Seit dem Anschlag in Christchurch bekommt die Berliner Moschee Briefe mit Beleidigungen – im Wochenrhythmus. Jetzt wurde sogar eine Gewehrpatrone gefunden.
Unbekannte haben am Freitag eine Gewehrpatrone in der Berliner Gazi Osman Paşa Moschee in Neukölln hinterlegt. Die Moschee ist eine Gemeinde der Islamischen Föderation in Berlin. Die Patrone wurde von einem Jugendlichen nach dem Freitagsgebet entdeckt.
Der Vorsitzende der Gemeinde, Ali Şenel, erklärte gegenüber IslamiQ, dass dieser Vorfall kein Einzelfall ist. „Nach dem Anschlag in Christchurch erhalten wir fast jede Woche einen Brief mit Beleidigungen und Beschimpfungen“, erklärt Şenel. In einem der Brief, der dieser Redaktion vorliegt, ist ein Orang-Utan abgebildet, mit der Aufschrift „This is Allah“. Auf anderen Briefen sind ähnliche islamfeindliche Formulierungen.
Die Polizei habe Şenel zunächst mitgeteilt, dass sie aufgrund der Briefe keine Ermittlungen aufnehmen können. Die Briefe enthielten lediglich Beleidigungen und keine Drohungen. Erst auf Beharren von Şenel habe die Polizei die Briefe an die Kriminalpolizei weitergeleitet. „Das ist auch gut so, jetzt wo die Patrone gefunden wurde, wird die Bedrohung immer konkreter“, so Şenel.
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat nach dem rechtsextremistischen Anschlag auf Muslime in Neuseeland besondere Schutzmaßnahmen in der deutschen Hauptstadt zugesichert. Geisel teilte mit, dass man alles für den Schutz der muslimischen Mitbürger tun werde. „Hass und Gewalt darf nicht zum Spaltpilz unserer offenen Gesellschaft werden“, erklärt Geisel. Die Polizei sei „besonders sensibilisiert“ worden.
Die Maßnahmen „umfassen die sichtbare Präsenz vor Stätten, die zur Ausübung der Religion dienen, vor allen Moscheen“. Punktuell würden auch Zivilpolizisten und Spezialeinheiten im Einsatz sein, so Geisel.
IGMG-Generalsekretär Bekir Altaş sieht die Sicherheitsbehörden in der Pflicht. „Die Polizei ist aufgefordert, die Absender zu finden und der Justiz zu übergeben. Die lückenlose Aufklärung solcher Delikte ist wichtig für das Sicherheitsgefühl der muslimischen Bevölkerung“, erklärt Altaş gegenüber IslamiQ. Die Aufklärungsquote von islamfeindlichen Delikten sei erschreckend niedrig. „Das muss sich ändern“, so der IGMG-Generalsekretär.
Im vergangenen Jahr gab es bundesweit 813 Übergriffe gegen Muslime und Moscheen in Deutschland. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor. Die Bundesregierung verweist darauf, dass durch Nachmeldungen die endgültigen Zahlen noch höher liegen dürften.
Bei fast allen Straftaten gehen die Behörden davon aus, dass es sich bei den Tätern um Rechtsextremisten handelt. Es sei dabei um Nazischmierereien, Drohbriefe, Beleidigungen, Sachbeschädigung und Volksverhetzung gegangen. Über die Höhe des Schadens konnte das Ministerium keine Angaben machen.