Amnesty International hat Aung San Suu Kyi den Ehrentitel „Botschafterin des Gewissens“ entzogen. Grund sei ihre Haltung bei der Verfolgung von Rohingya-Muslimen.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Aung San Suu Kyi die Auszeichnung „Botschafterin des Gewissens“ entzogen. Hintergrund ist der Umgang von Myanmars Staatsrätin mit der muslimischen Minderheit der Rohingya, wie es in einem zu Wochenbeginn veröffentlichten Brief heißt. Der internationale Generalsekretär von Amnesty, Kumi Naidoo, kritisiert darin, Suu Kyi habe die Werte, für die sie einst stand, in beschämender Weise verraten.
Seitdem Suu Kyi im April 2016 de facto zur Vorsitzenden der myanmarischen Regierung gewählt worden sei, sei die Regierung „direkt oder indirekt an einer Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen beteiligt“ gewesen, so Amnesty weiter.
Gegen die Rohingya habe die Regierung aktiv Feindseligkeit geschürt. „Dass sich Aung San Suu Kyi nicht für die Rohingya eingesetzt hat, ist ein Grund, warum wir ihren Status als Botschafterin des Gewissens nicht mehr rechtfertigen können“, so Naidoo. Durch ihre Leugnung der Gräueltaten gebe es zudem wenig Aussicht auf eine Verbesserung der Situation.
Aung San Suu Kyi wurde 2009 von Amnesty zur „Botschafterin des Gewissens“ ernannt. Im Jahr darauf entließ die Militärregierung sie aus ihrem 15 Jahre währenden Hausarrest. 2015 gewann die Partei Suu Kyis, die „Nationale Liga für Demokratie“ (NDL), die seit Jahrzehnten ersten freien Wahlen in Myanmar mit einem Erdrutschsieg. Bereits 1991 war sie für ihren Einsatz für Freiheit und Demokratie mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
Seit August 2017 hat Myanmars Armee etwa 700.000 Rohingya über die Grenze nach Bangladesch vertrieben. Die Vereinten Nationen werfen Myanmar Kriegsverbrechen und Völkermord vor. Suu Kyi weist sämtliche Berichte über die an den Rohingya begangenen Grausamkeiten als Übertreibungen und „Fake News“ des Westens zurück. (KNA/iQ)