Lauffen, Berlin, Meschede, Itzehoe und Ahlen: In all diesen Orten wurden am Wochenende Moscheen und ein türkischer Gemüseladen in Brand gesetzt. Zum Glück blieb es nur bei Sachschäden. Ein glücklicher Zufall.
In Deutschland hat es am Wochenende Brandanschläge auf drei Moscheen, das Domizil eines Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins und einen „türkischen“ Gemüseladen gegeben. Zudem wurden die Fenster einer weiteren Moschee eingeschlagen. Verletzt wurde bei allen Taten niemand. Die Ermittlungen zu den Tatmotiven laufen. In einem Fall gab es drei Festnahmen.
Gestern Nacht wurde ein Brandanschlag auf den Verein der Ahlener Türkischer Idealisten e.V. auf der Rottmannstraße verübt. Die Außenfassade der Gebäudes, in der sich die Moschee und mehrere Wohnungen befinden sei leicht verrußt wurden, so dass die Feuerwehr nicht mehr eingreifen musste. Medienberichten zufolge ermittle der Staatsschutz in Münster in alle Richtungen, ein politisch motivierter Hintergrund sei nicht ausgeschlossen.
In Itzehoe schlugen Unbekannte am frühen Sonntagmorgen die Fenster einer DITB-Moschee ein und legten ein Feuer in einem türkischen Gemüseladen. Ein Passant habe die acht Bewohner über dem Geschäft wachgeklingelt. Sie gelangten unverletzt ins Freie. Die Feuerwehr löschte die Flammen. Zwischen den beiden Gebäuden liegt etwa ein Kilometer, einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten schließt die Polizei nach eigenen Angaben nicht aus.
Zudem prüfen die Ermittler, ob es einen Zusammenhang mit anderen Anschlägen auf türkische Einrichtungen in Berlin, Meschede, Lauffen und Ahlen gibt. Konkrete Hinweise zu den Tätern oder den Motiven gebe es noch nicht, sagte Polizeisprecher Stefan Hinrichs am Montagmorgen.
Am Freitag hatten Unbekannte Brandsätze in eine Moschee in Lauffen nahe Heilbronn (Baden-Württemberg) geworfen. In diesem Fall wird wegen Verdachts des versuchten Mordes und der schweren Brandstiftung ermittelt. Der Imam, der sich in dem Gebäude befand, konnte das Feuer selbst löschen. In dem Gebäude sind Gemeinschafts- und Fortbildungsräume, einen Teil nutzt der Imam als Wohnung. In einem Bekennervideo werde behauptet, dass die Tat als eine Reaktion auf Angriffe der türkischen Armee und die „massenhafte Tötung von Zivilisten“ in der nordsyrischen Stadt Afrin verübt worden sei. Beim Landeskriminalamt gab es dazu am Sonntag keinen Kommentar.
In der Nacht zu Sonntag brannte es nahezu zeitgleich in einer Moschee in Berlin und an einem Gebäude des Vereins im nordrhein-westfälischen Meschede. Nach dem Anschlag auf die Berliner Moschee teilte die Polizei mit: „Nach derzeitigen Erkenntnissen wird von einer politisch motivierten Straftat ausgegangen.“ Zeugen hätten an der Moschee ein Klirren gehört und drei Jugendliche gesehen, die weggelaufen seien. Eine Fensterscheibe war eingeworfen worden, der Hauptraum sei komplett ausgebrannt. Gemeindemitglieder räumten am Sonntag Trümmer fort und versuchten, durchnässte Gebetbücher und Koran-Ausgaben zu trocknen. „Ein Anschlag auf ein Gotteshaus, egal aus welchem Grund, ist nicht akzeptabel und nicht hinnehmbar“, betonte die Gemeinde.
Drei Molotow-Cocktails wurden nach Polizeiangaben gegen die Fassade des Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins in Meschede geworfen. Als die Rettungskräfte eintrafen, stand noch eine Böschung in Flammen. Noch in Tatortnähe konnten die Beamten ein verdächtiges Auto mit drei Männern erkennen, die dann festgenommen wurden. Sie sind 26 bis 30 Jahre alt.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD) hat sich „entsetzt“ über die jüngsten Brandanschläge auf Moscheen und andere türkische Einrichtungen in Deutschland geäußert. Ihr Bundesvorsitzender Ali Ertan Toprak appellierte an kurdischstämmige Menschen in Deutschland, sich „von niemandem gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung instrumentalisieren zu lassen“. Deutschland sei ein Rechtsstaat. „Jeder Bürger kann jederzeit auf demokratischem Wege seine Meinung und seine Kritik an den politischen Entscheidungen der Regierung zum Ausdruck bringen“, betonte Toprak. (dpa, iQ)