Ein Friedhof in Norderstedt richtet einen Waschraum für muslimische Bestattungen ein. Seit 10 Jahren können sich Muslime dort bestatten lassen.
Um muslimische Bestattungen auf einem Friedhof in Norderstedt leichter möglich zu machen, hat die Stadt nun einen speziellen Waschraum für Angehörige eingerichtet. Am Dienstag wurde der kleine Raum auf dem Friedhof Friedrichsgabe vorgestellt. „Wir haben seit zehn Jahren auf diesem Friedhof ein muslimisches Grabfeld“, sagte Betriebsamtsleiter Martin Sandhof der Deutschen Presse-Agentur.
Dennoch seien in dieser Zeit verhältnismäßig wenig Muslime dort bestattet worden. Der Grund dafür sei nach Gesprächen mit der islamischen Gemeinde klar geworden. Unmittelbar vor der Beerdigung im Tuch werden muslimische Verstorbene von ihren Angehörigen rituell gewaschen.
Das war bislang in Norderstedt schlicht nicht möglich. Angehörige hätten ihre Verstorbenen deshalb auch schon woanders gewaschen und erst dann zu dem Friedhof gebracht. Für den neuen Waschraum mit einem Edelstahltisch sei ein kleiner Kühlraum umgewidmet worden. Die Stadt habe etwa 15 000 Euro in die Umgestaltung und Einrichtung des Raumes investiert.
Ein solcher Waschraum ist mittlerweile immer häufiger Teil der Serviceleistungen auf Friedhöfen. Seit 2009 wurden in Friedrichsgabe etwa 30 Muslime beerdigt. Insgesamt zählt die Norderstedt auf den drei städtischen Friedhöfen etwa 300 Beerdigungen im Jahr.
Ein Großteil der in Europa lebenden Muslime zieht es vor, nach dem Tod in ihrem Herkunftsland beigesetzt zu werden. Deshalb haben islamische Religionsgemeinschaften in zahlreichen europäischen Ländern sogenannte Bestattungshilfevereine gegründet. Deren Aufgabe ist es, Angehörige bei allen Fragen rund um die Bestattung eines Verstorbenen zu unterstützen. Die Dienstleistungen der Vereine umfassen die Waschung und Einkleidung des Verstorbenen nach islamischem Ritus, die Organisation des Totengebets, die Erledigung behördlicher Angelegenheiten sowie (wenn der Verstorbene ins Ausland überführt werden soll) den Transport und die Übergabe des Toten am Zielort. (dpa/iQ)