Derzeit befinden sich rund eine Million uigurische Muslime in politischen Umerziehungslagern. Menschenrechtler fordern die endgültige Schließung.
Menschenrechtler haben eine sofortige Schließung von Umerziehungslagern in der chinesischen Provinz Xinjiang gefordert. Dort würden „dramatische Menschenrechtsverletzungen“ begangen, sagte der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Montag in Berlin. Die Lager zielten auf Gehirnwäsche, politische Indoktrination und systematische Zerstörung der Persönlichkeit der Inhaftierten ab – nicht auf eine Qualifizierung für den Arbeitsmarkt, wie von China behauptet. Diese Darstellung sei „vollkommen unglaubwürdig“.
In der Provinz Xinjiang im Nordwesten Chinas werden laut GfbV rund eine Million Uiguren, Kasachen und Kirgisen in sogenannten Erziehungslagern festgehalten. Eine willkürliche Verfolgung von Angehörigen muslimischer Nationalitäten ziele darauf ab, die ethnische Identität der Menschen zu zerstören, so Delius. Es gehe um Einschüchterung und Indoktrination. Zudem unterstützten die Lager die chinesische Wirtschaft. Insassen müssten dort zu sehr geringen Löhnen arbeiten.
Der Präsident des Weltkongresses der Uiguren, Dolkun Isa, kritisierte: „Die internationale Gemeinschaft sieht der gewaltsamen Unterdrückung der Muslime in Xinjiang seit Jahren tatenlos zu.“ Er bezeichnete die Einrichtungen als „Konzentrationslager des 21. Jahrhunderts“. Die Vorwürfe gegen die Inhaftierten seien meist haltlos und das Vorgehen gegen sie willkürlich. Unklar sei auch, wie viele Menschen in den Lagern bislang ums Leben gekommen seien.
Der Kasache Omer Bekali wurde nach eigenen Angaben acht Monate in einem chinesischen Umerziehungslager festgehalten. Er wurde demnach unter dem Vorwurf inhaftiert, mit Terroristen zusammenzuarbeiten und Menschen ins Ausland zu schmuggeln. Vier Tage und Nächte sei er gefoltert und dann ins Lager gebracht worden, berichtete Bekali. Dort habe er regelmäßig die chinesische Nationalhymne und patriotische Lieder singen, sich zur kommunistischen Partei und der kommunistischen Idee bekennen müssen.
Die Grünen-Sprecherin für Menschenrechte, Margarete Bause, forderte, die Lager von einer unabhängigen Untersuchungskommission überprüfen zu lassen. Die Bundesregierung sollte systematische Unterdrückung stärker thematisieren.
Die Uiguren sind laut GfbV mit rund zehn Millionen Angehörigen die zweitgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe in China. Ihre Heimat ist die autonome Region Xinjiang. (KNA, iQ)