Der Vorsitzende der Schura – Islamische Religionsgemeinschaft Bremen, İsmail Başer, reflektiert ein Jahr nach der Unterzeichnung den Staatsvertrag mit den muslimischen Religionsgemeinschaften. Er hält fest: „Der Islam ist ein Teil von Bremen“.
Der Islam gehört zu Bremen – so viel steht fest. Vor einem Jahr wurde dies durch den Staatsvertrag bestätigt und somit der Grundstein für die islamische Arbeit in der Hansestadt gelegt. Die Schura Bremen begrüßt das gegenseitige Vertrauen zwischen der Bremer Regierung und den Islamischen Religionsgemeinschaften und sieht den Staatsvertrag als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Integration der Muslime ins öffentliche Leben.
Wurden die islamischen Religionsgemeinschaften in der Vergangenheit ausschließlich unter integrationspolitischen oder sicherheitspolitischen Gesichtspunkten betrachtet, so werden sie jetzt auf religionspolitischer Ebene wahrgenommen. Der Staatsvertrag regelt die Belange der Muslime in vielen Bereichen. So wurden unter anderem die drei Feiertage (Ramadanfest, Opferfest, As-Schura) zu rechtlichen Feiertagen ernannt, sodass Kinder für diese Zeit problemlos vom Unterricht befreit werden können und Berufstätige das Recht haben, sich für das Festgebet befreien oder für die gesamten Feiertage beurlauben zu lassen.
Neben des „Dialogs nach außen“ haben die Verhandlungen auch im innerislamischen Dialog Früchte getragen. Die Schura Bremen hat in den islamischen Religionsgemeinschaften verlässliche Partner gefunden, mit denen ein reger Austausch stattfindet. Probleme, welche die Muslime im Ganzen betreffen, können nicht von einzelnen Organisationen, sondern müssen gemeinsam bewältigt werden.
Wir bedauern, dass Muslime, die in Justizvollzugsanstalten einsitzen, bisher keine entsprechende seelsorgerische Betreuung erhalten. Daher haben wir gemeinsam mit Partnern ein Konzept erarbeitet, welches Schritt für Schritt umgesetzt wird. Ziel ist es, unseren muslimischen Mitbürgern auch in Krankenhäusern und Pflegeheimen mit Seelsorgern zur Seite zu stehen.
Eine weitere Gruppe, der wir im letzten Jahr unsere Aufmerksamkeit gewidmet haben, sind Kinder, die vom Jugendamt in Obhut genommen werden. Wir bieten in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation „Pflegekinder in Bremen“ (PiB) regelmäßig Informationsveranstaltungen an, um mehr muslimische Familien als Pflegefamilien zu gewinnen.
An Bremer Schulen sind muslimische Schüler und Schülerinnen leider immer noch bestimmten Hürden und Hindernissen ausgesetzt. Um diese zu beheben und den Schulen sowie den Eltern universelle Kriterien als verlässliche Grundlage zu bieten, plant die Schura Bremen mit einem Expertenteam aus Pädagogen und Pädagoginnen eine Handreichung, die sich diesem Thema widmet. Wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit dem Senator für Bildung und eine praxisnahe Entwicklung unserer Arbeit.
Viele andere wichtige Themen stehen auf der Agenda, wie z.B. Umweltschutz.
Unser Dank gilt Allah, Der uns in unserer islamischen Arbeit stärkt. Weiterhin danken wir allen, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement, ihrer Fachkompetenz, ihrem persönlichen Einsatz und ihrer Weitsicht den Prozess der harmonischen und erfolgreichen Zusammenarbeit begleiten, vorantreiben und unterstützen.
Wir haben gesehen, dass nach Bremen und Hamburg andere Bundesländer angefangen haben, diesen Schritt auch für sich vorzubereiten. Wir sind glücklich, „im Kleinen“ etwas beigesteuert zu haben, um ein gutes Vorbild zu sein.
Möge der Vertrag dazu beitragen, dass alle Beteiligten noch mehr zueinander finden und enger zusammenrücken. Wir sehen den Staatsvertrag als einen gelungenen Anfang und verbinden damit die Hoffnung, unser nächstes Ziel – den Status als „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ – zu erlangen, um unseren religiösen Partnern, den christlichen und jüdischen Gemeinden, rechtlich gesehen auf Augenhöhe zu begegnen.