THE MUSLIM STORY

Streit um Seminar über faire Islamberichterstattung

Die Initiative „The Muslim Story“ wurde von der Deutschen Journalistenschule (DJS) zu einem Seminar eingeladen. Angeblich haben sie im Seminar vor Islamkritiker gewarnt. Diese wehren sich jetzt.

30
11
2018
The Muslim Story
The Muslim Story

Seit Jahren warnen renommierte Forscher davor, dass die Medien-Berichterstattung über den Islam stark einseitig auf Negativ-Themen fokussiert ist. Eben diese einseitige Betrachtung führt dazu, dass Ressentiments gegenüber Muslimen zunehmen und sich immer häufiger auch in tätlichen Übergriffen auf Muslime und ihre Einrichtungen ausdrücken.

Um dieses Phänomen aufzubrechen lud die Deutsche Journalistenschule (DJS) die Initiative „Muslim Story“ ein, um ein Seminar zum Thema „Wie eine faire Islamberichterstattung aussehen könnte“ abzuhalten. Die Muslim Story sei ein „Zusammenschluss von muslimischen und nichtmuslimischen Journalisten, Designern und Programmierern.

Islamkritiker kritisieren Seminar

Wie die „Muslim Story“ in ihrer Stellungnahme mitteilt, wurde im Anschluss des Seminars darüber diskutiert, dass bekannte Islamkritiker die Islamdebatte dominieren und ihre Meinungen mit großen medialen Echo besprochen werden.

Islamkritiker wie Hamed Abdel-Samad und Ahmad Mansour fühlten sich angesprochen und behaupteten in einem Facebook-Post, dass die Veranstalter die Teilnehmer von ihnen „gewarnt“ hätten. Diese behaupten weiter, dass sie beschuldigt wurden, „die Gesellschaft durch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam spalten zu wollen und Imame der Verfolgung aussetzen.“ Laut Muslim Story diffamiere Mansour die Kritik an seinen Äußerungen als vermeintliches Sprechverbot.

Constantin Schreiber kam zur Sprache, als mit den Schülern diskutiert wurde, ob Journalisten bei der Recherche zu Minderheiten – die ohnehin schon Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt seien – eine besondere Sorgfaltspflicht zukomme. Von einer Warnung war nie die Rede, wie Schreiber es selbst behauptete, so die Muslim Story.

DJS hat Angebot von Mansour abgelehnt

„Der Alltag an der DJS besteht aus vielen praktischen Übungen und Seminaren sowie gelegentlichen Diskussionsveranstaltungen und Werkstattgesprächen. Schüler treffen Dozenten, Gesprächspartner, Impulsgeber und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Sie lernen von ihnen, hinterfragen sie, diskutieren mit ihnen auf Augenhöhe, kritisieren sie und lernen, Personen und ihre Haltungen, Meinungen und Handlungen einzuordnen“, so Henriette Löwisch Leiterin der Deutschen Journalistenschule (DJS).

Mansour und Co. haben der Journalistenschule angeboten zum Thema Islamberichterstattung mit den Schülern zu sprechen, doch dies habe die Schule abgelehnt. „Das DJS-Team entscheidet unabhängig, wen wir zu Veranstaltungen einladen. Referentinnen und Referenten wollen wir vorher persönlich kennenlernen“, so die Schulleiterin Löwisch.

Parteien zum sachlichen Austausch bereit

Löwisch habe Herrn Schreiber in Antwort auf seine an sie gerichtete Beschwerde eine persönliche Aussprache angeboten. Herr Schreiber hat dieses Angebot nicht angenommen, sondern gemeinsam mit Herrn Samad und Herrn Mansour stattdessen den Weg der Skandalisierung über die sozialen Medien gesucht. „Wir hätten uns gewünscht, dass man erst den Kontakt zu uns sucht“, erklärt Julia Ley von „Die Muslim Story“ gegenüber IslamiQ. Dennoch sei die Muslim Story zu einem sachlichen Austausch bereit, um möglicherweise entstandene Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Mittlerweile hat sich auch der Verein  „Neuen Deutschen Medienmacher“, die sich für Vielfalt in den Medien einsetzt, mit der Muslim Story und der DJS solidarisiert.

