Universität Hamburg

Proteste an Hamburger Uni nach Rückkehr von AfD-Gründer

Seine Rückkehr an die Uni Hamburg hat sich AfD-Gründer Bernd Lucke sicher anders vorgestellt. Statt über Makroökonomik zu sprechen, muss er nach Protesten die Uni verlassen.

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2019
Bernd Lucke (c)facebook, bearbeitet by iQ
Bernd Lucke (c)facebook, bearbeitet by iQ

Mehrere hundert Demonstranten haben an der Universität Hamburg die erste Vorlesung von AfD-Gründer Bernd Lucke seit dessen Rückkehr an die Hochschule verhindert. Immer wieder riefen Aktivisten am Mittwoch in einem Hörsaal des Uni-Hauptgebäudes „Hau ab“, einige bewarfen den Wirtschaftswissenschaftler mit Papierkugeln. Ein junger Mann rempelte ihn an, eine Frau versuchte mehrmals seinen Laptop zuzuklappen. Lucke konnte daher nicht wie geplant über das Thema Makroökonomik sprechen.

Kundgebung vor dem Hauptgebäude der Uni

Nach fast zwei Stunden verließ Lucke die Universität, ohne dass er sich Gehör verschaffen konnte. Er wurde von Polizeibeamten an einem Seiteneingang abgeholt und zur Straße gebracht.

Die Studierendenvertretung ASTA hatte vor der geplanten Vorlesung zu einer Kundgebung vor dem Hauptgebäude der Uni aufgerufen, um unter anderem auf die Tragweite der politischen Handlungen Luckes hinzuweisen.

Der Volkswirtschaftler und Euro-Kritiker Lucke war 2013 maßgeblich an der Gründung der AfD beteiligt und einer ihrer ersten Bundessprecher. 2014 hatte er sich von der Uni Hamburg beurlauben lassen, um als Berufspolitiker für die AfD ins Europaparlament zu wechseln. Nachdem er 2015 im Streit um eine stärker nationalkonservative Ausrichtung der Partei von Frauke Petry als Bundessprecher abgelöst worden war, verließ er die Partei und prangerte in der Folge fremdenfeindliche und rechtsextreme Tendenzen in der Partei an.

Allianz für Fortschritt und Aufbruch

Luckes Versuche, mit der von ihm gegründeten Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA), die sich später in Liberal-Konservative Reformer (LKR) umbenannte, politisch Fuß zu fassen, scheiterten. Bei der Europawahl Ende Mai kam die LKR mit Spitzenkandidat Lucke nur auf 0,1 Prozent der Stimmen. Am Montag hatte Lucke bereits eine erste kleinere Lehrveranstaltung gehalten. (dpa/iQ)

