Mit Äußerungen zur Situation der muslimischen Uiguren in China hat Mesut Özil Ärger auf sich gezogen. Menschenrechtler unterstützen ihn.
Der weltbekannte Fußballspieler Mesut Özil (31) kritisiert die Unterdrückung der Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang sowie das Schweigen vieler Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) unterstützt die Kritik Özils, wie sie am Sonntag in Göttingen mitteilte.
„Es ist skandalös, dass die Regierungen von Staaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung aus wirtschaftlichen Gründen zum kulturellen Völkermord an den Uiguren schweigen“, kritisierte GfbV-Direktor Ulrich Delius. Jeder wolle von der „Seidenstraßen-Strategie“ Chinas profitieren und ignoriere die „größte Verfolgung von Muslimen im 21. Jahrhundert“. Die Distanzierung des Özil-Clubs Arsenal London von den Äußerungen des Spielers sei „kläglich und opportunistisch, so wie das Verhalten der Staaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung“.
In türkischer Sprache bemängelte der Ex-Weltmeister das „Schweigen der muslimischen Brüder“, während das Thema von westlichen Regierungen und Medien aufgegriffen werde. Die chinesische Zeitung „Global Times“ berichtete auf ihrem englischsprachigen Twitter-Account, der Sender CCTV habe Arsenals Sonntagsspiel gegen City vom Sendeplan gestrichen, weil Özils Kommentare die chinesischen Fans und den nationalen Fußballverband „enttäuscht“ hätten. Somit strich das chinesische Staatsfernsehen laut übereinstimmenden Medienberichten die Übertragung des Topspiels zwischen Arsenal und Manchester City aus dem Programm.
Die Uiguren sind nach GfbV-Angaben mit rund zehn Millionen Angehörigen die zweitgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe in China. Ihre Heimat ist die autonome Region Xinjiang. Als geheim eingestufte Dokumente aus dem Inneren der Chinesischen Kommunistischen Partei waren im November bekanntgeworden. Laut Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ zeigen sie erstmals im Detail eine massenhafte Internierung von religiösen Minderheiten. Demnach werden mehr als eine Million Menschen in Lagern festgehalten, in der Regel ohne ein Gerichtsverfahren.
Nach offiziellen Schätzungen sind Hunderttausende Uiguren in Umerziehungslager gesteckt worden, die China allerdings nur als Fortbildungszentren beschreibt. Nach der Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan der Volksrepublik einverleibt. Peking wirft uigurischen Gruppen Terrorismus und Separatismus vor.
Mit dem Verein war Özils Statement nicht abgesprochen, der Club distanzierte sich umgehend davon. Der Inhalt sei die persönliche Meinung von Özil, stellten die Gunners auf dem chinesischen Mikroblogging-Dienst Weibo klar. Arsenal halte sich an das Prinzip, keine politischen Statements abzugeben. Die Reaktion der Londoner kann laut eines Berichts des „Guardian“ auch wirtschaftliche Interessen haben. Demnach sei der Club in China an einer Restaurantkette beteiligt. (KNA, dpa, iQ)