Markus zwei, Mehmet vier. Eine neue Studie zeigt, dass Grundschulkinder mit ausländischen Wurzeln im Fach Deutsch von angehenden Lehrkräften schlechter benotet werden – bei gleicher Leistung.
In einer experimentellen Studie konnten die Forschenden zeigen, dass angehende Lehrerinnen und Lehrer schlechtere Diktat-Noten für Grundschulkinder mit ausländischen Namen vergeben, auch wenn die Anzahl von Fehlern in den Diktaten gleich war. 204 Studierende einer Pädagogischen Hochschule im Alter von durchschnittlich 23 Jahren haben an dieser Studie teilgenommen.
Ausschlaggebend für die unterschiedliche Benotung war allein der Name der Grundschulkinder: Während die eine Gruppe ein Diktat von „Max“ benotete, erhielt die andere Gruppe ein identisches Diktat, allerdings von „Murat“.
Die Anzahl der gefundenen Fehler war dabei gleich, unabhängig davon, ob das Kind vermeintlich deutsch oder türkisch war. Dennoch leiteten die Beurteiler aus der gleichen Anzahl von Fehlern unterschiedliche Noten ab – mit Nachteil für die vermeintlich türkischen Schülerinnen und Schüler. Offensichtlich liegt das Problem also nicht in der Ermittlung der Fehler, sondern in der Notensetzung.
„Unsere Studie liefert neue Ansatzpunkte für die Lehrkraftausbildung“, sagt Meike Bonefeld von der Universität Mannheim, die die Auswertungen geleitet hat. „Vor allem die Bewertungsstandards sollten vereinheitlicht werden, damit angehende Lehrerinnen und Lehrer in Zukunft Noten nach objektiveren Standards vergeben“.
Im vergangenen Jahr hat das Team um Professor Oliver Dickhäuser untersucht, wie sich der Migrationshintergrund von Schülern auf ihre Mathe-Noten auswirkt. Dafür haben die Bildungsforscher 1.500 Gymnasiasten im Verlauf von zwei Schuljahren regelmäßig auf ihre Mathekenntnisse geprüft. Auch dabei kam heraus, dass Migrantenkinder im Fach Mathematik bei gleicher Sprachfertigkeit und sozialer Herkunft im Vergleich zu ihren Mitschülern ohne Migrationshintergrund schlechter bewertet wurden.
Im weiteren Verlauf ihrer Studien wollen die Forscher herausfinden, wie die Urteilsprozesse der Lehrerinnen und Lehrer bei Notenvergabe ablaufen und was die Gründe für die festgestellten Unterschiede sind. Diese Mechanismen zu verstehen und zu durchbrechen, sei eine wichtige Herausforderung für zukünftige Forschung, so Bonefeld.