Leserkommentare

AfghanIBruder sagt:
Ich bewundere die Zivilcourage der ASTA, diehier genau richtig gehandelt hat, weil wir gerade an den öffentlichen Bildungsstätten, wo es nebst Fachwissen und Fachwissenschaft auch um Humanität, Ethik und Idealismus sowie Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit, unabhängig phänotypischer, religiöser, kultureller usw. Merkmale und Zugehörigkeiten, geht, die braune Brut keinen Nanometer dulden/tolerieren/ akzeptieren werden. Diese Bürde haben die Freigeister schon immer getragen und nichts anderes haben die Studierenden der Uni Hamburg hier beispielhaft demonstriert. Hierzu spreche ich der ASTA meine Gratulation, Stellvertretend für die Freigeister dieser Welt, aus. Ich wunder mich nur, dass die Uni-Direktion solch einen Misanthropen überhaupt wieder aufgenommen hat. Das spricht nicht wirklich für die Uni. Hier besteht dringender Klärungsbedarf. Rückblickend auf meine Studienzeit erinnere ich mich an den Dekan der Uni, der mich während meines mündlichen Examens und mit seinen unnötigen Scherzen komplett aus dem Konzept brachte, um mir zum Schluss klar zu machen, dass ich froh darüber sein sollte, später an einer Hauptschule unterrichten zu dürfen, wo ich Gleichgesinnte auf einen halbwegs passablen Hauptschulabschluss vorbereiten würde, wenn ich das zweite Staatsexamen überhaupt schaffen würde. Zu seinem Bedauern und trotz seiner Bemühungen habe ich jedoch mein erstes Staatsexamen mit einer 1,8 absolviert und unterrichte an einer Realschule. Das zweite Staatsexamen habe ich trotz weiterer Hürden, Ausbilderin („... die muslimischen Kinder kennen sonst keine Bilder/Kunst als der Gebetsteppich an der Wand des Wohnzimmers....Studienseminar Kunst Frankfurt“) mit einer 2,3 absolviert.... Solche Menschen stellen Muslimen und anderen Menschen tagtäglich Steine in den Weg, um sich besser zu fühlen bzw. weil Sie Angst davor haben, dass sie eines Tages von einer vermeintlichen Muslima/ Muslimen Anweisungen entgegen nehmen müssen... Und dennoch können Sie nicht viel ausrichten. Diese Beispiele sind zwei von etlichen weiteren, dessen Opfer der muslimische Teil der deutschen Bevölkerung tagtäglich wird.. Ich bin mit dem strukturellen Rassismus aufgewachsen und genieße es tagtäglich meinen missgünstigen Menschen, Kolleginnen, Behördenmitarbeiterinnen usw. auf gleicher Augenhöhe zu begegnen, um zu sagen: Ja, ich bin Muslime und ich stehe trotz aller Hürden hier vor dir und bin stolz auf meine Wurzeln und Religion und all das was ich geschafft und du niemals haben wirst. Außerdem kann ich erhobenen Hauptes sagen, dass ich ein Deutscher und darüber hinaus viel mehr bin! Allah hu Akbar!
16.10.19
17:52
Kafira sagt:
Liebe Leser, Was sich in der Hamburger Uni abgespielt hat ist unwürdiges Mobbing. Es ist ein Schandfleck, für die Uni dessen sich einer demokratischen Gesellschaft zutiefst schämen sollte. Meinungsunterschiede trägt man in einer Demokratie so nicht aus. Die klammheilige Freude über dieses zutiefst undemokratische Schauspiels kann der Islamiq-Bericht nur schwer unterdrücken. Die AfD ist demokratisch gewählt, rund 20% aller Wähler finden, dass sie ihre Meinung von allen Parteien am besten vertritt. Demokratisch gewählte Parteien haben Respekt verdient, ihre Vertreter auch. Aber Hr. Lucke ist ja nicht einmal AfD Mitglied. Niemand muss die AfD Ziele teilen, auch ich tue das nicht. Auch Herr Lucke hat den Kurs der AfD zunehmend abgelehnt. An der AfD schätze ich als Einzigstes, dass sie consequent den Islam ablehnt. Das ist wohl auch der Grund, weswegen fromme Muslims kein gutes Haar an ihr finden dürfen. Macht nichts, wahlberechtigte Muslims können ja Grüne Wahlen, die finden gleich eine ganze Perücke voller gute Haare an den Muselmännern und-Frauen. Und deshalb wähle ich in letzter Zeit weder Afd noch Grüne. Kafira
16.10.19
23:45
Brad Lewis sagt:
