Studie

Mehrheit der Bevölkerung gegen ein Kopftuchverbot

Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland ist laut einer Studie gegen ein Kopftuchverbot nach österreichischem Vorbild.

17
09
2019
Symbolbild: Bevölkerung gegen Kopftuchverbot
Symbolbild: Bevölkerung © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Aktuell wird in Deutschland wieder über ein Kopftuchverbot diskutiert. Die CDU-FDP Landesregierung von Nordrhein-Westfalen überlegt bereits seit mehr als einem Jahr, hierzu eine Gesetzesvorlage einzubringen. Diesmal handelt es sich jedoch nicht um ein Verbot für Lehrerinnen, sondern um ein Verbot des Kopftuchs für Grundschülerinnen.

Mehrere PolitikerInnen lassen ein Verbot – konkret für Mädchen unter 14 Jahren prüfen und die Organisation Terre de Femmes hat bereits ein juristisches Gutachten vorgelegt, um ein entsprechendes Gesetz voranzubringen. Es gibt allerdings überparteilich sowohl Fürsprachen als auch Gegenpositionen zu einem Kopftuchverbot für Schülerinnen.

In der Diskussion fehlt es nicht an Argumenten, sondern an empirischen Grundlagen und datenbasierten Erkenntnissen, zur Einstellung der Bevölkerung zu dieser politischen Frage. Wie beurteilen Menschen in unterschiedlichen Bundesländern ein mögliches Kopftuchverbot bei Schülerinnen? Wie stehen Männer und Frauen zu dieser Frage? Und gibt es bei Jugendlichen, die von einem solchen Verbot in ihrem Alltag stärker betroffen wären, andere Positionen als bei älteren Menschen? Zu wissen, wie die Bevölkerung in Deutschland zu einem Kopftuchverbot bei Schülerinnen steht, würde evtl. auch die Entscheidungsfindung bei PolitikerInnen in dieser schwerwiegenden Frage erleichtern.

60 Prozent sind gegen ein Kopftuchverbot

Das DeZIM-Institut fragte in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage 7.233 Menschen zu Beginn des Jahres unter anderem nach einer Zustimmung bzw. Ablehnung zur Aussage: „Es sollte verboten sein, dass muslimische Schülerinnen in der Schule Kopftuch tragen.“ Von denen, die die Frage beantworteten, stimmen 37,3 Prozent einem Verbot ‚voll und ganz‘ oder ‚eher‘ zu.

Die Mehrzahl der Befragten in Deutschland, 62,7 Prozent, ist gegen ein Kopftuchverbot für muslimische Schülerinnen in der Schule. Frauen lehnen ein Verbot häufiger ab als Männer. Es gibt deutliche Unterschiede nach Bundesländern und besonders stark positionieren sich Schüler und Schülerinnen gegen ein Kopftuchverbot. Mit knapp 90% sind somit genau jene Personen, die tatsächlich ein Kopftuchverbot am stärksten spüren würden, gegen Verbots-Überlegungen – auch wenn dies nicht alle gleichermaßen, sondern nur ihre muslimischen Mitschülerinnen treffen würde. 

Leserkommentare

Eddy sagt:
Die Mehrheit ist also gegen ein Kopftuchverbot! Ich habe durch die Berichterstattung immer und eher anders gedacht. Mir ist es vollkommen egal ob mit Kopftuch oder ohne, mit Hose oder ohne, mit T-Shirt oder ohne. Leben wir einfach so wie wir wollen, anzeigen wie wir wollen singen was wir wollen essen was wir wollen lieben was wir wollen und denken was wir wollen. Das ist Europa.
25.09.19
14:14
Ute Fabel sagt:
In den Quelltexten der abrahamitischen Religionen ist Kinderschutz kein Thema. Eines der zehn christlichen Gebote schreibt vor, dass Kinder ihre Eltern bedingungslos ehren sollen, nicht jedoch, dass umgekehrt Eltern Kinderrechte zu wahren haben. In modernen säkularen Rechtsstaaten sollte allerdings Kinderschutz ein ganz zentrales Anliegen sein. Kinder und Jugendliche dürfen nicht zu bloßen Objekten der Religions- und Weltanschauungsausübung verantwortungsloser Eltern degradiert werden. Das muss der Staat unbedingt verhindern! Deshalb sollte seitens des Gesetzgebers generell unterbunden werden, dass Minderjährige mit religiösen, politischen, weltanschaulichen und philosophischen Symbolen oder Kleidungsstücken zur Schule geschickt werden.
25.09.19
14:40