Von Marokko bis Bangladesch herrscht an diesem Freitag wieder Volksfeststimmung. Muslime feiern die Geburt des Propheten Muhammad.
In Kairo ziehen am Freitag wieder Prozessionen unter Trommelgetöse durch die Straßen, in der Türkei werden die Moscheen die ganze Nacht festlich erleuchtet sein und auf der indonesischen Insel Java dauert die Feier gleich eine ganze Woche mit Festen und Feuerwerken: Der „Mawlîd an-Nabi“, also der Geburtstag des Propheten, am 12. Tag des islamischen Monats Rabî al-awwal feiern sunnitische Muslime auf der ganzen Welt und die Schiiten folgen ihnen fünf Tage später. Um Allah dafür zu danken, dass er ihnen den Propheten Muhammad als Vorbild für das eigene Leben gesandt hat. In diesem Jahr fällt der Tag auf den 8. November.
Wohlhabende Spender oder religiöse Stiftungen richten oft aufwendige Festmähler aus, besonders für die Armen der Gesellschaft. Dabei steht das spirituelle Gedenken an den Propheten Muhammad im Mittelpunkt; die Mawlîd-Nacht ist eine der fünf gesegneten Nächte des Islams, in denen Bittgebete als besonders aussichtsreich gelten. In den Moscheen und auf öffentlichen Plätzen erinnern die Gläubigen mit Koranlesungen und Lobeshymnen an das Leben des Propheten, der im Jahre 571 in Mekka zur Welt kam. Über die Jahrhunderte ist eine umfangreiche Mawlîd-Literatur entstanden. So zählt die Geburtsgeschichte „Mevlid-i Şerif“ vom osmanischen Dichter Süleyman Çelebi (gest. 1422) zu den großen Werken der türkischen Nationalliteratur.
Die ersten Mawlîd-Feiern gehen auf die Dynastie der ägyptischen Fatimiden im elften Jahrhundert zurück. Ihre Kalifen trieb nicht nur die Frömmigkeit. Sie wollten mit den Feierlichkeiten vor allem ihre Abstammung von dem Propheten Muhammad und damit ihre Autorität betonen. Von Ägypten aus verbreitete sich der Mawlîd dann über die ganze islamische Welt. Für Muslime ist der Gesandte Allahs der vorbildlichste Mensch in der Geschichte. Auf keinen Fall dürfen sie ihn jedoch als göttliches Wesen anbeten wie dies in anderen Religionen der Fall ist. Muhammad ist lediglich der Überbringer der göttlichen Offenbarung, des Korans.
Übrigens: Weil sich das Fest nach dem islamischen Mondkalender richtet, fielen Mawlîd und das christliche Weihnachtsfest in der Geschichte immer mal wieder auf denselben Tag. Eigentlich ein glücklicher Zufall für den interreligiösen Dialog. Das nächste Mal wird es allerdings erst im Jahr 2080 wieder soweit sein. (KNA/iQ)