Europäische Gerichtshof (EuGH)

Halal-Fleisch darf kein EU-Bio-Logo tragen

Darf Fleisch aus rituellen Schlachtungen, bei denen die Tiere unbetäubt getötet werden, „bio“ sein? Das oberste EU-Gericht hat nun eine klare Antwort gegeben.

26
02
2019
Halal-Fleisch, Schächten
Symbolfoto: Schächten, Halal-Fleisch © Shutterstock, bearbeitet by islamiQ

Fleisch von Tieren, die vor einer rituellen Schlachtung nicht betäubt wurden, darf nicht das EU-Bio-Logo tragen. „Eine solche Schlachtmethode erfüllt nicht die höchsten Tierschutzstandards“, erklärte der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Dienstag in Luxemburg.

Wissenschaftliche Studien hätten gezeigt, dass eine Betäubung zum Zeitpunkt der Schlachtung die Technik sei, die das Tierwohl „am wenigsten beeinträchtigt“, hieß es in der Begründung der Richter. „Die Betäubung ist nämlich erforderlich, um beim Tier eine Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit herbeizuführen, mit der sein Leiden erheblich verringert werden kann.“

Die Praxis der rituellen Schlachtung ohne Betäubung, etwa bei der Produktion von Halal-Fleisch nach islamischen Regeln, sei in der EU zur Achtung der Religionsfreiheit zwar „ausnahmsweise erlaubt“, führte der EuGH weiter aus. Sie sei aber „nicht geeignet, Schmerzen Stress oder Leiden des Tieres genauso wirksam zu mildern“. Aus diesem Grund sei das Anbringen des EU-Bio-Logos auf Produkten, die ohne vorherige Betäubung rituell geschlachtet worden seien, nicht gestattet.

Rechtsstreit in Frankreich

Hintergrund der Entscheidung war ein Rechtsstreit in Frankreich. Dort setzte sich eine Tierschutzorganisation dafür ein, die Kennzeichnung „ökologischer/biologischer Landbau“ von Halal-Hacksteaks zu verbieten. Das zuständige französische Gericht bat den EuGH daraufhin um Klärung. Das arabische Wort „halal“ bedeutet „rein“ oder „erlaubt“. Muslime dürfen nur Fleisch essen, das „halal“ ist. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Tiere töten bzw. schlachten ohne Betäubung verursacht Schmerzen, Stress und Leiden bei den Tieren, die auf diese Weise "islamisch religiös erlaubt" zum Tode befördert werden. Ich glaube nicht an eine Gottheit, die ihr zu Ehren derartig barbarische Schlachtermethoden befürwortet, Das Ganze ist ein archaisches Relikt aus alten Zeiten und ein schlimmer Religionsirrtum. Bestimmte Hinrichtungsabläufe bei der Hinrichtung von Menschen in muslimisch beherrschten Ländern ähneln diesen Schlachtungspraktiken. Eine humane Gesinnung in zivilisierten Ländern steht solchen Handlungen voll ablehnend gegenüber.
26.02.19
15:47
Kafira sagt:
L.S. Eine erfreuliche und weise Entscheidung. Wenn Muslims daran gelegen sein sollten, hier weniger verachtet zu werden, wäre das Abschaffen von überflüssiges Tierleid beim Schlachten ein Pflasterstein auf dem Weg dahin. Kafira
26.02.19
22:29
Johannes Disch sagt:
Ein klares und logisches und richtiges Urteil des EuGH.
27.02.19
10:58
Harousch sagt:
Das Aufsetzen eines Bolzenschussapparats bzw. Kugelschussapparats bzw. Schlachtungsschussapparts mag vielleicht den Tötungsakt für das Tier etwas „erträglicher“ machen, jedoch ganz ohne Schmerzen ist der durch fremde Hand herbeigeführte Tod wohl eher eine Utopie. Da jedoch die Vermeidung bzw. Verminderung von Leiden seit jeher ein wichtiges Anliegen des Islams war und weiterhin bleiben wird, ist das Aufsetzen eines Bolzenschussapparates bei der Schächtung eine nötige Konsequenz, ganz im Sinne von halal und tayyib... Bleibt die Frage nach einer in diesem Kontext völlig inakzeptablen Verwendung der Begriffe: „humane Gesinnung der zivilisierten Länder“ Welche Länder sind hier wohl gemeint? Irak, Persien, Syrien: Die Wiege der zivilisierten Welt, also Exportländer der zivilisierten Lebensweise oder eher die Importländer der zivilisierten Lebensweise, wie zum Beispiel EU-Länder und viele weitere...? Als Barbaren waren übrigens die Germanen (eine Mischung aus unterschiedlichen Völkern in Mitteleuropa und südlichen Skandinavien) weltweit bekannt. Die Betäubung eines Tieres vor der Schlachtung wäre ganz im Sinne des Islam und sollte von den Verbänden unbedingt Unterstützung finden. Noch wichtiger wäre die ernsthafte Debatte innerhalb der islamischen Communities über eine Sensibiliserung für das Thema Fleisch generell und damit einhergehenden Frage nach dem Pro und Contra des Fleischkonsums überhaupt. Zumal wir Menschen in der heutigen Zeit fleischlos genauso gut leben könnten, wenn wir wöllten. Salamaleikum
27.02.19
19:34
PrinzessinRosa sagt:
Diese Diskussion wird auf allen Ebenen unsachlich geführt. Wünschenswert wäre hier mal ein aufklärender Artikel über die islamischen Schlachtgesetzte im allgemeinen. Dazu noch die Veröffentlichung eines toxischen Screenings von industriell und vorschriftentreuen islamisch geschlachtetem Fleisch. Generell kritisiere ich in den Industrienationen den übermäßigen Fleischkonsum und die Massentierhaltung. Suchen Sie sich mal Halal-Fleisch vom Hof und Industrie-Fleisch und vergleichen den Geschmack...
01.03.19
7:35
grege sagt:
@ Haroush wie so einige Muslime neigen Sie wohl zu Nostalgie und Verklärung damaliger Zeiten
01.03.19
15:25