Über 100 Millionen Euro werden zum Jahreswechsel für Feuerwerksartikel und zum böllern ausgegeben. Zum Nachteil für Mensch und Umwelt durch Feinstaub. Islamische Hilfswerke rufen zu Spenden auf.
Ein Feuerwerk ist schön anzusehen und macht Spaß. Das Böllern hat aber auch negative Seiten. Zu Silvester wird in Deutschland außer Rand und Band geböllert. Der Effekt: Verbrennungen, Augenverletzungen und Hörschädigungen, Explosionsschäden und andere Sachschäden an Fahrzeugen und Gebäuden, der Eintrag von Plastik in die Umwelt, enorme Müllmengen an den Straßenrändern, verängstigte Haustiere sowie ökologische Schäden und die Störung von Wildtieren. Dafür werden jährlich in Deutschland rund 100 Millionen Euro ausgegeben.
Bereits seit den Sommermonaten hatten Umweltschützer verstärkt mobil gegen das Böllern zum Jahreswechsel gemacht, weil sie Feinstaub und Müllberge verursache und gefährlich für Tiere und Kinder sei. Laut Umweltbundesamt (UBA) werden jährlich rund 4.200 Tonnen Feinstaub (PM10 ) durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern frei gesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht.
Diese Menge entspricht in etwa 25 Prozent der jährlich durch Holzfeuerungen und ca. zwei Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Die UBA-Broschüre zeigt anhand aktueller Auswertungen von Luftdaten, dass am ersten Tag des neuen Jahres die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch ist, wie sonst im ganzen Jahr nicht.
Das Einatmen von Feinstaub gefährdet die menschliche Gesundheit. Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen.
Der Umweltverband BUND mahnt daher ein Umdenken an. Es sei Zeit, „das Bewusstsein für ein zeitgemäßes Silvesterfeuerwerk zu wecken und Alternativen aufzuzeigen“, hieß es in einer Mitteilung. Einzelne Händler hatten mit ihrer Ankündigung, Silvesterböller aus dem Sortiment zu nehmen, für Aufsehen gesorgt. Die Deutsche Umwelthilfe hatte bereits im Sommer in vielen Städten ein Verbot privater Silvesterböllerei beantragt – stieß damit jedoch auf Ablehnung in den Kommunen. In einzelnen Großstädten gibt es auch dieses Jahr wieder Verbotszonen. Köln, Düsseldorf, Aachen, Bielefeld und Dortmund verbannen Raketen und andere Pyrotechnik in Verbotszonen.
Experten warnen regelmäßig vor den Gefahren durch verbotene Böller. Vor allem um den Jahreswechsel komme es immer wieder zu schlimmen Unfällen.
Auch in diesem Jahr rufen muslimische Hilfswerke und Vereine mit unterschiedlichen Slogans zu Spenden auf, statt es für Böller und Feuerwerke auszugeben. Einer davon ist das Bündnis der Islamischen Gemeinden in Norddeutschland e.V. (BIG) unter dem Motto „Spenden statt Böllern“ ruft sie gemeinsam mit Hasene International in diesem Jahr dazu auf, das Geld zu spenden und so einen Beitrag zur Bildung und humanitären Hilfe auf der gesamten Welt zu leisten.
Darüber hinaus rufen auch Hilfswerke wie „Deutsches Kinderhilfswerk“ und „Brot für die Welt“ mit ihrer Aktion zum Jahreswechsel zu Spenden auf. Ziel sei es, auch an die zu denken, die nichts zu feiern haben. „Wir laden dazu ein, das neue Jahr mit einem Geschenk an Menschen in Not zu beginnen. Der Spaß, den ein Feuerwerk macht, ist nur kurz. Die Freude, die durch Teilen entsteht, ist von Dauer“, erklärte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt. (dpa, iQ)