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. Nichtgenannte , "renomierte" Forscher finden, " dass die Medien-Berichterstattung über den Islam stark einseitig auf Negativ-Themen fokussiert ist." ------- Das ist begrüssenswert, soweit die "Medien-Berichterstattung" wahrheitsgemäss berichtet. Über eventuelle wahrheitswidriger Berichte schweigt der Artikel. ------- Wenn Syrer in Freiburg eine Massenvergewaltigung Orgie veranstalten, ist das Berichtens wert; die Festnahmen der Muslimische Verdächtigen ist es auch. Über die feige Vergewaltigungen und Morde - in- und um Freiburg - an junge Frauen mit Muslims als mutmässliche Täter, haben die Medien erfreulicherweise ausführlich berichtet, ebenso wie über die folgende Processe und Verurteilungen. Wenn daraufhin KopftuchMädchen belästigt werden, weil diese für die Ideologie dieser Täter öffentlich werbend, provozierend, auf die Strasse gehen, mag das verständlich wirken, dennoch; "eigen Richter spielen " ist in Deutschland zurecht nicht erlaubt. Kopftuch Mädchen können ihre Belästigung leicht vermeiden (normal kleiden) ; die ermordete Frauen konnten es leider nicht. Gruss, Kritika
01.12.18
0:30
grege sagt:
Als Maßstab kann der Presserat taugen, der bei diskriminierenden Berichterstattungen ensprechende Rügen aussprechen kann. Allerdings haben bisher nur wenige Veröffentlichungen in den Medien diesen Tatbestand erfüllt. Urheber der Bad News über Islam und Muslime sind nicht die Medien, sondern diejenigen, die die Verbrechen begehen. Als weiterer Punkt kommt hinzu, dass führende Muslime wie Erdowahn Schwierigkeiten mit einer unliebsamen Presse haben. Da diese hier in Deutschland Gott sei Dank durch Gewalt nicht mundtot gemacht werden kann, setzten solche Muslime diese Artikel mit Islamfeindlichkeit gleich und versuchen sich in der Rolle als Diskriminierungsopfer zu präsentieren.
01.12.18
21:11
Tarik sagt:
So wie ich die im Artikel formulierte Kritik verstanden habe, geht es nicht um die Berichterstattung an sich, sondern um die Art und Weise der Berichterstattung. Die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus hat es in verschiedenen Interviews gut zur Sprache gebracht. Sie sammelte nämlich so ab den 1990er Jahren (für sich persönlich) alle möglichen Artikel, die den Islam wie auch immer thematisierten. Musste man früher gezielt suchen und konnte hier und da einen Bericht ausschneiden und irgendwo aufkleben, weiß man heute gar nicht mehr wohin mit "all dem Islam". Alleine für sich genommen wäre das kein großes Problem, wenn es wirklich ausgewogen und einigermaßen objektiv wäre. Denn kritisiert an der Berichterstattung wird vor allem auch die mangelnde Ausgewogenheit bzw. die mediale Überpräsenz von Islamkritikern, während die tatsächlichen Experten und Forscher sich eher in einer Art "akademischen Blase" befinden. Das hat auch damit zu tun, dass die Thesen von Leuten wie Ourghi (einer Art selbsternannter muslimischer "Martin Luther") oder Abdel-Samad den Argumenten und Ergebnissen von Experten wie Angelika Neuwirth, Susanne Schröter, Schirin Amir-Moazami, Frank Griffel oder Thomas Bauer nicht ansatzweise standhalten können. Und die hier genannten haben viel Material veröffentlicht, das in Fachkreisen zurecht Anerkennung findet. Kein Wunder, dass man deshalb lieber auf AFD-Symposien oder Buchlesungs-Touren durch das Land zieht und lieber auf Stimmenfang geht. Das ist nachvollziehbar und sicherlich angenehmer, als das einem auf irgendwelchen Podiumsdiskussionen argumentativ die Leviten gelesen werden. Auf akademischer Ebene (Islamwissenschaft, Politikwissenschaft, Mediävistik, etc.) kann man über die Oberflächlichkeit der populären Islamkritiker nur den Kopf schütteln. Der bereits genannte Ourghi hat es bsp. offenkundig bereut, vor einem halben Jahr zu der Podiumsdiskussion "liberaler vs. konservativer Islam. Realität oder leere Worthülsen" teilgenommen zu haben, denn dort waren zuviel wirkliche Experten eingeladen, so dass die Oberflächlichkeit seiner "historisch-kritischen Lesart" deutlich wurde. In der Regel scheuen nämlich islamkritische Muslime solche Veranstaltungen wie der Teufel das Weihwasser (diese Diskussion war, das ist ein Lichtblick, eine rein innermuslimische Diskussion, sowohl in der Organisation als auch der Teilnehmer. Davon braucht es mehr: innermuslimischen Dialog). Es ist sehr viel leichter, in den Medien über die bösen, die Gesellschaft unterwandernden Islamverbänden zu zetern, statt MIT den betreffenden Leuten zu reden. Und die fehlende Ausgewogenheit und Medienpräsenz von wirklichen Experten ist nun mal ein Fakt. Ein Thilo Sarrazin, der "mal eine Kuranübersetzung auf deutsch gelesen hat" ist natürlich meilenweit von dem Niveau einer Angelika Neuwirth entfernt, die seit Jahrzehnten über den Koran an der Universität forscht und fließend arabisch spricht. Problematisch hierbei ist eben, dass größtenteils die einen medial hofiert werden, die anderen größtenteils ignoriert (Spartensender und -internetseiten mal abgesehen).
04.12.18
10:40