Erneut wurde die IGMG Moschee in Ulm angegriffen. Dieses Mal haben Unbekannte Koranexemplare beschädigt und die Gebetsräume beschmutzt. Der Staatsschutz ermittelt.
Wiederholt wurde die Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) in Ulm Opfer eines Anschlags. Am Dienstag hatte der Imam der Moscheegemeinde in den frühen Morgenstunden zerrissene Koranexemplare in der Moschee aufgefunden, die zudem mit Wasser zu einer klebrigen Masse geformt und in den Gebetsräumen verteilt wurden. Daraufhin alarmierte die Gemeinde die Polizei. Der Staatsschutz hat nun die Ermittlungen aufgenommen.
Der Vorstandsvorsitzende der Moschee Murat Karadeniz erzählte IslamiQ, dass des Öfteren die Moschee durch Unbekannte beschädigt werde. „Wir finden immer wieder islamfeindliche Parolen und rassistische Symbole wie Hakenkreuze an den Wänden oder Türen unserer Räumlichkeiten“, beklagt Karadeniz. Auch sei die Gemeinde mittlerweile sehr besorgt. „Die Gebete sind nicht mehr so gut besucht wie vor den ganzen Anschlägen. Die Eltern haben Angst ihre Kinder am Wochenende zum Unterricht in die Moschee zu bringen“, so Karadeniz weiter. Laut der Gemeinde sei der Angriff am Montag in den späten Abendstunden durchgeführt worden, da der Imam erst Dienstag früh die Tat entdeckt habe. „Komischerweise waren auch die Überwachungskameras an den Eingängen genau zu dieser Urzeit ausgeschaltet worden“, fügte Karadeniz hinzu.
Auf Anfrage von IslamiQ teilte die Pressestelle der Polizei Ulm mit, dass sie aktuell nicht von einer Straftat ausgehen können. „In unseren Augen gibt es keine Sachbeschädigung, da nur einige Papierfetzen in den Räumen gefunden wurden“, so der Pressesprecher. Man könne nicht wissen, ob es sich doch nicht um ein Gemeindemitglied handle, der Seiten aus einem Buch rausgerissen, verteilt und die Gebetsräume damit verschmutzt habe, so der Pressesprecher weiter. Auf die Anmerkung, dass es sich bei den Papierfetzen um Koranseiten handle, sagte der Pressesprecher, dass dies auch in die Ermittlungen aufgenommen wurde, jedoch kaum nachweisbar sei. Es werde in alle Richtungen ermittelt.
Im März letzten Jahres wurde die IGMG Moschee in Ulm (BaWü) das erste Mal Opfer eines Angriffs. Unbekannte hatten mehrere Molotowcocktails auf die Fenster geworfen. Glücklicherweise konnten die Brandsätze die Fensterscheiben nicht durchschlagen. Daraufhin wurden drei junge Männer verdächtigt, die anschließend im April diesen Jahres zu einer mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Das Landgericht Ulm sah die Tatbestände des versuchten Mordes und der versuchten Brandstiftung als erwiesen an und verhängte Haftstrafen von drei Jahren und neun Monaten sowie fünf Jahren und sechs Monaten
Zu dem Brandanschlag hatte sich die Gruppe nach Überzeugung des Gerichts im März 2018 verabredet. Die Männer wollten damit auf die Notlage von Kurden in Syrien und die Eroberung der vor allem von Kurden bewohnten nordsyrischen Stadt Afrin durch türkische Streitkräfte aufmerksam machen und dagegen protestieren. Als Ziel wählten die Männer eine Moschee aus. Die Angeklagten hätten dabei den möglichen Tod von Menschen billigend in Kauf genommen. Das Gericht hatte den Vorwurf der Anklage, die Männer hätten aus niederen Beweggründe gehandelt, nicht anerkannt.
Im vergangenen Jahr hat es bundesweit 910 Übergriffe gegen Muslime und Moscheen in Deutschland gegeben. Bei fast allen Straftaten gehen die Behörden davon aus, dass es sich bei den Tätern um Rechtsextremisten handelt. Es sei dabei um Nazischmierereien, Drohbriefe, Beleidigungen, Sachbeschädigung und Volksverhetzung gegangen. Über die Höhe des Schadens konnte das Ministerium keine Angaben machen.