Mehrere tausend Muslime leben in Mecklenburg-Vorpommern, vor allem in Schwerin und Rostock. Sie möchten gern größere Gebetsräume haben. Das löst Diskussionen aus.
Die evangelisch-lutherische Kirche hat sich hinter Pläne des Islamischen Bundes gestellt, im Schweriner Plattenbaugebiet Großer Dreesch eine leerstehende Kaufhalle zu einer Moschee mit Begegnungszentrum umzubauen. „So wie wir als Christinnen und Christen unsere Kirchen haben, sollen Musliminnen und Muslime, wenn sie dies wünschen, in Schwerin einen öffentlichen Ort haben, an dem sie sich zum Gebet versammeln können“, heißt es in einer am Freitag vorgestellten Stellungnahme der Regionalkonferenz der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden. Die Stadtvertretung wird darin aufgefordert, dazu beizutragen, dass dies an einem angemessenen Ort und in guter Nachbarschaft zu den Anwohnern geschehen kann. Auch in Rostock soll eine Moschee neu entstehen.
Die Stadtverwaltung will dem Islamischen Bund die Kaufhalle über einen Erbpachtvertrag überlassen. Einzelne Fraktionen in der Stadtvertretung sehen das kritisch, darunter die CDU. Vizefraktionschef Gert Rudolf äußerte Bedenken, dass die Segregation (Entmischung) des Stadtteils zunehmen könnte. Pastorin Konstanze Helmer von der Bernogemeinde sagte dagegen, sie sehe einen Zusammenhang mit der Kommunalwahl am 26. Mai, denn die AfD habe mehr als 5000 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Am Freitag beantragte die AfD nach Angaben einer Stadtsprecherin ein Bürgerbegehren. Unterdessen befürwortete der Bauausschuss der Stadtvertretung am Donnerstagabend das Projekt.
Die jetzigen Gebetsräume des Islamischen Bundes in einer ehemaligen Kita am Stadtrand sind schon seit längerem zu klein. Das Freitagsgebet finde wegen des Andrangs zweimal statt, sagte Mohamed Dib Khanji vom Vorstand des Vereins. Für Frauen, die getrennt beten, gebe es gar keine Räume. Jeden Freitag kämen um die 400 Teilnehmer, gepredigt werde auf Arabisch und auf Deutsch. Mohamed Dib Khanji geht davon aus, dass in Schwerin etwa 2000 Muslime leben.
Die leerstehende Kaufhalle soll nach seinen Vorstellungen auch ein Zentrum für Begegnungen mit Bewohnern des Stadtteils und mit Nichtmuslimen werden. Mohamed Dib Khanji betont die Unabhängigkeit seines Vereins. „Wir würden von keinem ausländischen Staat Geld nehmen“, sagte er. Für die geplante Moschee würden innerhalb der Gemeinde und in Deutschland Spenden gesammelt. Immer wieder gibt es Kritik an Geld aus Saudi-Arabien und der Türkei für muslimische Gemeinden in Deutschland, weil eine politische Einflussnahme befürchtet wird.
In Rostock ist die Moschee derzeit in einer Baracke untergebracht. Sie liegt in einem Gebiet, das die Stadt für Wohnen und Gewerbe entwickeln will, wie ein Stadtsprecher sagte. Ein Moschee-Neubau am Holbeinplatz ist im Gespräch. Die AfD hat bereits mehrfach gegen die Moschee-Pläne in Rostock demonstriert. Mitte Februar legten Unbekannte einen abgetrennten Schweinekopf an dem Grundstück nieder. (dpa/iQ)