Der Präsident des Zentralrats der Juden hat das Verhältnis zwischen Juden und Muslimen als „unkompliziert“ bezeichnet. Am Sonntag war er in eine zweite Amtszeit als Zentralratspräsident gewählt worden.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat das Verhältnis zwischen Juden und Muslimen als „unkompliziert“ bezeichnet – „solange es sich um Moscheegemeinden, solange es sich um Muslime handelt, die nicht indoktriniert werden“. Das sagte Schuster am Montag im Deutschlandfunk. Am Sonntag war er in eine zweite Amtszeit als Zentralratspräsident gewählt worden.
Dass die Themen Flucht und Vertreibung für viele Monate im Zentrum der politischen Debatte in Deutschland gestanden hätten, sieht Schuster nach eigenem Bekunden skeptisch. „Das als Thema Nummer eins – und man hat kaum mehr andere Themen gehört – war, glaube ich, nicht der richtige Weg.“
Die „weitaus größte Anzahl“ der Juden in Deutschland zeige „ganz klar“ Verständnis für Flüchtlinge und Migranten, betonte Schuster. Zugleich gebe es aber auch die „Sorge, wenn wir Migranten haben, die aus Ländern kommen, in denen Antisemitismus und Israel-Feindlichkeit ganz oben auf der Tagesordnung“ stünden.
Das Thema Antisemitismus sei auf der Agenda der deutschen Politik „stärker besetzt“ als Islamfeindlichkeit. „Hier dürfen wir natürlich auch nicht die leidvolle Geschichte Deutschlands außer Acht lassen in den Überlegungen, warum es so ist“, betonte Schuster. Allerdings müsse auch Islamfeindlichkeit bekämpft werden.
Immer wieder übt Schuster auch Kritik an der AfD. Er halte sie aber „primär nicht für eine antisemitische Partei“, sagte Schuster dem Deutschlandfunk. Sie habe momentan ein anderes Ziel und agiere gegen Flüchtlinge und Migranten. „Aber wer gegen eine Minderheitengruppe agiert, bei dem bin ich mir sicher, wenn es passt, dass auch andere Minderheiten hier mit ins Blickfeld eng geraten.“
Schuster sagte, es habe „ein bisschen gedauert“ in allen Parteien des demokratischen Spektrums, bis sie gemerkt hätten, was sich mit der AfD entwickelt habe. Es gelte nun, nach vorne zu schauen. „Es geht darum, Strategien zu entwickeln, wie man auch wieder klarmachen kann, wo das demokratische Spektrum ist und wie gefährlich auch gerade extremistische und extreme Parteien sind.“ Die Partei müsse „in ihrem Inhalt, in ihrem Wirken“ entlarvt werden. (KNA/iQ)