Wenn die Universität Hamburg Vorlesungen mit einem Professor veranstaltet, gegen den hier - von muslimischer Seite aus - als "braune Brut" gehetzt wird, die "wir...keinen Nanometer dulden/ tolerieren/akzeptieren werden", so ist das schon mehr als grenzwertig. Darf dann auch vor "islamextremistischer Brut" gewarnt werden, welche die sog. Ungläubigen keinen Nanometer dulden/tolerieren/akzeptieren werden?
17.10.19
4:04
Ethiker sagt:
Prof. Lucke sollte nicht mehr an einer Universität lehren, dafür sprechen viele Punkte. Der Fehler wurde bereits vorher durch die Fakultät begangen. Womit man aber auf keiner Weise einverstanden sein kann, ist das Verhalten der Studenten. Hervorzuheben ist Prof. Luckes dezidierte Distanz zum islamfeindlichen Flügel und völkischen Flügel der Partei. An einem Parteitag in Bayern hatte Lucke auf die Gefahr der Pauschalisierung der Muslime deutlich hingewiesen. Er wurde dort hierfür attakiert. Was für ein Beispiel für Menschlichkeit wäre es gewesen, wenn ein muslimischer Student oder eine muslimische Studentin sich an die Seite von Lucke gestellt hätte. Aber vermutlich waren nicht viele Muslime dort anwesend, weil durch strukturellen Rassismus, Musilme auf dem Weg zur Universität etliche Steine in den Weg gelegt werden.
17.10.19
11:16
Nilu sagt:
Lieber AfghanBruder, ähnliche Erfahrungen haben viele Menschen in meinem Bekannten-Freudenskreis ebenfalls über sich ergehen lassen müssen. Dennoch ist es wichtig zu sagen, dass es etliche weitere Menschen deutscher Abstammung gab/geben wird, die eben viel weiter sind und eben keine exkludierende Weltansichten vertreten, weil sie sich der Ideengeschichte/Geschichte/Geschichten bewusst sind und für ein besseres/buntes Deutschland stehen. Auch diese Menschen kommen in unserem Alltag vor, und zwar um ein Mehrfaches, als diejenigen, welche nichts besseres zutun haben, als einfach böse/negativ/selbstverachtend/peinlich/dumm zu sein: Auch das ist Deutschland. Gerade deswegen lohnt es sich, diesen emotionalvernachlässigten und gesellschaftlich unbrauchbaren Menschen unser buntes Deutschland nicht zu überlassen. Allah sei dank und Inscha Allah!
17.10.19
21:15
Salim Spohr sagt:
Ich halte die Demonstrationen gegen Herrn Prof. Lucke für unangemessen und ungerecht, hatte er die von ihm gegründete Partei schließlich in ihr sich zunehmend entwickelnder rechtsextremer Tendenzen wegen verlassen. Es scheint, daß der ASTA der Universität Hamburg und die, die ihm nacheifern, von aller Urteilskraft verlassen sind, sich also in einem Zustand befinden, den, wie einst Kant gemeint hatte, die Leute gemeiniglich Dummheit nennen. Die Argumente, die Herr Lucke damals u. a. gegen die Brüsseler Verwaltung Europas vorgebracht hatte, sind immer noch hochaktuell. Und die erschreckende Stereotypie, mit der Studenten in Hamburg dem ASTA-Scharfmacher Folge leisten, hat für mich einen deutlich pathologischen Zug.
17.10.19
22:29
AfghanIBruder sagt:
Bernd Lucke in Schutz zu nehmen ist eine urtypische menschliche Reaktion, wenn es um die verteidigung der Rechte des Schwachen geht. Das ist menschlich jedoch nicht rational nachvollziehbar. Als Lucke die AfD gründete, wusste er wohl welche miesen Kreaturen er in seine Partei aufnehmen würde. Das kann man m.E. einem Akademiker schon zumuten. Wir erinnern uns an die Nachrichten und Schlagzeilen der Zeit als Lucke von eignen ParteifreundInnen verraten und rausgeschmissen wurde. Salim: Verlassen und Verlassen werden, sind dann doch zwei Paar unterschiedliche Schuhe. Lucke wäre gerne noch dabeigeblieben, wenn er mit auf Rattenfang gegangen gewesen wäre. Also tun wir bitte nicht so, als wäre Lucke eines Tages plötzlich mit einem Hakenkreuz auf der Stirn aufgewacht. Und das blieb innerhalb der AfD nicht das einzige Mal. Frauke Petri ereilte ein ähnliches Schicksal und weitere werden folgen, weil diese Populisten von vorneherein schon auf der Verliererseite stehen, da sie regierungsunfähigund undemokratisch sowie rückwärtsgewandt eingestellt sind. Parallelen zu Taliban, Nazis und anderen Rassisten kommen da nicht von ungefähr. Der einzige Unterschied zwischen AfD-lern und z.B. IS-Kämpfern besteht darin, dass die IS-ler zu ihren Übeltaten stehen und sich zu den Terroranschlägen bekennen, während sich die AfD-ler feige in ihren dunklen Kellerräumen und in der virtuellen Welt rumfummeln. Ein gewichtigeres Armutszeugnis verdient sonst niemand.
