Heute vor 23 Jahren wurde in Bosnien ein Völkermord begangen. Mitten in Europa ermordeten serbische Soldaten mehr als 8.000 muslimische Bosnier in Srebrenica. Der Hauptverantwortliche Ratko Mladić wurde letztes Jahr verurteilt.
Der Völkermord von Srebrenica jährt sich heute zum 23. Mal. Noch immer werden Leichen identifiziert und am Jahrestag des Massakers beerdigt. Tausende Teilnehmer an der Gedenkveranstaltung werden auch dieses Jahr erwartet.
Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica zum Schauplatz der grausamsten Tat in Europa nach dem zweiten Weltkrieg. Während des Bürgerkrieges (1992-1995) in Bosnien und Herzegowina marschierten serbische Truppen im Juli 1995 in die Stadt ein. Die stationierten UN-Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung vor den Serben nicht schützen. Mehr als 8.000 muslimische Bosniaken, im Alter von 12 – 77 Jahren, verloren allein an diesem Tag ihr Leben.
Über mehrere Tage hat sich das Massaker von Srebrenica hingezogen. Spätere Untersuchungen zeigten, dass die Morde an verschiedenen Punkten gezielt und geplant begangen wurden. Knapp 7.000 Menschen galten Ende Juli 1995 als vermisst. Berichte über Vergewaltigungen und Morde sind erst Tage nach dem Massaker durch Flüchtlinge und Blauhelmsoldaten zu vernehmen gewesen.
Spätere Untersuchungen der Vorfälle zeigten: Die serbischen Mörder haben ihre hilflosen Opfer in Massengräbern verscharrt. Sie betteten die Gräber mehrfach um und Knochenteile wurden auf verschiedene Gräber umverteilt, wodurch die Identifizierung der Opfer fast unmöglich wurde. Noch heute werden Tausende Menschen vermisst. Die Rechnung der Täter: Die Gräueltaten sollen verschleiert bleiben.
Offiziell geht man mittlerweile von 8.372 Opfern des Massakers von Srebrenica aus. In diesem Jahr konnten 35 Opfer anhand von DNA-Analysen identifiziert werden. Die Opfer werden während einer zentralen Gedenkveranstaltung im Grabfeld von Srebrenica mit Gebeten beigesetzt.
Der Hauptverantwortliche für den Völkermord, der ehemalige Oberkommandant der serbischen Armee Ratko Mladić wurde im November letzten Jahres vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er trug den Beinamen „Der Schächter des Balkan“. Sein Ziel war die Schaffung eines „ethnisch reinen“ Großserbiens. Nach Kriegsende war Mladić sechszehn Jahre auf der Flucht und konnte erst 2011 gefasst werden. Seitdem lief das Verfahren gegen ihn vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal, das im November seinen Abschluss fand. Das Gericht folgte dem Vorschlag der Staatsanwaltschaft und verhängte die Höchststrafe.
„Die Höchststrafe ist eine Form von Gerechtigkeit“, findet Kada Hotic, Vize-Präsidentin des Netzwerks „Mütter von Srebrenica“.