Freitagspredigten, 25.10.2019

Tawakkul, Krankenbesuch und Pflichten eines Muslims

Die Hutba (Freitagspredigt) wird beim wöchentlichen Freitagsgebet der Muslime gehalten und behandelt sowohl religiöse, als auch gesellschaftliche Themen. IslamiQ liefert jede Woche einen Überblick.

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Freitagspredigt
Symbolbild: Minbar, Freitagspredigt, Hutba

In der Freitagspredigt der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) geht es diese Woche um „Tawakkul“ – das Gottvertrauen. Tawakkul bedeute wörtlich: vertrauen, jemanden zum Vertreter nehmen, sich auf jemanden verlassen oder seine Angelegenheit einem anderen überlassen. Tawakkul meine, alles zum Gelingen einer Angelegenheit zu unternehmen und dann auf Allah zu vertrauen. Das Gottvertrauen hänge von der individuellen Stärke des Imâns ab. Tawakkul dürfe man aber nicht mit Faulheit verwechseln. Nichtstuend und untätig bleibend Allah zu vertrauen, sei nicht Tawakkul. Auf Allah zu vertrauen bedeute, sich nicht nur auf sein eigenes Wissen und Handeln, oder Reichtum zu verlassen. Sich seinen Erfolg nur selbst zuzuschreiben, könne dazu führen, dass man seine Demut verliere und sich selbst überbewerte.

Das Ergebnis fehlenden Gottvertrauens sei Angst, Pessimismus, Hilflosigkeit, Stress und Depressionen. Wahrhaftiges Gottvertrauen dagegen verleihe dem Menschen Geduld, Zuversicht, Sicherheit, Würde und Selbstbewusstsein. Tawakkul sei also ein Teil des Glaubens und betreffe alle Taten und Bestrebungen des Menschen. Das Resultat aller Bemühungen Allah zu überlassen und auf ihn zu vertrauen, gebe Menschen Frieden und innere Ruhe. Selbst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft und Vorkehrungen getroffen seien, sei ein Scheitern immer möglich. Daher könne man nur noch durch Gottvertrauen gelassen und psychisch gesund bleiben.

Krankenbesuch

Die Freitagspredigt der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) thematisiert den Krankenbesuch. Der Islam, sei eine Religion, die den Menschen wertschätze. Der Islam erbarme sich den Menschen. Der Mensch sei wertvoll – sowohl in seiner Gesundheit als auch in seiner Krankheit. Der Islam toleriere es nicht, Kranke der Einsamkeit und Hilfslosigkeit zu überlassen. Die wichtigsten Aufgaben eines Muslims gegenüber seinen Mitmenschen seien demnach Kranke zu besuchen, für ihre Genesung zu beten sowie sie moralisch-psychologisch zu unterstützen. Der Prophet selbst habe stets Kranke aktiv mit diesem Prozess begleitet.

Egal wie stark der Krankheitszustand der Menschen seien, würden diese sentimental und überempfindlich werden und wünschen sich Verwandte und Freunde aus ihrer gesunden Zeit. Sie wären gekränkt und traurig, wenn sie nicht besucht würden. Denn sie bräuchten mehr Aufmerksamkeit als zuvor. Dennoch müsse bei Krankenbesuchen darauf geachtet werden, dass die Besuchszeiten kurzgehalten werden. Man dürfe auch nicht vergessen, dass der Krankenhausbesuch eine gottesdienstliche Handlung sei.

Rechte und Pflichten eines Muslims gegenüber anderen Muslimen

In der Freitagspredigt des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) geht es um die Rechten und Pflichten eines Muslims gegenüber anderen Muslimen. Der Mensch lebt in Gesellschaft und trage daher Verantwortung, nicht nur sich selbst gegenüber, sondern auch gegenüber den Verwandten, Nachbarn, Freunden und anderen Menschen mit denen er etwas zu tun habe.

Insbesondere trage er Verantwortung den Geschwistern und Brüdern im Islam gegenüber. Wenn ein jeder Muslim seinen Aufgaben gegenüber den Geschwistern im Islam nachkomme, könne sowohl er selbst als auch die Gesellschaft im Allgemeinen zu Ruhe und Frieden finden.

Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und gibt einen Überblick.

Leserkommentare

Brad Lewis sagt:
Die Rechte und Pflichten eines Muslims gegenüber anderen Muslimen sind hier Thema einer VIKZ-Moschee-Predigt. Gibt es keine Verantwortung gegenüber nicht-islamgläubigen Menschen? Welchen Wert sollen denn im Religions-Kosmos Islam die sog. Ungläubigen haben? Wenn immer nur die Geschwister im Islam bedeutungsvoll sind, so kann ich mir leider nicht vorstellen, dass dies zu Ruhe und Frieden in der Gesellschaft wirklich beitragen kann.
28.10.19
11:24
Emanuel Schaub sagt:
Die Reaktion einer Muslima (Putzhilfe in einer Bäckerei9 auf eine Gruppe Schwerbehinderter beim besuch in derselben hat mich durch ihre Anteilnahme ,die ihr im Gesicht zu sehen war, beeindruckt. Die begleitenden Betreuer hatten wirklich allen Respekt verdient für ihren schweren Beruf. In den verschieden Moscheen hat mich auch die Zähigkeit der älteren teilnehmer bei den Gebeten überrascht. (Christen haben es via Rundfunk ja leichter ihren Gottesdienst zu hören/leisten?... gruß emanuel
28.10.19
13:51