Religiöse Minderheiten in der Ukraine haben Angst vor Repression und Gewalt. Ein gemeinsamer Appell der Religionsgemeinschaften warnt vor einer Spaltung des Landes. Ein Rabbi rief zum Verlassen von Kiew und der Ukraine auf.
Die religiösen Minderheiten in der Ukraine fürchten sich vor den Auswirkungen des jüngsten Umsturzes in der Ukraine. Nach dem Sturz des Präsidenten Janukowitsch warnte der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften, in dem auch Muslime vertreten sind, vor einer Teilung des Landes.
In einer am Wochenende veröffentlichen Erklärung heißt es, der Rat verurteile „kategorisch jede Diskussion über eine mögliche Teilung“ des Vaterlandes und jeden „Versuch des Separatismus, der die Einheit und territoriale Integrität der Ukraine“ bedrohe. Eine Teilung der Ukraine sei eine „Sünde vor Gott und künftigen Generationen unseres Volkes“.
In der Erklärung verurteilten die Religionsgemeinschaften Provokationen zwischen nationalen Minderheiten und Konfessionen. Im gesamten Land sollen Übergriffe auf Minderheiten stattgefunden haben.
Wie die israelische Zeitung Haaretz berichtet, hatte der jüdische Rabbi Moshe Reuven Azman die jüdische Gemeinschaft dazu aufgerufen, die Stadt Kiew oder wenn möglich das Land zu verlassen. Angesichts des Chaos im Land werden Übergriffe auf jüdische Bürger befürchtet. Israel wurde um Hilfe zum Schutz der jüdischen Bevölkerung gebeten. Juden wurden dazu aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Die Stellungnahme ist vom Ratsvorsitzenden, Metropolit Antonij, unterschrieben. Er ist Kanzler der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Dem Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften gehören 18 christliche, muslimische und jüdische Glaubensgemeinschaften an. Er vertritt nach eigenen Angaben rund 75 Prozent der Ukrainer.
Besonders die zum Großteil von Russen bewohnte Halbinsel Krim droht mit einer Abspaltung von der Ukraine. Das Parlament in Kiew beschloss am Samstag ein Gesetz zur Verhinderung separatistischer Tendenzen. Demnach sollen die Sicherheitsdienste alle derartigen Anzeichen genau beobachten und gegen sie vorgehen.
Außerdem wurde heute ein umstrittenes Gesetz zur Verwendung der russischen Sprache als Amtssprache wieder aufgehoben. Die Aufwertung der russischen Sprache war von verschiedenen Vertretern religiöser Gruppen kritisiert worden. In einem gemeinsamen Appell warnten das orthodoxe Kiewer Patriarchat, die griechisch-katholische und die römisch-katholische Kirche sowie Protestanten und Muslime vor „enormen Konflikten und dem Zusammenbruch des Staates“, in diesem Zusammenhang. (KNA/iQ)