Terror in Deutschland

Bundesweite Anschläge auf Moscheen

Lauffen, Berlin, Meschede, Itzehoe und Ahlen: In all diesen Orten wurden am Wochenende Moscheen und ein türkischer Gemüseladen in Brand gesetzt. Zum Glück blieb es nur bei Sachschäden. Ein glücklicher Zufall.

12
03
2018
Brandanschlag auf türkisches Gemüseladen in Itzehoe © Facebook
Brandanschlag auf türkisches Gemüseladen in Itzehoe © Facebook

In Deutschland hat es am Wochenende Brandanschläge auf drei Moscheen, das Domizil eines Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins und einen „türkischen“ Gemüseladen gegeben. Zudem wurden die Fenster einer weiteren Moschee eingeschlagen. Verletzt wurde bei allen Taten niemand. Die Ermittlungen zu den Tatmotiven laufen. In einem Fall gab es drei Festnahmen.

Gestern Nacht wurde ein Brandanschlag auf den Verein der Ahlener Türkischer Idealisten e.V. auf der Rottmannstraße verübt. Die Außenfassade der Gebäudes, in der sich die Moschee und mehrere Wohnungen befinden sei leicht verrußt wurden, so dass die Feuerwehr nicht mehr eingreifen musste. Medienberichten zufolge ermittle der Staatsschutz in Münster in alle Richtungen, ein politisch motivierter Hintergrund sei nicht ausgeschlossen.

Anschlag auf türkischen Gemüseladen und Moschee

In Itzehoe schlugen Unbekannte am frühen Sonntagmorgen die Fenster einer DITB-Moschee ein und legten ein Feuer in einem türkischen Gemüseladen. Ein Passant habe die acht Bewohner über dem Geschäft wachgeklingelt. Sie gelangten unverletzt ins Freie. Die Feuerwehr löschte die Flammen. Zwischen den beiden Gebäuden liegt etwa ein Kilometer, einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten schließt die Polizei nach eigenen Angaben nicht aus.

Zudem prüfen die Ermittler, ob es einen Zusammenhang mit anderen Anschlägen auf türkische Einrichtungen in Berlin, Meschede, Lauffen und Ahlen gibt. Konkrete Hinweise zu den Tätern oder den Motiven gebe es noch nicht, sagte Polizeisprecher Stefan Hinrichs am Montagmorgen.

Brandanschlag auf IGMG-Moschee

Am Freitag hatten Unbekannte Brandsätze in eine Moschee in Lauffen nahe Heilbronn (Baden-Württemberg) geworfen. In diesem Fall wird wegen Verdachts des versuchten Mordes und der schweren Brandstiftung ermittelt. Der Imam, der sich in dem Gebäude befand, konnte das Feuer selbst löschen. In dem Gebäude sind Gemeinschafts- und Fortbildungsräume, einen Teil nutzt der Imam als Wohnung. In einem Bekennervideo werde behauptet, dass die Tat als eine Reaktion auf Angriffe der türkischen Armee und die „massenhafte Tötung von Zivilisten“ in der nordsyrischen Stadt Afrin verübt worden sei. Beim Landeskriminalamt gab es dazu am Sonntag keinen Kommentar.

Brandanschlag auf Berliner Moschee

In der Nacht zu Sonntag brannte es nahezu zeitgleich in einer Moschee in Berlin und an einem Gebäude des Vereins im nordrhein-westfälischen Meschede. Nach dem Anschlag auf die Berliner Moschee teilte die Polizei mit: „Nach derzeitigen Erkenntnissen wird von einer politisch motivierten Straftat ausgegangen.“ Zeugen hätten an der Moschee ein Klirren gehört und drei Jugendliche gesehen, die weggelaufen seien. Eine Fensterscheibe war eingeworfen worden, der Hauptraum sei komplett ausgebrannt. Gemeindemitglieder räumten am Sonntag Trümmer fort und versuchten, durchnässte Gebetbücher und Koran-Ausgaben zu trocknen. „Ein Anschlag auf ein Gotteshaus, egal aus welchem Grund, ist nicht akzeptabel und nicht hinnehmbar“, betonte die Gemeinde.

