Universität Münster

Rektorin Nelles stellt Islam-Beirat in Frage

Neuer Tiefpunkt im Streit um die islamische Theologie am Standort Münster. Die Rektorin der Universität Münster, Ursula Nelles, stellt das Beiratsmodell für islamische Theologie infrage. Es wird gemunkelt, Nelles sei von den jüngsten Entwicklungen enttäuscht.

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02
2014
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Für Anfang März ist nach Informationen von IslamiQ ein Treffen zwischen den muslimischen Religionsgemeinschaften im Koordinationsrat der Muslime (KRM), der Universitätsleitung Münster und dem Wissenschaftsministerium geplant. Bei dem sog. „runden Tisch“ soll es um die Lösung des Konflikts um den theologischen Beirat am Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) gehen. Es könnte heiß hergehen – mit offenem Ausgang.

Die Rektorin der Universität, Ursula Nelles, will diesen Termin Medienberichten zufolge anscheinend dafür nutzen, um über Alternativen für das Beiratsmodell zu beraten. Der theologische Beirat am ZIT, der je zur Hälfte aus Vertretern des muslimischen Lebens und der Religionsgemeinschaften bestehen soll, konnte sich seit 2011 nicht konstituieren. Letzte Versuche zu einem Zusammentreffen scheiterten auch, weil der KRM einen Kandidaten der Universität Münster für den Beirat für islamische Theologie abgelehnt haben soll. Nelles gilt als Kritikerin des Beiratsmodells.

Die Universitäts-Rektorin erklärte, sie wolle die muslimischen Religionsgemeinschaften an der Arbeit des ZIT weiterhin „möglichst optimal“ beteiligen. Das angestrebte Beiratsmodell sei eine Möglichkeit, dies zu gewährleisten. Sie sei aber auch bereit, über Alternativen nachzudenken. Entgegen anderslautenden Meldungen gebe es „keinen neuen Sachstand zu den Verhandlungen“.

Universität Münster stark enttäuscht

Die islamischen Religionsgemeinschaften, Vertreter der nordrhein-westfälischen Landesregierung und der Hochschule hatten sich vorige Woche auf einen „runden Tisch“ verständigt, um die Probleme um das Zentrum zu lösen. Künftig wolle man partnerschaftlich und wohlwollend zusammenarbeiten.

Hinter dem jüngsten Vorstoß von Ursula Nelles soll laut Insidern jedoch große Enttäuschung stecken. Die Universitätsleitung sei mit dem Ergebnis des Aufeinandertreffens Anfang Februar unzufrieden. Man habe sich von dem Treffen mehr erhofft. Forderungen aus der Universität Münster hätten bei dem Treffen zwischen den Akteuren kaum Gehör gefunden.

Auch die offizielle Erklärung zum Treffen habe an der Universität Münster die Alarmglocken läuten lassen. Die Formulierung, „alle Beteiligten bekräftigten in diesem Zusammenhang, islamische Theologie als Fach in einer staatlichen Universität verankern zu wollen“, in der Erklärung, lasse auch den Schluss zu, dass an einer anderen Universität als in Münster die islamische Theologie verankert werden könnte.

Verhältnis zerstört

Die angestrebte Lösung im Beiratskonflikt will Nelles vermutlich nutzen, um Druck für den Standort Münster auszuüben. Der Koordinationsrat der Muslime lehnt eine weitere Zusammenarbeit mit dem Leiter des Zentrums für Islamische Theologie, dem umstrittenen Professor Mouhanad Khorchide ab. Das Verhältnis zur Leitung des ZIT sei irreparabel zerstört heißt es. In einem Gutachten wirft der KRM Khorchide mangelnde Wissenschaftlichkeit und fehlende Bekenntnisgebundenheit vor.

Die jüngsten Aussagen der Universitätsleitung könnten auch dazu führen, dass der KRM sich komplett aus dem Projekt in Münster zurückzieht und eine andere Universität unterstützt. In diesem Fall müssten die Absolventen in Münster um ihre Jobchancen fürchten. Denn die Theologen und auch die Religionslehrer müssen vom KRM eingestellt bzw. abgesegnet werden. (iQ/kna)