Der Box-Club Lübeck bietet ein wöchentliches Training für muslimische Frauen an, das ihren spezifischen Bedürfnissen gerecht wird. Das Angebot wird rege angenommen.
Die Geräuschkulisse in der Sporthalle ist typisch für ein Boxtraining: Springseile peitschen auf den Boden, dumpfe Schläge landen im Sandsack. Der Anblick ist weniger typisch: Hier trainieren Boxerinnen, die lange Hosen, langärmelige Shirts und Kopftuch tragen. Immer samstags kommen im Boxclub Lübeck muslimische Frauen zusammen – verhüllt. „Hier wird meine Religion respektiert“, meint Seyma Nur Muameleci.
„Hätte mir vor zwei Jahre jemand gesagt, dass ich mal boxen würde, hätt ich ihn ausgelacht“, sagt die 22-Jährige Studentin. „Mit dem Boxtraining habe ich eine Sportart gefunden, bei der ich mich richtig auspowern kann. Irgendwann möchte ich bei einem Wettkampf antreten.“ Generell wünscht sie sich mehr Sportangebote für muslimische Frauen, die deren spezielle Bedürfnisse berücksichtigten.
Seit anderthalb Jahren gibt es im Boxclub Lübeck die Trainingsgruppe für muslimische Frauen. Dann haben Männer keinen Zutritt zum Club. „Das Ganze war die Idee eines Trainers, der Mitglied der muslimischen Gemeinde ist“, sagt die mehrfache Deutsche Meisterin im Halbfliegengewicht, Annemarie Stark.
Die 34-Jährige trainiert die Gruppe, die sie liebevoll „meine Samstagsfrauen“ nennt. Inzwischen kämen etwa 20 von ihnen regelmäßig. „Viele kommen inzwischen auch zu den anderen Frauen-Trainingszeiten.“
Eine ist Hazel Özcan (26). „Viele Kollegen reagieren verwundert auf mein Hobby“, sagt Özcan. Dabei sei das Boxen ein tolles Ganzkörpertraining, und Sport sei auch im Islam für Frauen empfohlen. „Der Islam fordert von Männern und Frauen, sich ständig weiterzuentwickeln. Dazu ist Sport eine gute Möglichkeit.“ (dpa/iQ)