Passionsspiel

Münchner Volkstheater – Ein Muslim spielt den Judas

Ein Novum: ein Muslim aus Oberammergau wird erstmalig eine Hauptrolle in dem weltberühmten Passionsspiel übernehmen. Das Spiel wird im Münchener Volkstheater aufgeführt.

20
10
2018
künstlerische Darstellung von Jesus und Judas. © flickr, CC 2.0, Waiting for the Word
künstlerische Darstellung von Jesus und Judas. © flickr, CC 2.0, Waiting for the Word

Die angekündigte Überraschung ist perfekt. Mit Cengiz Görür wird erstmals ein Oberammergauer Muslim mit türkischen Wurzeln eine Hauptrolle im weltberühmten Passionsspiel übernehmen. Er teilt sich die Rolle des Judas mit Martin Schuster, wie bei der Vorstellung der Hauptdarsteller für die Passion 2020 bekanntgegeben wurde. Zudem wird der türkischstämmige Muslim Abdullah Karaca, der zugleich zweiter Spielleiter ist, als Nikodemus zu sehen sein. Er teilt sich diese Rolle mit Jonas Konsec.

Als Jesus wird wie bereits 2010 Frederik Mayet auftreten, der Pressesprecher des Münchner Volkstheaters. Mit ihm gleichberechtigt agiert Rochus Rückel, der im Sommer als Wilhelm Tell in Schillers gleichnamigen Drama auf der Bühne des Passionstheaters stand. Der zweite Jesus von 2010, Andreas Richter, kehrt als Kaiphas zurück, den auch Maximilian Stöger verkörpert. Ein Wiedersehen gibt es mit Andrea Hecht als Maria, die sich mit Eva Reiser abwechseln wird. Hecht war 2000 als Maria und 2010 als Maria Magdalena dabei.

Aufführung der Passion Christi – Tradition

Die 42. Oberammergauer Passionsspiele finden vom 16. Mai bis 4. Oktober 2020 statt. Die Spielleitung um Stückl und Karaca wird erneut unterstützt von Stefan Hageneier, verantwortlich für Bühnenbild und Kostüme, und Markus Zwink für Chor und Orchester.

Der Brauch geht auf das Jahr 1633 zurück. Damals starben 84 Menschen während des Dreißigjährigen Krieges an der Pest. Die Einwohner gelobten daraufhin, alle zehn Jahre die Passion Jesu aufzuführen, damit Gott der Krankheit ein Ende bereite. Der Überlieferung nach starb danach niemand mehr an der Pest.

Der katholische Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof betonte, die Zusage, die Passion aufzuführen, sei „keine Folklore und Gedenkveranstaltung“. Vielmehr finde hier die „Vergegenwärtigung des Heilwirkens Gottes zu jeder Zeit, auch heute und hier und jetzt“ statt.

Die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler würdigte den Einsatz der Mitwirkenden. Mit Leib und Seele werde hier die Geschichte vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesu erzählt: „Das Passionsspiel zeigt uns, wer wir sind, nämlich Gottes geliebte Menschen.“

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Ein Muslim spielt den Judas. Why not? Solche künstlerischen Ambitionen sind auf jeden Fall viel begrüßenswerter als etwa die Ambitionen einer Gruppe von Muslimen in der belgischen Politik. In ihrem Programm für die Kommunalwahl 2018 fordert sie nämlich allen Ernstes separaten Nahverkehr für Männer und Frauen sowie u.a. einen "islamischen Staat". So berichten belgische Medien. Die sich "Islam" nennende Partei will dennoch nicht einem "extremen Islam" anhängen. Immerhin gilt Belgien als Hochburg des Dschihadismus europäischer Art.
20.10.18
20:35
M.Al-Faruqi sagt:
Vom Judas aus den Passionsspielen in Oberammergau nach Belgien und zur so genannten "Islam"-Partei zu kommen, das kann nur ein Frederic Voss bewerkstelligen. Nur mal zur Information: In Rio de Janeiro, in Mexico-Stadt, Osaka, Tokio und Neu-Delhi gibt es im öffentlichen Transportwesen allein Frauen vorbehaltene Abteile. Und ja, sogar im beschaulichen Deutschland hält die private Eisenbahngesellschaft MRB auf der Strecke von Leipzig nach Chemnitz Abteile nur für Frauen vor. Also, so ganz von vorgestern, wie von Herrn Voss impliziert, scheint die Überlegung für Frauen einen sicheren Raum im öffentlichen Transportwesen vorzuhalten, nun doch nicht zu sein.
24.10.18
17:46