Mindestens 49 Tote und viele Verletzte – das ist die Bilanz der Angriffe auf zwei Moscheen in Christchurch. Der Terroranschlag erschüttert nicht nur Neuseeland.
Mit Abscheu und Entsetzen haben Muslime auf den Terroranschlag auf Moscheen in der Stadt Christchurch reagiert. Bei dem Anschlag auf zwei Moscheen in der Stadt Christchurch kamen mindestens 49 Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Augenzeugenberichten zufolge hatte ein Mann zunächst in der Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum mit einer automatischen Waffe um sich geschossen, wo Hunderte Muslime zum Freitagsgebet versammelt waren. Später fielen auch in einer Moschee im Vorort Linwood Schüsse. Bei dem Täter in der Al-Noor-Moschee soll es sich um einen rechtsextremen Australier namens Brenton Tarrant handeln.
„Dieser schreckliche Akt zeigt aber auch, wie weit Islamfeindlichkeit und antimuslimsicher Rassismus verbreitet ist und welche radikalen Ausmaße er angenommen hat“, sagte der Koordinierungsrates der Muslime (KRM) in einer Pressemitteilung.
Der KRM befürchte, dass dieser Anschlag zur Nachahmung motivieren könne und rufe daher zu mehr Wachsamkeit auf. „Die täglich beobachtbare Verrohung der Sprache bezüglich des Islam, die täglichen Angriffe auf Muslime und ihre
Moscheen ist ein Zeichen für die hohe Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins von potenziellen Nachahmern. Wir sind besorgt und rufen zu mehr Wachsamkeit auf”, so der KRM weiter.
„Der 15. März 2019 wird als ein tiefschwarzer Tag für immer in Erinnerung bleiben. Die Schandtaten in Christchurch sind an Brutalität und Unmenschlichkeit nicht zu überbieten“, erklärt Kemal Ergün, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Es sei höchste Zeit, den weltweit grassierenden Rechtsextremismus im Allgemeinen und die Islamfeindlichkeit im Besonderen ernst zu nehmen. Der Hass wird immer stärker und mündet zunehmend in Gewalt. Die IGMG beobachte eine allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber Islamfeindlichkeit. „Aufmerksamkeit gewinnen solche Untaten nur, wenn die Brutalität ein neues Hoch erreicht hat, Menschen ermordet werden“, so Ergün weiter.
Auch der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, äußerte sich zu dem Terroranschlag in Christchurch. „Wir trauern um die Toten und wünschen den Hinterbliebenen viel Geduld.“ Die unmenschliche Tat sei das Produkt einer krankhaften Islamfeindlichkeit. „Wir hoffen, dass sich die Verantwortlichen besinnen und für ein friedliches Miteinander intensiver einsetzen. Islamfeindlichkeit muss auf allen Ebenen bekämpft werden“, so Kesici.
Die DITIB zeigt sich schockiert über den Anschlag. „Dieser islamfeindliche Terrorakt ist höchstgradig verstörend für Moscheegemeinden weltweit. Daher sind die Sicherheitsbehörden weltweit in besonderer Verantwortung, die Sicherheit der Moscheen und Muslimen sicherzustellen“, fordert der DITIB-Bundesvorstand. Gerade in solchen schwierigen Zeiten sei gegenseitige Achtsamkeit, Empathie und gesellschaftliche Solidarität mit den Muslimen geboten, um die emotionale Sicherheit zu gewährleisten.
Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland verurteilte die Tat. „Die Toten und Verletzen in Neuseeland sind eine eindringliche Mahnung für uns, der wachsenden Islamfeindlichkeit in den Gesellschaften und der Hetze gegen Muslime entschiedener entgegenzutreten“, so der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek.
Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) Ümit Vural veröffentlichte eine Videobotschaft. „Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Aber gerade heute darf man nicht schweigen“, erklärt Vural.
Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden.
Aber gerade heute darf man nicht schweigen.#christchurch#Islamophobia pic.twitter.com/q9Fj9ANXTu— IGGÖ (@IGGiOE) 15. März 2019
Neben muslimischen Vertretern haben weltweit aus Politik und Religion am Freitag mit Bestürzung auf die Moschee-Anschläge in Neuseeland reagiert. Papst Franziskus verurteilte die Anschläge als „sinnlose Gewaltakte“. Er versichere alle Neuseeländer und „besonders die muslimische Gemeinde“ seiner Solidarität und bitte um Trost und Kraft für die ganze Nation, hieß es in einem vom Vatikan veröffentlichten Telegramm.
Premierministerin Jacinda Ardern nannte das Geschehen eine der „dunkelsten Stunden für Neuseeland“. „In Neuseeland gibt es keinen Platz für extreme Gewalt. So sind wir nicht“, sagte sie.
Auch in Deutschland sorgten die Taten für Betroffenheit. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der neuseeländischen Generalgouverneurin Patsy Reddy. Er habe das Land bei seinem Besuch 2017 als „außergewöhnlich weltoffen und gastfreundlich erlebt“, so Steinmeier. „Umso schwerer ist mein Herz in dieser dunklen Stunde Ihrer Nation.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb Premierministerin Ardern, es handle sich um einen „perfiden Angriff auf Betende und ihre Gotteshäuser“. Merkel weiter: „Der gegen muslimische Mitbürger gerichtete Anschlag ist auch ein Angriff auf die neuseeländische Demokratie und die offene und tolerante Gesellschaft.“
Auch Die Stiftung gegen Rassismus und das Abrahamische Forum in Deutschland sprechen den Menschen und insbesondere den Muslimen in Neuseeland ihre Solidarität aus, vor allem den Familien und Freunden der Opfer des heutigen Anschlags. „Wir sollten in dieser Situation unsere Verbundenheit mit den Menschen in Neuseeland zum Ausdruck bringen. Dafür gibt es vielfältige Formen. Das kann durch Besuche bei den Freitagsgebeten erfolgen oder durch Gebete bei Gottesdiensten in Synagogen und Kirchen gerade während der Internationalen Wochen gegen Rassismus“ – so Jürgen Micksch, Vorstand der Stiftung gegen Rassismus. (KNA, iQ)