Drei Molotow-Cocktails wurden nach Polizeiangaben gegen die Fassade des Türkisch-Deutschen Freundschaftsvereins in Meschede geworfen. Als die Rettungskräfte eintrafen, stand noch eine Böschung in Flammen. Noch in Tatortnähe konnten die Beamten ein verdächtiges Auto mit drei Männern erkennen, die dann festgenommen wurden. Sie sind 26 bis 30 Jahre alt.

Kurdische Gemeinde verurteilt Brandanschläge

Die Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD) hat sich „entsetzt“ über die jüngsten Brandanschläge auf Moscheen und andere türkische Einrichtungen in Deutschland geäußert. Ihr Bundesvorsitzender Ali Ertan Toprak appellierte an kurdischstämmige Menschen in Deutschland, sich „von niemandem gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung instrumentalisieren zu lassen“. Deutschland sei ein Rechtsstaat. „Jeder Bürger kann jederzeit auf demokratischem Wege seine Meinung und seine Kritik an den politischen Entscheidungen der Regierung zum Ausdruck bringen“, betonte Toprak. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Die Moscheen sind unsere Ehre. Niemandem steht es zu, sie anzugreifen, geschweige denn, gegen unsere Moscheen auch nur ein Wort zu sagen. Wer was gegen unsere Moscheen sagt oder sie angreift, der hat keine Ehre, keine Menschenwürde, und schon gar keinen Glauben. Und wir sorgen dafür, dass er zur Rechenschaft gezogen wird. Gegenwärtig wird in Deutschland gegen Moscheen gehetzt von ehrlosen Medien und Politikern. Kein Wunder, dass das Terrorsympathisanten und sonstige Landesverräter dazu ermutigt, Moscheen anzugreifen. Die Muslime sind in Deutschland nicht mehr sicher. Sie können jederzeit Opfer von Gewalt werden. Insbesondere Frauen, die sich von Natur aus kaum gegen männliche Gewalt der Täter wehren können. Eine Schande ist das.
13.03.18
16:28
Ludwig sagt:
Sehr geehrter Herr Celik, Sie machen unsere Politiker und unsere Medien für die Übergriffe auf Moscheen und türkische Einrichtungen verantwortlich. Natürlich ist Gewlt in jeder Form nicht zu tollerieren. Aber verantwortlich für solche Übergriffe sind derzeit nicht deutsche Politiker, Medien oder Parteien sondern ausschließlich der türkische Präsident selbst mit seinem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Kurden in Syrien. Und dass es sich hierbei um einen völkerrechtswidrigen Angriff handelt, hat heute auch die Mehrheit im Deutschen Bundestag bestätigt, ob Ihnen das gefällt oder nicht. Wer unter dem Vorwand, Terroristen zu bekämpfen in einem fremden Staat unschuldige Menschen, auch Frauen und Kinder tötet, der braucht sich nicht zu wundern, wenn in Europa die Angehörigen der dort bedrohten Kurden gegen türkische Einrichtungen vorgehen. In Afrin selbst haben die Menschen keine Perspektive, weil sie von der internationalen Völkergemeindschaft im Stich gelassen werden. Verabscheuungswürdig halte ich nur das Verhalten der Bundeskanzlerin und der Bundesregierung. Sie genehmigen weitere Waffenexporte an die Türken und trauen sich nicht, das Vorgehender Türken in Syrien öffentlich als völkerrechtswidrig zu bezeichnen. Und sagen sie bitte nicht, dass die Moscheen die Ehre der hier lebenden Türken wären. Es ist bewiesen, dass auch Attentäter des IS intensive Beziehungen zu türkischen Mescheen in Deutschland hatten und nicht alle, aber doch einige als Propagandaorgonisationen der AKP mißbraucht werden. Wenn Sie sich so sehr um das Wohl der Frauen als scheinbar schwaches Geschlecht einsetzen, dann sollten Sie vielleicht auchan die Frauen und Kinder in Afrin denken, die von der türkischen Armee mit der Unterstützung von zweifelhaften Verbündeten getötet werden. Und zum Schluss: Deutschland ist Gott sei Dank immer noch ein relativ freies Land. Wenn es Ihnen hier nicht mehr gefällt, können Sie gerne in das Land Ihrer Vorfahren zurückkehren. Hier wird Sie sicherlich niemand vermissen.
