Mit unterschiedlichen Grußbotschaften zum Weihnachtsfest haben sich die Spitzenvertreter der Muslime an ihre christlichen Mitbürger gewendet. Schwerpunkte sind der interreligiöse Dialog, die Rückbesinnung auf Werte und die Lage der Menschen in Syrien.
Muslime feiern kein Weihnachten. Dennoch haben es sich die Spitzenvertreter der Muslime in Deutschland nicht nehmen lassen, christlichen Gläubigen zum Weihnachtsfest zu gratulieren. Dabei werden auch sensible und wichtige Themen angesprochen.
Eine vor allem dem interreligiösen Dialog gewidmete Grußbotschaft veröffentlichte der Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Izzet Er. Er erklärte, man wünsche den „christlichen Nachbarn und Mitmenschen, denen wir in christlich-islamischen Begegnungen und Veranstaltungen, in Politik, Kindergärten, Schulen und Hochschulen, in Kunst und Kultur und an unzähligen weiteren Orten des gesellschaftlichen Zusammenlebens begegnen, ein frohes Fest.“
Die Geburt Jesu sei auch für Muslime von besonderer und religiöser Bedeutung, erklärte Er. Ähnlich wie die christlichen Partner feiere man auch als Muslime die Geburt des letzten Propheten Muhammad (s) und man mache als Muslime keinen Unterschied zwischen den Gottesgesandten.
Er betonte, dass interreligiöse Gespräche eine Unterstützung für den Weltfrieden seien. „Das friedliche Zusammenleben im Zeichen der religiösen und kulturellen Pluralität und Weltoffenheit ist nicht nur allein eine Aufgabe für die Gesellschaft, sondern auch das Ziel der Religionsgemeinschaften. Gott verpflichtet uns, aufeinander zuzugehen und in bester Art und Weise miteinander im Guten zu wetteifern“, machte der DITIB-Vorsitzende anschließend deutlich.
An religiösen Festtagen erlebten gläubige Menschen elementare Werte wie Menschlichkeit und Nächstenliebe intensiver, erklärte indes Kemal Ergün, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). „Diese spirituelle Rückbesinnung ermöglicht besinnliche Augenblicke und stärkt die Gemeinschaft – im kleinen Kreis der Familie genauso wie darüber hinaus“, sagte Ergün.
Gerade religiöse Menschen müssten sich angesichts der Herausforderungen, denen man als Gesellschaft gegenüberstehe, immer wieder bewusst machen, welche „Verantwortung sie gegenüber sich selbst, den Menschen, der Schöpfung und gegenüber Gott haben“. Der IGMG-Vorsitzende wünschte „allen Menschen christlichen Glaubens frohe und besinnliche Weihnachten.”
Einen Schwerpunkt auf das Thema Syrien legte der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime (ZMD), Aiman Mazyek, in seiner Weihnachts- und Neujahrsgrußbotschaft. Mazyek machte erneut auf das Leid der Menschen in Syrien aufmerksam. Weil die internationale Politik in Syrien scheitere, seien die Religionen in besonderem Maße gefordert „ein Zeichen der Menschlichkeit und des Friedens zu setzen.“ Der ZMD-Vorsitzende begrüßt daher den Solidarfonds für syrische Kriegsflüchtlinge durch die christlichen Kirchen und die Bundesländer. Gleichzeitig fordert der ZMD, dass Deutschland mehr Flüchtlinge aus Syrien aufnimmt. „Deutschland kann mehr als 10.000 Flüchtlinge aufnehmen und sich intensiver den Menschen Syriens zuwenden“, erklärt Mazyek und verweist dabei auf die Erfahrungen der Bundesrepublik aus dem Bosnienkrieg.
„Wir appellieren an unsere abrahamitischen Geschwister, dass sie die nächsten Tage dazu nutzen, die Geburt unseres gemeinsamen Propheten Jesus im Kreise Ihrer Familie besinnlich und in froher Gemeinschaft feiern, und dass sie sich in ihren Herzen der Bedürftigen erinnern und diese in ihre Gebete und ihre gelebte Solidarität einbeziehen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen im Namen des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD) von ganzen Herzen ein frohes und segensreiches Weihnachtsfest sowie ein friedliches, gesundes und erfolgreiches Jahr 2014“, schloss der ZMD-Vorsitzende ab.