Fast 19 000 Menschen haben an der Umfrage des Pew-Forschungsinstitut zur öffentlichen Meinung in Europa 30 Jahre nach dem Mauerfall teilgenommen. Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland zeigen sich weiterhin bei der Einstellung zu Minderheiten – zum Beispiel in der Haltung zu Juden und Muslime.
Menschen in Ostdeutschland stehen Minderheiten einer Umfrage zufolge tendenziell negativer gegenüber als Menschen im Westen der Bundesrepublik. In einer am Dienstag in Washington veröffentlichten Befragung des Forschungsinstituts Pew äußerten 36 Prozent der Teilnehmer in Ostdeutschland eine ablehnende Meinung über Muslime – im Vergleich zu 22 Prozent im Westen. Juden gegenüber sind demnach 12 Prozent der Befragten im Osten negativ eingestellt, im Westen sind es 5 Prozent. Ausgeprägt ist die ablehnende Haltung gegenüber Roma: In Ostdeutschland äußerten sich 48 Prozent negativ, in Westdeutschland 34 Prozent.
Die Studie untersucht die öffentliche Meinung in Europa drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Seit einer entsprechenden Umfrage 1991 hat sich der Anteil derjenigen, die Juden oder Roma positiv gegenüberstehen, in Ost- und in Westdeutschland allerdings deutlich erhöht. Nach Muslimen wurde damals nicht gefragt.
So gaben 1991 in Ostdeutschland 59 Prozent der Befragten an, eine positive Haltung zu Juden zu haben, in Westdeutschland waren es nur 51 Prozent. Bei der aktuellen Umfrage äußerten 81 Prozent der Teilnehmer in Ostdeutschland eine positive Meinung über Juden, verglichen mit 88 Prozent in Westdeutschland. Im Osten lag der Anteil derjenigen mit einer negativen Haltung zu Juden 1991 wie heute bei 12 Prozent, im Westen sank er von 27 auf 5 Prozent. Gaben 1991 noch 29 Prozent im Osten und 23 Prozent im Westen an, sich dazu nicht äußern zu können oder zu wollen, sind es heute nur noch jeweils 7 Prozent.
30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer sagten 91 Prozent der Befragten in Ostdeutschland, die Wiedervereinigung sei gut für Deutschland gewesen. In Westdeutschland lag die Zustimmung mit 89 Prozent ähnlich hoch. Nur 23 Prozent der Ostdeutschen sagten, dass der Lebensstandard in Ost- und Westdeutschland gleich hoch ist, im Westen waren es 32 Prozent. Während der Wert im Westen bei einer entsprechenden Umfrage vor zehn Jahren mit 33 Prozent auf einem ähnlichen Niveau war, lag er damals im Osten nur bei 12 Prozent.
Die Meinungsforscher befragten zwischen dem 13. Mai und dem 12. August insgesamt 18 979 Menschen in 14 EU-Staaten sowie in Russland, in der Ukraine und in den USA. Bei den EU-Staaten handelte es sich neben Deutschland um Bulgarien, Litauen, Ungarn, die Slowakei, Tschechien, Polen, Italien, Griechenland, Schweden, die Niederlande, Frankreich, Großbritannien und Spanien.
In Deutschland wurden 2015 Menschen zwischen dem 31. Mai und dem 25. Juli befragt. Die Ergebnisse zu Ostdeutschland beziehen sich auf das Gebiet der früheren DDR. Nicht bei allen Fragen in der Studie wurden getrennte Werte für Ost- und Westdeutschland ausgewiesen.
Vergleichsweise hoch fällt unter den Deutschen die Zustimmung zur EU aus: 69 Prozent der Befragten sagten, sie stünden der EU positiv gegenüber. Das ist der höchste Wert in den vergangenen Jahren. Zum Vergleich: 2016 lag die Zustimmung unter den Deutschen nur bei 50 Prozent. Höher liegt sie derzeit in den 14 befragten EU-Staaten in der Slowakei (70 Prozent), in Schweden (72 Prozent), in Bulgarien (77 Prozent), in Litauen (83 Prozent) und in Polen (84 Prozent). Die anderen EU-Länder in der Umfrage verzeichneten niedrigere Werte. (dpa/iQ)