Viele Hochschullehrer empfinden nach einer Umfrage das Meinungsklima an deutschen Universitäten als einengend und intolerant.
Viele Hochschullehrer empfinden einer Umfrage zufolge das Meinungsklima an deutschen Universitäten als einengend und intolerant. Über eine entsprechende Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach berichtet die Zeitung „Die Welt“. Im Auftrag der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und des Deutschen Hochschulverbandes hatte das Institut demnach um die Jahreswende 1.106 Interviews mit Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern geführt.
In der Umfrage klagen Hochschullehrer, sie fühlten sich eingeschränkt durch aus ihrer Sicht zeitliche Überlastung, überbordende Bürokratie, fehlende Finanzmittel und rigide moralische Standards. So gab ein knappes Drittel an, sich durch formelle oder informelle Vorgaben zur „Political Correctness“ eingeschränkt zu fühlen. Eine große Rolle spielt dabei offenbar ein von vielen als intolerant empfundenes Meinungsklima an Universitäten, vor allem in politischen, religiösen und Genderfragen.
Den Angaben zufolge sind etwa 79 Prozent der Hochschullehrer der Meinung, es müsse erlaubt sein, einen Rechtspopulisten zu einer Podiumsdiskussion einzuladen. 74 Prozent denken zugleich, damit auf erheblichen Widerstand zu stoßen – entweder bei Studenten oder der Universitätsleitung. Anders bei der Einladung eines Linkspopulisten, die 84 Prozent der Hochschullehrer befürworten würden. Hier rechnen nur 21 Prozent mit Widerstand.
Einige Hochschullehrer plädieren in der Umfrage für weitere Aspekte, die ihrer Meinung nach zur universitären Freiheit gehören sollten. So finden 27 Prozent, es solle erlaubt sein, den Islam als Religion abzulehnen. 20 Prozent wollen den Staat Israel ablehnen, 16 Prozent wollen menschliche Embryonen klonen dürfen. Und sieben Prozent erheben Anspruch auf die Freiheit, das Grundgesetz ablehnen zu dürfen.
Ein weiteres Ergebnis der Befragung: 72 Prozent des Lehrpersonals finden, man solle sich gendergerechter Sprache verweigern dürfen – zum Beispiel also etwa „Studenten“ sagen dürfen statt „Studierende“. Zudem finden 43 Prozent der Hochschullehrer, es müsse erlaubt sein, den Klimawandel zu bestreiten.
Deutschland liegt laut Umfrage in der Einschätzung der Wissenschaftsfreiheit im internationalen Vergleich nach wie vor im oberen Drittel hinter der Schweiz, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden. 93 Prozent der Befragten finden, in Deutschland herrsche „sehr viel“ oder „viel“ Wissenschaftsfreiheit. Über die USA sagen das 87 Prozent, über China 11 Prozent der Befragten. (KNA, iQ)