Der Auftrag zur Islam-Studie kam Jahre vor der Landtagswahl. Nun liegen die Ergebnisse vor: Nicht jede Empfehlung der Wissenschaftler wird bei Bayerns Staatsregierung auf Gegenliebe stoßen.
Im Alltagsleben der rund 500.000 Muslime in Bayern gibt es offenbar weniger Konflikte als vielfach angenommen und zudem eine große Vielfalt. Es gebe einen großen Binnenpluralismus und ein großes Spektrum persönlicher Religiosität, sagte der Direktor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa (EZIRE), Mathias Rohe, am Mittwoch in München bei der Vorstellung einer Studie zum Islam in Bayern.
„Die Anerkennung schlichter Normalität des (auch) Muslim-Seins in Bayern und Deutschland“in wichtiges Fazit der Forschenden. Das Themenspektrum reicht von Islamfeindlichkeit über islamischen Religionsunterricht bis hin zum Kopftuch. Ihre Antworten sind dabei differenziert und keineswegs ein einziges Plädoyer für Toleranz.
So steht etwa das klare Plädoyer für den Islamischen Religionsunterricht als Regelangebot konträr zur aktuellen Beschlusslage. Bessere Perspektiven für Lehrer werden gefordert. Sonst drohe die Abwerbung durch andere Bundesländer.
Auch in Sachen Bestattungskultur wenden sich die Forscher gegen einen Beschluss des Landtags, der im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern an der Sargpflicht festhält. Außerdem werden klare Regelungen zur muslimischen Seelsorge in Gefängnissen gefordert: „Es kann nicht sein, dass der Imam darauf angewiesen ist, mit dem christlichen Seelsorger in die Justizvollzugsanstalt zu kommen, weil er nicht anerkannt ist.“
Gewachsen sei die Islamfeindlichkeit, in ganz Deutschland wie in Bayern, stellen die Forscher fest. Diese komme immer wieder auch in der Ablehnung von Moscheen zum Vorschein. Im Internet kursierten regelrechte Anleitungen, wie der Bau einer Moschee verhindert werden könne. Die Studie hält mit einem Leitfaden dagegen, wie ein solches Projekt gelingen kann. Wichtig sei, die Bevölkerung zu informieren und möglichst an der Planung zu beteiligen.
Der Jurist empfahl, sich für die jeweiligen Probleme die passenden Partner vor Ort zu suchen. Dies sollten nicht immer die Gemeinden sein. Gehe es etwa um soziale Fragen, seien Experten mit muslimischem Hintergrund wichtig. Diese müssten unterstützt werden, etwa durch Informationsmaterial in digitaler Form. Er begrüße es daher auch, dass das Bundesinnenministerium in Zukunft die Islamkonferenz themenorientiert zusammensetzen wolle, so der EZIRE-Direktor.
Zentrale Ergebnisse der Studie sind:
(KNA, iQ)