Umfragen des Instituts für Demoskopie in Allensbach zeigen, eine abnehmende Tendenz von Antisemitismus in Deutschland. Islamfeindlichkeit sei stärker verbreitet.
Der Antisemitismus hat trotz der jüngsten Vorfälle in Deutschland nach Expertenangaben „eher“ abgenommen. „Das bedeutet aber nicht, dass er kein Problem wäre“, schreibt Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwoch). Insgesamt sei der Antisemitismus „vorwiegend ein Phänomen der politischen Rechten“. In Umfrageergebnissen zeige sich, „dass die Urteile über Juden bei den Anhängern der AfD deutlich negativer ausfallen als bei den Anhängern aller anderen Parteien“.
Insgesamt zeigten die Umfragen des Instituts kein eindeutiges Bild, betont Petersen. „Tatsächlich halten sich einige Klischees über ‚die Juden‘ hartnäckig in der Bevölkerung. Doch echte Judenfeindlichkeit empfindet anscheinend nur eine kleine Minderheit.“ In den vergangenen Jahrzehnten sei Antisemitismus „eher“ seltener geworden. Insgesamt sei Judenfeindlichkeit hierzulande geringer als Islamfeindlichkeit.
Auf die Frage „Ist Antisemitismus, also Judenfeindlichkeit, heute bei uns ein großes Problem, oder sind das aus Ihrer Sicht Ausnahmefälle?“ meinen demnach 23 Prozent, es handele sich um ein großes Problem. 58 Prozent dächten, bei den in den Medien berichteten Übergriffen handele es sich um Einzelfälle. Wann genau diese Umfrage gemacht wurde, geht aus dem Beitrag nicht hervor.
Wenn in der Umfrage an den Vorfall von Berlin-Prenzlauer Berg im Frühjahr 2018 erinnert worden sei, bei dem ein junger Mann mit Kippa angegriffen wurde, seien die Antworten skeptischer ausgefallen: Nur 27 Prozent sagten, es sei ein Einzelfall gewesen, während 44 Prozent glaubten, der Angriff auf den Mann mit der jüdischen Kopfbedeckung sei ein Zeichen für verbreiteten Antisemitismus unter Menschen arabischer Herkunft in Deutschland.
Bei der Frage, ob Deutschland Israel gegenüber eine besondere Verantwortung habe, stimmten 31 Prozent der Befragten in der aktuellen Umfrage dieser These zu, 41 Prozent widersprachen. Es zeigten sich demnach Unterschiede beim Alter der Befragten: Während 39 Prozent der ab 60-Jährigen meinten, dass Deutschland für das Schicksal Israels eine besondere Verantwortung trage, seien es bei den unter 30-Jährigen 22 Prozent.
„Es spricht damit einiges dafür, dass es mit zunehmendem zeitlichen Abstand zum Dritten Reich für die Bundesregierung schwieriger wird, die Haltung zu vermitteln, wonach die Sicherheit Israels zur Staatsräson der Bundesrepublik gehöre“, so Petersen. (KNA/iQ)