Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi und sein Buch „Warum es Gott nicht gibt und er doch ist“.
IslamiQ: Wem würden Sie ihr Buch „Warum es Gott nicht gibt und er doch ist“ gerne schenken und warum?
Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi: Ich würde gerne mein Buch Slavoj Žižek schenken, um ihm elegant zu zeigen, warum er alles verstanden hat, aber nicht den Islam, wenn man bedenkt, welche steile Thesen er ständig über den Islam formuliert.
IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?
Karimi: Es geht mir um die Fragen, was es heißt, ein Muslim zu sein – heute, worin der Ort und die Legitimation des Religiösen bestehen, was genau der Glaube an Gott bedeutet, warum es Gott nicht geben kann und er doch ist, warum der Koran ein Buch fürs Leben ist, warum wir mehr Islam wagen sollten, und warum wir im Islam immer wieder Reform benötigen, aber keinen Reformer.
IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?
Karimi: Das kann ich über mein eigenes Buch kaum behaupten. Wenn es aber nicht mein Buch wäre, dann würde ich sagen, was ich aber nicht sage: In diesem Buch geht es um das Unübertreffliche, um das höchst Erhebende, um Gott – mit viel Witz, Ironie und Leidenschaft.
IslamiQ: Ihr Buch „Warum es Gott nicht gibt und er doch ist“ in drei Wörtern zusammengefasst?
Karimi: Was heißt Muslimsein?
IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: In Ihrem Buch schreiben Sie, dass es Gott nicht gibt und er doch ist, wie ist das zu verstehen?
Karimi: Der Satz ist eine Anspielung auf das islamische Glaubensbekenntnis mit der klaren Einsicht, dass es einen Gott, der käuflich ist, einen Gott, der für meine Interessen und Wünschen instrumentalisiert ist, einen Gott, der bloß einen funktionalen Charakter hat, einen Gott, den es so gibt, wie Spaghetti auf dem Teller eines Mafioso in Palermo, einen Gott, der in Wahrheit ein Handlanger meiner perversen Interessen ist, diesen Gott gibt es nicht. Aber einen Gott, vor dessen Willen ich meinen Willen zurücknehme, einen Gott, der unverfügbar und Sehnsucht bleibt, einen Gott, der mir nahe ist als ich mir selbst, einen Gott, der mich zu meiner Wahrheit führt, der nichts neben sich kennt, der größer ist als groß, an dessen Existenz glaube ich.