15.03.18
21:42
grege sagt:
Weder von Politikern noch von Medien (zumindest den gemäßigten) wird gehetzt, wie einige Teilnehmer hier weismachen wollen. Es handelt sich hier um einen türkisch - kurdischen Konflikt, gegen den uns er Rechtsstaat wehrhaft einschreiten muss. Weder sind hier die Umtriebe von der PKK noch von erdowahnnahen Extremisten wie den grauen Wölfen oder den Rockern Osmania zu tolerieren.
15.03.18
22:57
Dilaver Çelik sagt:
@Ludwig Sie brauchen mir hier nicht weismachen, was ich von der türkischen Anti-Terror-Operation in Afrin zu halten habe. Ich weiß besser als Sie, dass die Operation völkerrechtlich einwandfrei ist und damit rechtens. Und da gibt es nichts zu diskutieren. Mit Ihnen und Ihresgleichen schon mal gar nicht. Da kann mir keiner was erzählen. Sie müssen mir hier auch nicht die ganzen Lügen der PKK-Propaganda von getöteten Zivilisten, welche von den deutschen Medien übernommen werden, herunterbeten. Als Argument völlig untauglich. Was der Bundestag meint und beschließt, hat weder für mich, noch für die Türkei irgendeine Verbindlichkeit, weil der Bundestag null Ahnung von all dem hat, was da unten abgeht und ihn auch nichts anzugehen hat, dass die Türkei gegen Terroristen operiert. Der Gipfel Ihrer Unverschämtheit ist, dass Sie die politische sowie mediale Hetze in Deutschland gegen Moscheen abstreiten und auch noch eins oben draufsetzen, indem Sie selbst türkische Moscheen mit einer Terrororganisation in Verbindung bringen. Das ist eine Verleumdung. Und Verleumdung ist ist ein Straftatbestand. Niemand hat das Recht, gegen Moscheen auch nur ein Wort zu sagen. Und Sie erst recht nicht. Und nein, ich gehe nirgendwo hin. Auch wenn Ihnen das nicht passt. Ich lebe nun mal hier und wenn mir hier etwas nicht gefällt, dann kämpfe ich dagegen an und setze mich auf jeden Fall durch. Von Ihnen und Ihresgleichen lasse ich mir gar nichts sagen.
16.03.18
15:39
Abdulhamit sagt:
Wenn man keinen Vergleichswert hat? Wenn Lobbygruppen in Ihrem Lande Negativpropaganda betreiben? Wenn einzelne Politiker als Hassobjekte auserkoren werden? Wenn selbst Politiker mit türkischen Wurzeln ihre prinzipielle Heimat als Feindbild erklären, weil sie wohl von dubiosen Quellen finanziell dafür entlohnt werden? An anderen Tagen und wenn ich zum Beispiel den Fehler begangen habe und mal wieder einige offiziell objektive Tageszeitungen studiert habe, die aufgrund ihrer permanenten Falschmeldungen über die heutige Türkei kaum noch Platz für echte Nachrichten haben, und wenn von daher mein Anti-Türkei-Akzeptanz-Level mal wieder beträchtlich gegen Null tendiert, da höre ich besser weg, oder sage einfach nichts mehr und wechsle schnell das Thema. Ein gewisses Maß an Offenheit, Interesse am Anderen, am Zusammenleben verschiedener Kulturen und Ideen. Zugegeben, je mehr man unterwegs ist, umso einfacher. Aber auch diejenigen unter uns, die nicht so viele Gelegenheiten hatten, über „das Andere“ und die große weite Welt persönlich zu erfahren, sind vor allem heute ja nicht mehr von genau dieser weiten Welt abgeschnitten wie wir damals im Zeitalter ohne WWW. Fernsehen, Radio, Internet, Zeitungen… eigentlich sollte multikulturelles Zusammenleben heute doch genauso einfach sein wie das ABC! Von der türkischen Gastfreundschaft und Herzlichkeit und eben auch Normalität gegenüber internationalen Mitbürgerinnen und Mitbürgern können sich so manche europäische Gesellschaften noch ein (Politik-)Stück abschneiden.
11.10.18
23:53