Umfrage

Deutsche überschätzen Anteil von Migranten und Muslimen

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Deutsche den Anteil von Muslimen und Migranten an der Bevölkerung deutlich überschätzen. Deutsche verschätzen sich dahingehend deutlich häufiger als andere Nationen.

16
01
2019
Ausschnitt Cover Studie"Perils of Perception" des Instituts Ipsos (https://www.ipsos.com),, bearbeitet by iQ.

Soziale Realitäten werden in Deutschland überdurchschnittlich oft falsch eingeschätzt: Das geht aus einer am Mittwoch in Hamburg vorgestellten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor. Demnach wird etwa der Anteil von Migranten an der Gesamtbevölkerung überschätzt: Während der tatsächliche Wert 15 Prozent betrage, liege die durchschnittliche Schätzung der Befragten doppelt so hoch bei 30 Prozent.

Noch deutlicher sei die Diskrepanz beim Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung, hieß es weiter. In der Wahrnehmung der Befragten ist jeder fünfte Bundesbürger (21 Prozent) muslimischen Glaubens. „Der tatsächliche Anteil an Muslimen an der Gesamtbevölkerung entspricht mit lediglich 4 Prozent nicht einmal einem Fünftel des Schätzwertes“, so die Studie. „Nur in 7 von insgesamt 37 untersuchten Ländern irren sich die Menschen in dieser Frage noch stärker.“

Insgesamt verschätzen sich die Deutschen demnach häufiger als die Bürger vieler anderer Nationen. Unter 37 befragten Ländern belegte Deutschland den 24. Platz, wenn es um die beste Schätzung geht.

Robert Grimm von Ipsos deutet dieses Ergebnis auch als Folge von polarisierenden öffentlichen Debatten. „Gerade bei den politisch brisanten Themen wie Migration und Muslime in Deutschland liegen Wahrnehmung und Realität weit auseinander“, sagte er. Diskussionen über diese Themen seien „überwiegend negativ konstruiert, es wird polarisierend und emotional über Kontrolle, Kriminalität und Betrug debattiert. In der menschlichen Wahrnehmung verstärken sich damit soziale Phänomene zu überdimensionalen Problemen mit dringendem politischen Handlungsbedarf.“

Für die „Perils of Perception“-Studie hatte Ipsos den Angaben zufolge knapp 30.000 Personen in 37 Ländern befragt. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Martin Schott sagt:
20% Muslime - worunter ich nebenbei gesagt Menschen verstehe, die tatsächlich den islamischen Glauben bekennen, denn niemand käme auf die Idee, von der Gesamtheit der Deutschen als "Christen" zu sprechen - sind natürlich viel zu hoch gegriffen. Wobei allerdings auffällig ist, dass der vermeintlich richtige Anteil von 4% Muslimen seit über 30 Jahren angeblich konstant geblieben sein soll. Das geht aus den Daten sämtlicher Mikrozensus seit den frühen 80er Jahren hervor - die ihrerseits allesamt auf Schätzungen angewiesen sind, weil das Bekenntnis zum Islam nirgendwo statistisch zentral erfasst wird. Bemerkenswert ist allerdings, dass der seit den späten 90er Jahren stetig zunemhende Anteil von Migranten aus dem islamischen Raum bis hin zum Klimax 2015/2016 offenbar nicht in diese Schätzungen eingeht. Realistisch dürften 8daher 6 bis 7 Mio. Muslime in Deutschland sein. Fraglich ist auch, wie in der Ipsos-Analyse der Begriff "Migrant" definiert wird. Beim Schlendern durch die Fußgängerzone einer mittelgroßen deutschen Stadt vernimmt man Sprachen aus aller Herren Länder. Auf die Staatsangehörigkeit der Sprechenden lässt das freilich keine Rückschlüsse zu. So gibt der Mikrozensus 2006 noch eine Zahl von 15 Mio. "Menschen mit Migrationshintergrund" an - was kurioserweise mit fast 20% Bevölkerungsanteil deutlich über den von Ipsos angegebenen 15% "Migranten" liegt.
16.01.19
20:23
Walter Bornholdt sagt:
Obwohl der vorige Kommentator im Wesentlichen recht hat, bleibt nur noch darauf hinzuweisen, dass seit 2015 in mehr und mehr Städten Moscheen errichtet werden, die jetzt schon wieder zu klein sind. Außerdem muss ich nur mal ab 10 Uhr im Bus oder in der Straßenbahn unterwegs sein, um eine stetige Zunahme an arabisch sprechenden Schutzsuchenden festzustellen. Ebenso werden die Schwarzafrikaner, die nun einmal klar zu erkennen sind, immer mehr und fallen durch ziemlich 'exotisches' Verhalten auf. Es macht sich endlich mal 'bezahlt', dass ich 16 Jahre in arabischen und schwarzafrikanischen Ländern unterwegs war.
19.01.19
18:26