„Spielend glauben. Religion im Kinderzimmer“ ist der Titel einer Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum. In der laufenden Schau geht es um die Frage, wie Religionen und Kulturen ihre Werte und Vorstellungen bereits über Kinderspielzeuge zu vermitteln versuchen.
Spielzeug begleitet uns durch die Kindheit, wir lernen damit die Welt kennen und erste persönliche Interessen können sich daran entwickeln. Deshalb verwundert es nicht, dass in fast allen Kulturen im Spielzeug auch religiöse Themen zu finden sind, denn so können diese spielerisch an Kinder herangeführt werden. Einige dieser Themen werden nun in der Ausstellung „Spielend glauben. Religion im Kinderzimmer“ im Tübinger Stadtmuseum beleuchtet.
Zu sehen sind zeitgenössische Kinderspielzeuge aus verschiedenen Religionen und Kulturen, wie man sie heute auch in Kinderzimmern finden könnte. Gezeigt werden unter anderem religiöse Figuren der Hopi-Indianer, christlich inspirierte Kinderaltäre, ein für das jüdische Lichterfest Chanukka hergestellter Kreisel und ein hinduistisches Kartenspiel. Das Museum will so zeigen, wie Gotteshäuser und Rituale, religiöse Feste, Kleidungs- und Speisevorschriften bereits im Kinderzimmer vorkommen.
Durch das Spielzeug werden Religionen für Kinder erlebbar sowie ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten deutlich. Die Gäste können an verschiedenen Spielstationen selbst aktiv werden und etwa Modelle von Gotteshäusern mit Bauklötzen nachbauen oder das jüdische Spiel mit dem Dreidel ausprobieren. Zudem gibt es Audiostationen, die in Kooperation mit dem Freien Radio „Wüste Welle“ gemeinsam mit Kindern entstanden sind und Fragen aufgreifen wie „Welche religiösen Feste kennt ihr?“ oder „Welche Rolle spielt der Glaube im Alltag?“.
Spielend glauben. Religion im Kinderzimmer
Ausstellung vom 22.02. – 22.06.2014
Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr
Stadtmuseum Tübingen
Kornhausstraße 10
72070 Tübingen
Link: Stadtmuseum Tübingen
Als besonders gelungenes Produkt zeigt die als Familien- und Mitmachausstellung angelegte Schau den Adventskalender, der in der ehemaligen DDR als Vorbild für einen 31-tägigen „Jahreswendkalender“ und im Islam als Vorlage für einen Kalender zum Fastenmonat Ramadan diente. Die Ausstellung gliedert sich nicht nach Religionen, sondern nach Themen wie Schöpfung, Feste, Feiertage und Alltag. Die Schau will so Parallelen und Unterschiede aufzeigen. Die meisten Exponate stammen aus der Gegenwart, historische Stücke haben fast alle einen christlichen Bezug.
In einem eigenen Ausstellungskabinett wird die 2013 entstandene Fotoserie „AllEinig“ der Stuttgarter Künstlerin Sabine Braun gezeigt. Arrangiert in die Fotografie eines Puppenstubenzimmers sind – hier in Tübingen – zehn Schlafzimmer zu sehen, die sich bei der ersten Betrachtung zum Verwechseln ähnlich sehen, auf den zweiten Blick sich jedoch, durch die in den Schlafzimmern zu findenden Objekte als Schlafzimmer gläubiger Frauen unterschiedlichsten Glaubens herausstellen. Zudem versetzt sich die Künstlerin selbst in die Rolle der gläubigen Frauen und stellt sich als Angehörige der vertretenen Glaubensrichtungen dar.
Zur Ausstellung soll ein Begleitband erscheinen. (KNA/iQ)