Seit Jahren wird in Bayern über die Lockerung der Sargpflicht diskutiert. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Am Donnerstag wurden zwei Gesetzesentwürfe abgelehnt.
Nach jahrelanger Ablehnung durch CSU und Staatsregierung könnte die Sargpflicht in Bayern in absehbarer Zeit gelockert werden – allerdings nicht sofort. Die Koalitionsmehrheit von CSU und Freien Wählern lehnte am Donnerstag zwei entsprechende Gesetzentwürfe von Grünen und SPD im Landtag ab.
Die beiden Regierungsfraktionen kündigten aber an, eine eigene Initiative in den Landtag einzubringen. „Wenn alle Fragen gelöst sind, werden wir eine angemessene Lösung vorlegen“, sagte der CSU-Abgeordnete Max Gibis.
Ziel ist es, künftig Bestattungen nach muslimischem Ritus in einem Leinentuch statt in einem Sarg im Freistaat zuzulassen. CSU und Freie Wähler wollen nun prüfen, ob dazu wirklich eine Änderung des bayerischen Bestattungsgesetzes notwendig ist oder ob stattdessen auch eine Lockerung der Bestattungsverordnung ausreichen könnte.
„Muslime können in Bayern nicht nach muslimischem Ritus bestattet werden“, sagte etwa der SPD-Abgeordnete Arif Taşdelen in der Debatte. Die Lockerung der Sargpflicht sei die geringste Anerkennung, die man Menschen erweisen könne, die seit Jahrzehnten hier wohnen, sagte er.
Um muslimische Bestattungen auf einem Friedhof in Norderstedt (Schleswig-Holstein) leichter möglich zu machen, hat die Stadt nun einen speziellen Waschraum für Angehörige eingerichtet. Am Dienstag wurde der kleine Raum auf dem Friedhof Friedrichsgabe vorgestellt. „Wir haben seit zehn Jahren auf diesem Friedhof ein muslimisches Grabfeld“, sagte Betriebsamtsleiter Martin Sandhof (dpa, iQ)