Religionspädagogen der Universität Tübingen haben eine groß angelegte Studie zur Haltung von Jugend zur Religion vorgelegt. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche zwar an etwas glauben, aber nicht religiös sind.
Jugendliche wollen nach einer neuen Studie nicht religiös sein, glauben aber zu einem großen Teil. Aus einer am Donnerstag in Tübingen vorgestellten Befragung von mehr als 7.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen geht hervor, dass mehr als die Hälfte von ihnen an Gott glaubt. Rund drei Viertel beten demnach gelegentlich oder häufig. Trotzdem nannten sich nur 22 Prozent religiös, aber 41 Prozent gläubig. Auch von denjenigen, die sich als Atheisten sehen, glauben viele an „irgendeine höhere Macht“.
Hinter der Studie „Jugend – Glaube – Religion“ stehen der katholische und der evangelische Religionspädagoge der Universität, Reinhold Boschki und Friedrich Schweitzer. Sie befragten die Teilnehmer mithilfe von Fragebögen und Interviews zu ihren Einstellungen und Erfahrungen rund um die Themen Glauben, Kirche und Religion.
Aus der Untersuchung geht hervor, dass Jugendlichen den Glauben für etwas Individuelles und Persönliches halten. Die Haltung zur Kirche ist demnach ambivalent, weil sich junge Menschen nur ungern mit dem institutionellen Charakter der Religion identifizieren wollen. Mehr als die Hälfte der jungen Menschen findet aber gut, dass es Kirchen gibt.
In der Zeit des Erwachsenwerdens bleibt nach diesen Ergebnissen der Glaube relativ stabil, während sich kirchenkritische Haltungen verstärken. Das Interesse an religiösen Fragen wuchs demnach bei Schülern, die an Religions- oder Ethikunterricht teilnehmen: Sie wollen sich eine eigene Meinung bilden können und mit ihren Fragen ernst genommen werden. Gegenüber anderen Religionen und Kulturen zeigen sich Jugendliche meist interessiert und offen.
25 Prozent stimmten indes der Aussage zu, dass es zu viele Muslime in Deutschland gebe. Diese Ansicht vertraten auch 18 Prozent der befragten Muslime. Das zeigt aus Sicht der Autoren der Studie, „wie wichtig ein schulisches Angebot für die Auseinandersetzung mit religionsbezogenen Vorurteilen bleibt“.
Drei Viertel der befragten Schüler vertraten die Ansicht, dass sich die Kirchen ändern müssten, wenn sie eine Zukunft haben wollten. Religiöse Themen, die Jugendliche interessieren, sind beispielsweise Tod, Weltentstehung oder die Frage nach Gottes Gerechtigkeit angesichts von Leid. Die Autoren der Studie betonen, in der Jugendforschung im deutschsprachigen Raum werde das Thema Religion seit Jahren nur „am Rande behandelt“. Dies gelte auch für die bekannten Shell-Studien.
Im Schnitt wiesen Mädchen höhere Religiositätswerte auf als männliche Befragte. Zwischen Berufsschülern und Gymnasiasten gibt es demnach weniger Unterschiede im Blick auf Religion, als oftmals angenommen wird. Der Gottesglaube muslimischer Schüler ist demnach stärker als bei christlich erzogenen Jugendlichen. (KNA, iQ)