Unabhängigkeit vom türkischen Staat beweisen. Dazu sollen nach den Auflagen des Landes professionelle Verwaltungsstrukturen gebildet werden und in den Gremien neutral handelnde Personen sitzen. Außerdem wurden die DITIB-Verantwortlichen aufgefordert, ein Mitgliederregister aufzubauen. Sollten diese Auflagen nicht erfüllt werden, endet die Zusammenarbeit.
Deutlich schärfer reagierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Landesvorsitzende Birgit Koch äußerte sich entsetzt und fordert Kultusminister Lorz auf, dir Vorkommnisse genau zu prüfen. Es müsse geklärt werden, ob die DITIB hinter den unterstützenden Videos für die türkische Militäroffensive in Nordsyrien stehe. Gegebenenfalls sollte dann die Frist verkürzt werden, in der die Auflagen des Landes erfüllt werden müssen.
Seit dem Schuljahr 2013/2014 gibt es islamischen Religionsunterricht in Hessen. Im laufenden Schuljahr besuchen insgesamt rund 3300 Schüler an 56 Grundschulen und zwölf weiterführenden Schulen den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht.
Lorz hatte bei der Ankündigung der Auflagen für die DITIB Ende vergangenen Jahres betont, dass der Schulalltag von den Vorgängen jedoch nicht betroffen sein wird. Der islamische Religionsunterricht werde an den bisherigen Schulstandorten in den Jahrgangsstufen eins bis fünf und zum Schuljahr 2018/19 auch in der Jahrgangsstufe sechs fortgesetzt. Die Ausweitung des Unterrichts über die Jahrgangsstufe sechs hinaus und die weitere Fortsetzung des vorhandenen Unterrichtsangebots hängen davon ab, ob die Auflagen des Landes erfüllt werden. Möglicherweise werde es künftig ein alternatives Unterrichtsangebot geben. (dpa, iQ)