Gifhorn

Christlich-muslimische Kita zieht positive Bilanz

Seit dem Sommer gibt es in Gifhorn eine besondere Kindertagesstätte. In der Zwei-Religionen-Kita werden christliche, muslimische und konfessionslose Kinder gemeinsam betreut. Nach einem aufsehenerregenden Start kehrt langsam Ruhe in den Alltag ein.

10
01
2019
Symbolbild: Kindergarten, Kita © shutterstock, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Kita, Kindergarten © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Fünf Monate nach der Eröffnung der Zwei-Religionen-Kita in Gifhorn ziehen die Initiatoren eine erste positive Bilanz. „Der Start ist super verlaufen“, sagte die Leiterin, Linda Minkus, der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem aufsehenerregenden Beginn im August, über den bundesweit berichtet wurde, sei nun allmählich der Alltag eingekehrt. In der Kita werden 15 Kinder aus christlichen, muslimischen und konfessionslosen Familien betreut. Die Träger sprechen von einer einmaligen Einrichtung in Deutschland.

Hinter dem Projekt „Abrahams Kinder“ stehen die DITIB-Gemeinde in Gifhorn, die katholische St. Altfrid-Gemeinde und die evangelische Dachstiftung Diakonie. „Diese Zusammensetzung der verschiedenen Träger ist aber das einzig wirklich Besondere, ansonsten sind wir eine ganz normale Kita“, meint Minkus.

Hohes Interesse und Unterstützung

In der Kindertagesstätte herrsche eine tolle Atmosphäre, was nach Auffassung der Leiterin vor allem daran liegt, dass sich viele Eltern in das Projekt einbringen. „Ich möchte, dass meine Tochter früh mit anderen Religionen in Berührung kommt“, hatte Sophie Fritsche bei der Eröffnungsfeier im Sommer ihre Entscheidung begründet, ihre Tochter anzumelden. Auch Ali Akdeniz hatte gesagt, sich viel von der interreligiösen Einrichtung zu versprechen. Er habe seinen Sohn angemeldet, weil er in Deutschland aufwachse und gleichzeitig seine muslimischen Wurzeln kennenlernen solle.

Das Erntedankfest im Herbst war für die Kita-Leiterin ein erster Höhepunkt. „Die Früchte dafür hatten die Kinder selbst von den Obstbäumen im Garten gepflückt“, berichtete Minkus. „Es gibt Anfragen aus ganz Deutschland, auch von potenziellen Nachahmern.“ Das Interesse und die Zahl der Anmeldung sind für Minkus weitere Belege für die Akzeptanz. Auch aus einem Besuch von Ministerpräsident Stephan Weil und Kultusminister Grant Hendrik Tonne (beide SPD) habe sie viel Unterstützung mitgenommen.

Flugblätter gegen Kita verteilt

Minkus will aber nicht verheimlichen, dass es weiterhin Kritik an dem Projekt gibt und berichtet von der „ein oder anderen Mail“ die beim Trägerkomitee eingegangen ist. Auch habe man in unregelmäßigen Abständen Flyer gegen die Kita ausgelegt und verteilt. „Schauen Sie hin, wem Sie ihre Kinder anvertrauen!“, war darauf unter anderem zu lesen.

Kultusminister Tonne zeigte sich entsetzt und verurteilte die anonymen Flugblätter. „Es kann nicht sein, dass nunmehr auch schon Kinder instrumentalisiert werden, um perfides und widerliches Gedankengut in die Welt zu tragen“, sagte Tonne im August. Auch Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich (CDU) stellte sich in öffentlichen Statements mehrfach hinter das Projekt. Aus Sicht der Stadtverwaltung sind die Kritiker seit der Eröffnung weitestgehend verstummt. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. Kultusminister Tonne: » Es kann nicht sein, dass nunmehr auch schon Kinder instrumentalisiert werden, um perfides und widerliches Gedankengut in die Welt zu tragen“« Die Sorgen des Ministers kann Kritika gut verstehen. Auch ich finde es verwerflich, kleine unkritische Kinder mit Religion, also pur erfundener Nonsense zu indoktrinieren. Ins besondere mit einer Religion, die für die Zerstörung so viele LandStriche und Länder im Nahen Osten verantwortet ist. Bekanntlich mussten deren frühere Einwohner u.a. nach Deutschland flüchten, um den Islam zu entkommen. Und nun, - - als sei nichts gewesen - - versuchen sie die Sekte, die unendliches Leid verursacht hat, hier wieder zu beleben. Deutschland sollte alles tun, um ein Wiederbeleben der islamischen Zustände wie im Mittleren Osten auf Deutschen Boden zu verhindern. Eine Islamische Beteiligung an Kindergärten fördert den Islam, ist daher kontraproduktiv. Kritika meint: Wo Demokratie ist, da ist der Islam bedeutungslos. Wo der Islam herrscht, da ist keine Demokratie mehr. Gruss, Kritika
10.01.19
19:24
Ute Fabel sagt:
„Abrahams Kinder“ ist ein sehr geschmackloser Name für eine Kinderbetreuungsstätte. Schließlich war diese mythologische Figur, die nie gelebt hat, ohne mit der Wimper zu zucken bereit, aus blindem Befehlsgehorsam den eigenen Sohn abzuschlachten. Die Gewinner des Friedensnobelpreis 2014, zwei unermüdliche Kämpfer für die Rechte von Kindern und Jugendlichen, nämlich der Inder Kailash Satyarthi und die Pakistanerin Malala Yousafzai wären da schon viel würdigere Namenspaten.
13.01.19
10:58