Der „European Islamophobia Report 2017“ wurde veröffentlicht. Darin wird die Lage und Entwicklung von Islamfeindlichkeit in 33 europäischen Ländern dargestellt.
Der „European Islamophobia Report“ für das Jahr 2017 wurde veröffentlicht. Herausgegeben wird der Report von den Politikwissenschaftlern Dr. Farid Hafez und Enes Bayraklı. Nach 2015 und 2016 wurde der Bericht zum dritten Mal veröffentlicht. Neben allgemeinen Ergebnissen zur Lage und Entwicklung von Islamfeindlichkeit in Europa, enthält der Report 33 Länderberichte, die von verschiedenen 40 WissenschaftlerInnen auf 739 Seiten zusammengetragen und verfasst wurden.
Seit der Veröffentlichung des ersten „European Islamophobia Report“ sei im Wesentlichen keine Verbesserung zu verzeichnen. Stattdessen ließe sich sogar ein Anstieg von Islamfeindlichkeit in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, wie beispielsweise dem Bildungssystem, dem Arbeitsmarkt, in den Medien, der Politik oder sogar dem Rechtssystem beobachten. Doch seien diese Ergebnisse nur die Spitze des Eisbergs, da nur 12% der Muslime Diskriminierungen den Behörden melden.
Rassismus, Hass und Diskriminierung gehörten inzwischen zur alltäglichen politischen und gesellschaftlichen Realität von Muslimen in Europa, heißt es in dem Bericht. Islamfeindlichkeit sei heute eine Art von Rassismus, der sich in den europäischen Staaten, Institutionen und Gesellschaften normalisiert.
Der diesjährige Schwerpunkt des Reports, liege auf rassistischen Parteien in Europa wie der AfD in Deutschland, der politischen und sozialen Stärkung der Neonazis/ Rechtsextremisten und den Veränderungen der Gewaltphänomene, die diese Entwicklungen begleiten. Dies zeige sich insbesondere an dem Aufstieg und den wahlpolitischen Erfolgen von rechtspopulistischen bis hin zu rechtsextremistischen Parteien in einer Vielzahl von europäischen Ländern. Während die meisten rechtsextremen Parteien immer noch in Opposition seien, haben einige an Einfluss gewonnen.
Für die Bekämpfung von Islamfeindlichkeit sei insbesondere die Erkenntnis darüber, dass es sich hierbei um strukturellen und institutionellen Rassismus handele, notwendig. Die Herausgeber fordern Europäische Organisationen dazu auf, sich diesem Problem annehmen und Diskriminierung, Hass und Hetzte gegenüber Muslimen kontrollieren, erfassen und schließlich bekämpfen. Um zuverlässige Daten zur Islamfeindlichkeit in Europa erheben zu können, müsse eine seperate Erfassung islamfeindlicher Straftaten auf europäischer Ebene erfolgen.
Allein in den ersten 210 Tagen des Jahres 2017, wurden in Deutschland laut Bericht ca. 100 Angriffe auf Moscheen gezählt, sowie ca. 908 Attacken auf Muslime. Darüber hinaus wurden 5 Angriffe auf Geflüchtete und 0,3 Angriffe auf Hilfsarbeiter pro Tag im Jahr erfasst. Hinzukommen 205 politisch motivierte Straftaten gegen ParlamentarierInnen. Außerdem wurde im Report die Darstellung der Muslime in den Medien kritisiert. „In den deutschen Medien werden Muslime und Islam außerdem weiterhin zu 60-80% als physisch gewalttätig, sexistisch, religiös, fanatisch und/oder fundamentalistisch dargestellt in Zusammenhang mit einer generellen sozialen und kulturellen Rückständigkeit/Unterentwicklung“, heißt es im Report.
In Österreich wurden 143 islamfeindliche Fälle erfasst, von denen eine Mehrheit im institutionellen Bereich (30%) identifiziert wurden, dicht gefolgt von klassischen Medien (23%) sowie Bildungsbereich (20%). Das Jahr 2017 wurden vom Nationalratswahlkampf geprägt, in dem der islamfeindliche Populismus der FPÖ von der neu gefärbten ÖVP als Liste Kurz viele der freiheitlichen Forderungen übernahm. Die Forderung zur Schließung von islamischen Kindergärten, stärkten die Positionen von Bewegungen wie die Identitären. Des Weiteren stand die Einführung des Gesichtsschleierverbots und der diskriminierende Diskurs rund um die Umsetzung von Berufsverboten für muslimische Frauen mit Haarbedeckung im Vordergrund der Debatten.