Islamfeindlichkeit

Fünf Moscheeanschläge am Wochenende

Unbekannte haben einen Brandanschlag auf die Yunus Emre Moschee in Kassel verübt. Vier weitere Moscheen wurden mit politischen Parolen beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt.

26
03
2018
Brandanschlag auf Moschee in Kassel © Facebook, bearbeitet by iQ.
Brandanschlag auf Moschee in Kassel © Facebook, bearbeitet by iQ.

Am Sonntagmorgen (ca. 5:30 Uhr) wurde die Yunus Emre Moschee auf der Bunsenstraße in Kassel Opfer eines islamfeindlichen Angriffes. Die Täter warfen insgesamt drei Brandsätze gegen das Gebäude, die allesamt nicht in das Innere gelangten sondern außerhalb zur Umsetzung kamen.

Es wurde ein Fenster beschädigt, am Fensterrahmen und der Außenfassade entstand ebenfalls Schaden durch Brandzehrung bzw. Rußverschmutzung. Die Schadenshöhe wird auf ca. 2000,- Euro geschätzt. Das Gelände ist mit einer Videokamera gesichert. Die Videoaufnahmen von der Tatnacht werden aktuell noch ausgewertet.

Die Pressestelle der Polizei Nordhessen-Kassel teilte IslamiQ auf Anfrage nun mit, dass die Polizei in allen Richtungen ermittle, jedoch eine politisch motivierten Tat Nahe liege und deshalb der Staatsschutz die Ermittlungen bereits aufgenommen habe und um Zeugenhinweise bittet.

Moscheen mit politischen Parolen beschmiert

In der Nacht zum Sonntag haben Unbekannte die DITIB Ulu Moschee in Amberg und die Mehmet Akif Moschee in München mit politischen Parolen beschmiert. Die bisher Unbekannten Täter haben die Außenfassade der DITIB Ulu Moschee mit mehreren rote politische Parolen besprüht, unter anderem mit den Wörtern „YPG“, „ERDOĞAN=MÖRDER“ und „DEFEND AFRIN“. Die Mehmet Akif Moschee wurde mit dem Schriftzug „Safe Afrin“ markiert.

Auch die DITIB Hacı Bayram Moschee auf der Hauptstraße in Wanna-Eickel (NRW) wurde Opfer eines rechtsextremistischen Angriffs. Ein Unbekannter befestigte ein Blatt mit mehreren Hakenkreuze und der Aufschrift „Alle Ausländer raus aus Deutschland“ und „Heil Hitler“. Die Polizei ermittelt. Zu dem wurde die Außenfassade des Indonesischen Weisheits- und Kulturzentrums in Berlin mit einem Hakenkreuz bemalt, wie die Gemeinde IslamiQ mitteilte.

40 Angriffe auf Moscheen und Kulturvereine

Die deutschen Polizeibehörden haben einem Bericht zufolge in diesem Jahr bislang 40 Angriffe mutmaßlicher prokurdischer Aktivisten auf Moscheen, Kulturvereine oder türkische Restaurants registriert. Dies berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) unter Berufung auf das Bundesinnenministerium. Vergangenes Jahr waren es demnach insgesamt 13 solcher Übergriffe. (dpa, iQ)

IslamiQ hat alle Moscheeangriffe von 2015 bis 2018 zusammengetragen und auf der Deutschlandkarte markiert. Die Karte wird stetig aktualisiert.

Falls Ihnen ein Moscheeangriff bekannt ist, der nicht auf der Karte zu sehen ist, dann können Sie die nötigen Informationen (Wo? Was? Wann?) an info@islamiq.de schicken.

Leserkommentare

Mohammad Al-Faruqi sagt:
Den Seehofers, Söders, Dobrindts, Gaulands, Höckes und Weidels und all ihren Geschwistern im Geiste, die sich auf dieser Webseite tummeln, will ich nur eines sagen: Bitte sprechen Sie Ihren historischen Vorbildern feierlich nach: Wir übergeben der Flamme die Gebetshäuser der Muslime! Und wenn jetzt einige von euch empört "Nazikeule" rufen, dann sage ich: JA, vollkommen richtig, denn andere Vorbilder scheint ihr ja im Deutschland des Jahres 2018 nicht zu haben.
26.03.18
17:09
Ute Fabel sagt:
Ich sehe in Europa derzeit vor allem Gefahren aus zwei Richtungen: aufflammender Rechtspopulismus und Rechtsextremismus einerseits und die Bedrohung durch Islamismus, politischen Islam und islamistischen Terrorismus, wie vor wenigen Tagen in Frankreich. Beidem ist energisch entgegenzutreten.
27.03.18
11:27
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel Ich teile ihre Analyse. Nur: Durch die undifferenzierte Auseinandersetzung, die manche hinsichtlich des Islam vornhemen, wird der Rechtspopulismus/Rechtsextremismus gestärkt. Die Art von "Islamkritik", die hier manche bei "Islamiq" vornehmen, unterscheidet sich nicht vom pauschalen Islam-Bashing der Rechten.
27.03.18
13:29
Johannes Disch sagt:
@Mohammed ...(Ihr Post vom 26.03.18, 17:09) Völlig richtig, dass nun auch noch die etablierte Politik auf diesen Islam-Bashing-Zug aufspringt, ist kontraproduktiv. Da fühlen sich dann irgendwann welche auch zur Tat ermächtigt. Vor 2 Jahren fackelte ein biederer Bankangestellter ein Flüchtlingsheim ab aus Angst vor "Überfremdung." Beim Verhör gab er an, er war der Auffassung, er erfülle damit eigentlich nur den "Volkswillen."
27.03.18
19:06
Sandra sagt:
wunderschön geschrieben. Danke
29.03.18
7:21
Ute Fabel sagt:
@Mohammad Al-Faruqi, Johannes Disch: So bedauerlich diese Vorfälle sind: Eine zentrale Ursache ist der Umstand, dass die DITIP nicht als religiöse, sondern als politische Organisation auftritt. Im Zusammenhang mit Erdogans jüngster Syrienoffensive wurde in DITIP-Moscheen offensiv zum Gebet für die türkischen Soldaten, aber nicht für die kurdischen Zivilisten aufgerufen. Religion wurde in einer scheußlichen Weise als politisches Propagandamittel instrumentalisiert. Politische Konflikte im Nahen Osten wurden damit nach Deutschland importiert, wofür DITIP durch ihr Fehlverhalten eine Hauptverantwortung trägt.
29.03.18
12:24