Muhammad Mursi war der erste frei gewählte Präsident Ägyptens. Doch im Jahr 2013 entmachtete ihn das Militär. Mursi brach bei einer Gerichtsanhörung zusammen und starb später im Krankenhaus.
Der frühere ägyptische Präsident Muhammad Mursi ist während eines Gerichtsprozesses ohnmächtig zusammengebrochen und gestorben. Die ägyptische Staatsanwaltschaft ordnete am Montag nach eigenen Angaben eine Untersuchung an, um die Todesursache festzustellen. Mursi war der erste frei gewählte Staatschef Ägyptens. Er wurde 67 Jahre alt.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sprach er am Montag noch rund fünf Minuten zum Richter. Danach habe er das Bewusstsein verloren und sei zu Boden gestürzt. Die Ärzte im Krankenhaus hätten nur noch seinen Tod feststellen können.
Zuvor hatte schon die Nahost-Direktorin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), Sarah Leah Whitson, der Regierung vorgeworfen, dass der Tod Mursis vorhersehbar sei. Die Regierung habe es unterlassen, dem inhaftierten Mursi eine angemessene medizinische Versorgung zu gewähren.
„Muhammad Mursi ist der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens. So wird er uns in Erinnerung bleiben. Möge Gott seiner Seele gnädig sein“, erklärt Kemal Ergün, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), anlässlich des Todes von Muhammad Mursi, dem ehemaligen Staatspräsidenten Ägyptens.
Statt das Vertrauen des ägyptischen Volkes in die Demokratie zu stärken, wurde der Putschist bei Besuchen und Empfängen hofiert. Die Internationale Politik habe das Verbrechen an den ehemaligen Präsidenten geduldet und weggesehen. „Das wird uns immer als ein Schandfleck internationaler Geopolitik in Erinnerung bleiben“, so Ergün weiter.
Der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland sowie der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD) gedachten Mursis Tod. „Möge Allah seiner Seele gnädig sein“, schrieben sie auf den sozialen Netzwerken. Nach dem Militärputsch verbrachte Mursi sein Leben im Gefängnis. „Experten und unabhängige Beobachter bezeichnen das Gerichtsverfahren gegen ihn als ‚Show-Prozess'“, so der Islamrat.
Auch die Deutsche Muslimische Gesellschaft (DMG) trauert um Muhammad Mursi. „Der Verlust von Dr. Mursi steht symbolhaft für die Krise, die das ägyptische Volk unter dem autokratischen Militärregime aktuell durchleben muss. Er erinnert uns an die unsagbaren Zustände, die in Ägypten mittlerweile trauriger Alltag geworden sind“, erklärte Khallad Swaid, Präsident der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft (DMG) in einer Pressemitteilung am Dienstag.
Das ägyptische Regime habe den Tod Mursis billigend in Kauf genommen. „Wir hoffen, dass sich die Bundesregierung künftig im Bewusstsein ihrer Verantwortung für Menschenrechte und gegen die unwürdigsten Haftbedingungen zehntausender politischer Gefangener in Ägypten einsetzt“, fordert Swaid.
Mursi war im Juni 2012 als erster frei gewählter Präsident des nordafrikanischen Landes an die Macht gekommen. Er wurde damals Nachfolger von Langzeitherrscher Husni Mubarak, der im Februar 2011 nach Massenprotesten auf dem Kairoer Tahrir-Platz abtreten musste. Mursi Amtsübernahme verband sich mit der Hoffnung, dass Ägypten nach Jahrzehnten der autoritären Herrschaft der Übergang in die Demokratie gelingen könnte. Doch am 3. Juli 2013 griff das Militär unter Führung des heutigen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi ein. Nach einem Ultimatum setzte er Mursi bei einem Putsch ab und übernahm selbst die Macht am Nil.
Seine Anhänger sahen in ihm bis zu seinem Tod den rechtmäßigen Präsidenten des Landes. Mursi wurde Dauergast als Angeklagter vor Gericht und mehrfach zu langen Haftstrafen verurteilt. Er erhielt zunächst sogar die Todesstrafe, die später jedoch in eine langjährige Haftstrafe umgewandelt wurde. Bis zu seinem Tod saß Mursi im Gefängnis. (dpa, iQ)