18.10.19
16:59
Ethiker sagt:
AfghanIBruder, es ist richtig, dass die AFD seit ihrer Gründung völkische und rassistische Elemente innehat und ihre Gründung ein gravierender Fehler war. Prof. Lucke aber hat sich vom völkischen Flügel distanziert, er war sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht und widmete sich mehr ökonomischen Inhalten. Das sagt ihn von keiner Schuld los, aber es hätten auch andere Wege geben können, Prof. Lucke den Lehrauftrag zu verwehren. Die Art und Weise der Studenten hätte angewendet werden können, wenn bereits vorher weitere Schritte der Unterbindung der Lehrtätigkeit Luckes erfolglos geblieben wären.
20.10.19
9:56
Brad Lewis sagt:
AfD-Anhänger mit IS-Kämpfern bzw. Dschihadisten hier in den Kommentaren auf eine gleichwertige Stufe zu stellen ist schon mehr als starker Tobak. Diese Gleichsetzung ist nur noch grotesk, absurd, weltfremd - einfach crazy. Oder leben hier manche mit verzerrten Wahrnehmungsdefiziten? Und das sage ich als ein Nicht-AfD-Wähler.
21.10.19
13:18
Linksverteidiger sagt:
@Ethiker Die Beweggründe der Studierenden der Hamburger-Uni liegen auf der Hand und sind als Bekundung freier Meinung unter demokratischen Gesichtspunkten vollkommen tadellos. Wenn der rechte/ unrechte Mobb durch die Straßen brüllend und pöbelnd zieht und ethnische Gruppen frei diffamiert, und das Ganze unter Rückberufung auf das Recht auf freie Meinungsäußerung dann muss ein Lucke die Meinungsäußerungen der Studierenden ebenfalls akzeptieren und dulden. Wenn Lucke auf den AfD Parteitagen und weiteren Kundgebungen Bevölkerungsgruppen und ihren Ruf in Dreck gezogen hat, dann muss er nun ebenfalls die Gegenargumente respektive Gegenpositionen sich anhören. Ein guter Professor hätte sich der Menge und ihren Fragen stellen müssen und die Diskussionsplattform nicht einfach feige verlassen dürfen. Wir haben uns auch vieles durch ihn von ihm und seinen Mitläufern anhören müssen. Wieso werden jetzt plötzlich mit zweierlei Maß gemessen? Die einen dürfen alles und die anderen nicht mal jemanden ausbuhen, der es unbedingt verdient hat. Die Gesellschaftsspalter und Hetzer dürfen nun nicht ungeschoren davon kommen. Jetzt kehrt sich die Lage und nun übernehmen wieder die Demokratieverfechter die Kontrolle. Manchmal muss man auch wehementer seine Meinung kund tun. Nur so sind Waren einiger Gesellschaften in der Lage ungerechte und bedrohliche Strukturen abzuschaffen. Bevor rechte Gedankenverschmutzungen sich noch weiter ausbreiten, müssen wir aus der Einschläferung der letzten Jahre erwachen. Die AfD versucht zwar nun sich die Rolle des Opfers einzuverleiben, was mehr als feige ist, aber etwas anderes kann man von diesen Po-Po-Listen nicht erwarten. @BRadLewis Die Wahrheit tut ja Bekanntenkreise weh, was hier ebenfalls zutrifft. Die IS-Kämpfer stehen zu ihren menschenverachtenden Handlungen, die AfD versucht sich als Opfer darzustellen. Die Ideologien sind dieselben. Die AfD-leer haben nur Angst um den Verlust ihrer Posten und ihrer Freiheiten, sonst wären sie längst in den Krieg gezogen. Oder was verstehst du unter dem Wahlsiegmotto des Gaulands: Wir werden sie jagen... Der Terrorakt in Halle ist doch ein erstes Zeichen. Das einzig gute an dir ist, dass du dich von dieser Partei entschieden distanzierst, auch wenn ich’s dir nicht abnehme. Aber genau so seid ihr halt... Unreal!
24.10.19
9:46