Brauchen Muslime eigene Kindergärten? Sind diese schädlich für die Integration? Können Kinder dort überhaupt die deutsche Sprache lernen? – Solche und weitere Fragen musste die DITIB in Mannheim beantworten, ehe sie als Träger eines Kindergarten anerkannt wurde.
Der Kindergarten „Lalezar“ in Mannheim, dass zur Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) gehört, eröffnete heute feierlich – nach mehr als fünf Jahren Anlaufzeit. Zur Eröffnung wurden unter anderem der Bürgermeister der Stadt, Dr. Peter Kurz, und die Integrationsministerin für Baden-Württemberg, Bilkay Öney (beide SPD), erwartet. Die letzte Hürde für das Projekt war erst im Oktober genommen worden. Der Trägerverein wurde als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.
Die Stadt Mannheim verknüpft mit dem Projekt starke Hoffnungen. Unter anderem wird gehofft, dass die neue Kindertagesstätte dabei helfen kann, dass Kinder aus Migrantenfamilien die Deutsche Sprache besser lernen und sprechen. Die Kindertagesstätte selbst will vor allem für Eltern eine Alternative sein, die ihre Kinder aus religiösen Gründen in keine andere Einrichtung schicken wollen.
Das man fünf Jahre brauchte, liegt an den üblichen Gründen, wenn es um Projekte von Muslimen geht. Da ist einerseits das Misstrauen der Behörden, und andererseits auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. Lange Vorlaufzeiten bis zu einer Eröffnung und auch ständige Kontrollen danach, sind keine Seltenheit.
Die Verantwortlichen der DITIB in Mannheim mussten also erst um Vertrauen werben und immer wieder Überzeugungsarbeit leisten. In Mannheim hat man ständig über das Projekt informiert, für Zustimmung geworben und sich weit geöffnet. Am Ende wurde von der Vereinsführung sogar vorauseilend versichert: „Hier wird es keinen Koranunterricht geben, hier sollen die Kinder deutsch lernen.“
Was für katholische, evangelische und jüdische Kindergärten völlig legitim ist, wurde in diesem Fall kritisch beäugt und hinterfragt. „Brauchen Muslime einen eigenen Kindergarten?“, titelten Medien.
Ein Grund für diese Skepsis könnte daran liegen, dass muslimische Kindergärten in Deutschland große Ausnahmen und längst nicht selbstverständlich sind. Ein Kindergarten in religiöser Trägerschaft einer muslimischen Religionsgemeinschaft ist insofern ein weiterer Meilenstein.